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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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hat ihn überzeugt.“
    „Was für geheime Treffen?“, fragte Lucius begierig. Gab es da vielleicht irgendwelche verborgenen Aktivitäten, in die die Familie verstrickt war? Wie aufregend!
    „Was weiß ich!“, war Gaius’ ernüchternde Antwort. „Ich habe es nur so dahingesagt, weil es wichtig und politisch klang!“
    „Ach so!“ Lucius war enttäuscht.
    „Heute gibt es ein großes Abendessen“, sagte Gaius. „Ich soll dir ausrichten, dass du erscheinen darfst!“
    „Dass ich erscheinen darf?“, fragte Lucius empört.
    Gaius hob die Hände. „Ich habe die Botschaft wortwörtlich ausgerichtet. Wenn du mich fragst, hat der alte Herr die Festlichkeit nicht zufällig auf deinen letzten Abend gelegt. Tullius, Siculus, Ebulum und Maestus sind mit ihren Söhnen eingeladen. Es ist wahrscheinlich so etwas wie ein Abschiedsfest, ohne dass wir es so nennen dürfen. Außerdem kann er da noch ein paar Kontakte pflegen.“
    Der Gedanke, dass seine Freunde da sein würden, besänftigte Lucius ein wenig. Warum musste Vater so eine Komödie aufführen? Fiel es ihm so schwer, sich angemessen von seinem Sohn zu verabschieden? Er hatte doch nun wirklich genug gebüßt für seinen Fehltritt!
    „Ich habe etwas für dich!“, fuhr Gaius fort und unterbrach Lucius’ Gedankengänge. Er reichte ihm einen Buchbehälter. „Da Vater dir kein Buch aus der Bibliothek mitgeben will, dachte ich mir, ich schenke dir dieses hier!“
    Lucius öffnete vorsichtig den Behälter und holte die Buchrolle heraus.
    „Was ist es?“, fragte er neugierig und zog die Schriftrolle auseinander.
    „Arma virumque cano Troiae qui primus ab oris!
    Kampf und den Helden besing ich, den einst von den Ufern von Troja sein Los an Laviniums Küsten trieb
,
    der durch Länder und Meere gar viel vom Willen der Götter und von dem dauernden Zorn der erbitterten Juno geschleudert
…“
    Er brach ab und blickte freudig überrascht auf. „Die
Aeneis
? Die
Aeneis
von Vergil?“
    „Ja“, sagte Gaius schlicht. „Vergil hat zehn Jahre daran gearbeitet. Angeblich soll er sie kurz vor seinem Tode Varius und Tucca übergeben haben. Um sie zu vernichten und nicht, um sie zu veröffentlichen.“
    Lucius war gerührt über dieses Geschenk. Dieses Buch musste seinen Bruder eine ganz schöne Stange Geld gekostet haben. Er würde sich aus seiner Kriegsbeute revanchieren, schwor er sich. Fast feierlich steckte er die Buchrolle wieder in ihren Behälter zurück. Er würde Gaius vermissen, seinen großen, vernünftigen Bruder.
    Er ging in sein Zimmer, um seine Ausrüstung zu packen. Einfache Leinentunicen und Wolltunicen, Tunicen für den Alltag, zwei gefärbte Tunicen für besondere Anlässe, zwei Kapuzenumhänge, Bade- und Rasiersachen, Schreibutensilien, Papyrii, Wachstafeln und Griffel. Lucius berührte jedes Stück mit der Hand und zählte im Kopf die Dinge noch einmal auf, die er brauchte.
    Schon morgen würde er nach Lugdunum aufbrechen, um zu den Adlern zu gehen. Er konnte es sich gar nicht richtig vorstellen und hatte ein flaues Gefühl im Magen. Am besten würde er sich mit einem Buch ablenken. Nicht mit der
Aeneis
, nein, die würde er sich noch aufsparen. Er ging in die Bibliothek und zog aufs Geratewohl ein Buch heraus und begann zu lesen. Nach wenigen Zeilen stoppte er. Ein ungutes Gefühl hatte ihn beschlichen. Das Gefühl, beim Packen etwas vergessen zu haben, aber was? Er ließ das Buch sinken und überlegte. Am besten wäre es, sicherheitshalber noch einmal nachzuschauen. Er ging wieder hinauf in sein Zimmer und sah das Bündel durch. Jupiter sei Dank alles da! Erleichtert verschloss er das Bündel und ging wieder hinunter. Das mulmige Gefühl, etwas vergessen zu haben, verließ ihn jedoch immer noch nicht. Drei Mal ging er in sein Zimmer, um das Bündel wieder und wieder zu kontrollieren. Als er nach dem dritten Mal die Treppe herunterkam, sah er seinen Vater mit Hektor im Atrium stehen. Hektor zuckte erschrocken zusammen, als er Lucius auf der Treppe sah, und schaute betreten zu Boden.
    Gnaeus Marcellus sah kurz zu ihm herüber. „Ah, Sohn, du bist wieder da. Komm mit ins Arbeitszimmer!“, wies er ihn wie selbstverständlich an. Als sei die Tatsache völlig unerheblich, dass mehr als ein Jahr vergangen war, seit er das letzte Mal mit seinem Sohn gesprochen hatte. Lucius beeilte sich, ihm zu folgen. Gnaeus Marcellus setzte sich hinter den Schreibtisch und fragte barsch, noch ehe Lucius Platz nehmen konnte: „Musterung bestanden?“
    „Äh …

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