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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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„Aber jetzt sage ich mir, hilf mir die Dinge und Menschen zu ertragen, Jupiter Optimus, die ich nicht ändern kann!“
    „Genau die richtige Einstellung für einen Legionär!“, lobte Gaius seinen Bruder. „Und wo wir gerade beim Thema sind, Vater hat alle nötigen Papiere, die du in Narbo brauchst, am Hausaltar hinterlegt. Ein Pferd wartet vor dem Haus.“
    Lucius sah seinen Bruder an „Ist es erst zwei Jahre her, dass Vater aus dem Osten zurückkehrte und mir verkündete, dass ich zur Legion soll? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor!“
    Gaius packte ihn an beiden Schultern. „Das war eine wichtige Zeit für dich, du musstest lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Was jetzt auf dich zukommt, wird nicht weniger hart! Aber wie ich Vater kenne, hat er alles getan, damit du gut vorbereitet bist!“
    Lucius stöhnte auf. „Das will ich doch hoffen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es noch härter werden kann!“
    „Und wenn doch?“ Gaius sah ihn halb ernst, halb belustigt an.
    „Dann habe ich wenigstens kochen gelernt!“ Lachend wandten sich die Brüder dem Ausgang zu und gingen Arm in Arm durch das Atrium.

    NARBO
    „Lucius Justinius Marcellus, Sohn des Gnaeus Justinius Marcellus, römischer Bürger, geboren im Jahr der Konsuln Marcus Antonius und Scribonius Libo, Tribus Terentia, unverheiratet, Wohnort
colonia
Arausio“, ratterte Lucius herunter. Der Schreiber notierte hastig mit. „Das römische Bürgerrecht wurde beglaubigt durch die Duoviri von Arausio“, erklärte Lucius und legte die beiden Schriftstücke auf den Tisch. Der Schreiber erbrach die Siegel und begann, die Erklärungen zu überfliegen.
    „Hier ist außerdem das Schreiben von meinem Vater, in dem er mir die Erlaubnis gibt, mich als Freiwilliger zu melden!“, führte Lucius weiter aus und legte eine weitere Schriftrolle auf den Tisch.
    Der Schreiber runzelte unwillig die Stirn und wies dann stumm auf den Librarius, der schon ungeduldig auf den Fußballen wippte.
    „Tunica ausziehen!“, schnarrte der, und Lucius streifte die Wolltunica ab. „Die andere auch, du Tropf!“ Der Stabsgefreite schüttelte den Kopf über so viel Begriffsstutzigkeit. Lucius zog die Leinentunica über den Kopf und warf sie zu Boden.
    Der Librarius ging um ihn herum und musterte ihn wie ein Bauer, der eine Kuh kaufen will.
    „Keine besonderen Kennzeichen!“, konstatierte er. „Mund auf!“
    Lucius öffnete gehorsam den Mund. Der Soldat sah hinein und fasste nach den Zähnen. Zufrieden nickte er und wies dann zur Wand, wo eine Messlatte befestigt war.
    „Sechs Fuß neunzehn!“, las er ab und befahl dann kurz: „Lendenschurz!“
    Lucius ließ den Lendenschurz fallen und der Librarius betrachtete Lucius’ Gemächt.
    „Definitiv männlich!“, sagte er schließlich anzüglich grinsend und wies ihn an, den Lendenschurz wieder anzuziehen.
    „Kannst du lesen und schreiben?“, fragte der Schreiber, der jetzt das erste Mal den Mund aufmachte.
    „Natürlich!“, sagte Lucius irritiert.
    „Natürlich!“, äffte ihn der Schreiber nach und zeigte auf eine Buchrolle vor ihm auf dem Tisch. „Lies vor!“
    Lucius zog die Rolle auseinander und begann zu lesen: „
Kein Gebäude kann ohne Ebenmaß und gutes Verhältnis gut eingerichtet sein, wenn es sich nicht genau wie der Körper eines wohl gebildeten Menschen zu seinen Gliedern verhält.“
    „Reicht!“, wurde er von dem Librarius unterbrochen. „Hast du das auch verstanden?“ „Irgendetwas aus der Architektur!“, sagte Lucius leichthin.
    „Irgendetwas aus der Architektur!“, äffte ihn wieder der Librarius nach. „Hach, wie süß, ein Intellektueller. Hoffentlich haben wir eine Einheit für so ein schlaues Bürschchen!“
    Mit diesen Worten schickte er Lucius in den Nebenraum. Arschloch, dachte sich Lucius, und bückte sich, um seine Tunicen aufzuheben. Er riss dem anderen dabei wie unabsichtlich die Wachstafel aus der Hand. Der war doch auch bloß ein Librarius, der wahrscheinlich seit der Grundausbildung kein Schwert mehr in der Hand gehabt hatte und sich jetzt hier als Mustersoldat aufspielte.
    Als er den Nebenraum betrat, blieb er wie angewurzelt stehen und sah sich erstaunt um. Der Raum war schmal, aber fast dreißig Fuß lang, auf den Boden war ein dicker, zwanzig Fuß langer schwarzer Strich gemalt, der kurz vor einer weiteren Tür endete. Direkt vor Lucius lehnten ein Scutum und ein Speer an der Wand. Bis auf einen Tisch war der Raum leer. Neben dem Tisch stand ein älterer Mann in einer

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