Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Tode vereint aufeinander lagen.
„Pullio hat es erwischt und Tertinius ebenfalls! Probus ist auch tot, und Exoratus hat eine tiefe Wunde an der Seite!“, zählte er auf. „Einen Überblick über die leicht Verletzten habe ich noch nicht!“
Lucius schluckte. „Gut, verschaff dir einen Überblick und sorge dafür, dass alle ihre Wunden behandeln lassen!“ Er wandte seinen Blick von den Toten ab und half Voluminius auf die Beine. Dabei versuchte er, nicht an den jungen Tertinius auf seinem ersten Feldzug zu denken.
Tiberius ließ Damasia jetzt vollständig durch Lager und Gräben einschließen. Die Belgen wurden im Süden eingesetzt, um die Wege und Pfade in die Berge zu sperren.
Um auch die Wege nach Osten über den Fluss und den See zu blockieren, bauten die Legionäre am Seeufer die Geschütze auf und nahmen tagsüber die Boote unter Beschuss, die Nachschub und Verstärkung brachten. Die Licaten wagten jetzt nur noch nachts, Verwundete aus dem Ort und Verstärkung und Verpflegung hinein zu bringen.
Der Mut der Belagerten begann zu sinken, doch da traf die Hauptstreitmacht der Cattenaten ein, und der Kampfgeist wurde neu entfacht. Wenn jetzt noch die anderen Stämme anrückten, würde man die Römer in die Zange nehmen und zerschmettern.
Da jedoch erreichte die Versammlung der Krieger die Nachricht, dass ein zweites römisches Heer wie vom Himmel gefallen aufgetaucht war und sich von Sonnenaufgang her näherte. Und noch schlimmer: Die anderen Stämme waren umgekehrt und würden nicht zur Hilfe kommen. Damit waren sie auf sich allein gestellt.
Die Licaten und Cattenaten stellten sich zur Entscheidungsschlacht.
Zusammen konnten sie zehntausend Krieger stellen. Mehr Krieger hatten die Römer auch nicht zur Verfügung. Nach der Erfahrung der ersten offenen Schlacht beschlossen die Stämme nun, in Damasia und hinter dem Wall zu bleiben.
Tiberius ließ die Katapulte und Ballisten in Stellung bringen und den Wall planmäßig beschießen.
Schon nach kurzem Beschuss wagte keiner der Licaten mehr, aufrecht zu stehen. Alle hockten zusammengekauert hinter dem Wall, da die römischen Katapultschützen zielsicher eine Wache nach der anderen abschossen. Dann wurden die Ballisten gegen das Oppidum gerichtet. Die Steine rissen Lücken in die Palisaden und das brennende Pech setzte die Häuser in Brand. Die Vindelicer versuchten, das Feuer einzudämmen und die Lücken wieder zu schließen. Dabei mussten sie weitere Verluste durch die Katapultgeschütze hinnehmen. Den ganzen Tag ging der Beschuss unverändert weiter. Am Nachmittag setzten sich die nach Manipel gestaffelten Kohorten der Römer in Bewegung. Sie schützten einige kleine Kontingente an Hilfstruppen, die unmittelbar hinter ihnen folgten.
Lucius wischte seine Hand an einem Grasbüschel trocken, bevor er mit seinen Männern vorrückte. Hinter ihnen kamen die Hilfstruppen, die Säcke und Reisigbündel schleppten. Jeden Moment mussten sie einen Pfeil- oder Speerhagel erwarten. Er hörte aus der Ferne das Hornsignal, das von seinem Cornicen erwidert wurde.
„Testudo
bilden!“, rief er, und die Legionäre hoben die Schilde hoch oder hielten sie zur Seite, um so ein schützendes Dach über einer Gruppe der Hilfstruppen, die Säcke und Reisigbündel trug, zu bilden. Lucius spürte ein mulmiges Gefühl, als sich das Schilddach über ihm schloss. So blind vorzurücken behagte ihm nicht. Das Gefühl verstärkte sich noch, als der Pfeilbeschuss einsetzte. Er hörte, wie die Pfeile dumpf in die Schilde schlugen, und jedes Mal, wenn es über ihm einschlug, zuckte er unwillkürlich zusammen. Ripanus, der seine Reaktion bemerkte, sagte lakonisch: „Man muss sich an die
testudo
erst gewöhnen, Centurio, aber nach dem zehnten Mal isses halb so wild!“
Lucius versuchte, durch einen der Spalten etwas zu erkennen, und sah, dass die Licaten die Stellungen am ersten Graben besetzt hatten. Sie schleuderten Speere und Steine auf die
testudo
. Ein Stein traf direkt über ihm auf das Schilddach. Albanus, dessen Schild getroffen worden war, stieß einen Fluch aus.
„Verletzt?“, fragte Lucius besorgt.
„So’n Quatsch, Centurio!“, blaffte Albanus. „Von so ’nem kleinen Steinchen doch nich’. Da müssen die Scheißer schon mit Ballisten auf uns schießen. Nee, nee, aber der Stein hat bestimmt ’ne Beule verursacht und mein Centurio wird wieder rumkrakeelen von wegen Sorgfalt mit dem Material oder so!“
Die Legionäre um sie herum lachten, was unter dem Schilddach
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