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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Militärtunica, der gerade einen Schluck aus einem Becher trank. Als er Lucius hereinkommen sah, stellte er den Becher mit einem Knall auf den Tisch zurück. Lucius sah fasziniert den Helm an, der auf dem Tisch lag. Der Federbusch wies den Träger als Optio aus, konstatierte Lucius, stolz, dass er sich das gemerkt hatte.
    „Los, beeile dich und hör auf zu glotzen, du dummer Bauer! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“, schnauzte ihn der Optio an und riss ihm die Wachstafel aus der Hand. „Ohhh!“, sagte er. „Du bist gar kein Bauer, du bist ein Freigelassener!“
    „Was?“, begehrte Lucius auf. „Ich bin freier römischer Bürger und meine Vorfahren auch!“ „Natürlich, junger Herr!“, sagte der Optio ironisch. „Da du die
tria nomina
führst, bist du von Adel und möchtest nur so zum Spaß als Miles anfangen. Tribun ist dir zu langweilig.“
    „Dass meine Familie die
tria nomina
führt, ist eine lange Geschichte!“, begann Lucius eifrig zu erzählen. „Das geht zurück auf die punischen Kriege!“
    „Wen interessiert das, du
asinus
?“, brüllte ihn der Optio an. „Nimm sofort den Schild und den Speer und lauf auf dem schwarzen Strich zur anderen Seite des Raumes! Dort machst du kehrt und kommst wieder zurück. Das Ganze sechs Mal. Und mach voran, sonst komme ich über dich wie Claudius Nero über Hasdrubal am Metaurus.“
    Lucius ließ seine Sachen auf den Boden fallen und nahm Schild und Speer auf. Er rannte auf dem Strich auf die andere Seite des Raumes, dort machte er kehrt und lief wieder zurück. Nach dem sechsten Mal stellte er Schild und Speer wieder ab. Der Optio beobachtete intensiv Lucius’ Brust, offenbar, um seine Atmung zu kontrollieren. Da wird er nichts finden, dachte Lucius bei sich. Nach dem Training der letzten Monate ist das hier ein Kinderspiel.
    Der Optio nickte zufrieden: „Du bist in guter Form! Jetzt nimm den Speer mit einer Hand und strecke den Arm aus!“
    Lucius tat, wie ihm geheißen war, und hielt den Speer von sich gestreckt. Der Optio wartete einige Herzschläge lang und wies Lucius dann an, die Hand zu drehen, zuerst links herum und dann rechts herum und wieder links und wieder rechts. Lucius wirbelte den Speer von links nach rechts und wieder zurück und wieder hin und wieder zurück.
    „Andere Hand!“, kam es kurz von dem Optio und Lucius wechselte zur linken Hand.
    „Wozu dient das?“, fragte Lucius, während er die Hand drehte.
    Der Optio beobachtete Lucius’ Bewegungen und musterte sein Gesicht. „Festzustellen, ob mit deinen Händen und Armen alles in Ordnung ist, ob du keine Verletzungen oder Beeinträchtigungen hast!“, erklärte der Optio in einem gelangweilten Ton, der erkennen ließ, dass er derartige Fragen nur ungern beantwortete.
    „Jetzt stell den Speer beiseite und mach einen Weitsprung!“, kommandierte er.
    Lucius versuchte, aus dem Stand so weit wie möglich zu springen.
    „Jetzt hoch! Und wieder weit! Und wieder hoch!“
    Lucius kam sich vor wie ein Hase, der durchs Feld gejagt wird. Endlich war der Optio zufrieden, machte einige Notizen auf der Wachstafel und reichte sie an Lucius zurück. Wortlos zeigte er auf die andere Tür. Lucius landete erneut in einem Wartezimmer, das allerdings leer war. Er nutzte die Zeit, um sich erst einmal wieder die Tunicen überzustreifen und zu gürten. Kaum war er damit fertig, ging die Tür auf und eine Stimme brüllte: „Der Nächste!“
    Er trat durch die Tür und stand nicht in einem Zimmer, sondern in einem sonnigen Innenhof. Auf der einen Seite stand ein Tisch, hinter dem ein Schreiber kauerte. In der Mitte des Hofes befand sich eine merkwürdige Konstruktion: ein Stuhl mit einer Halterung, auf die ein Wagenrad montiert war. Ein weiterer Mann stand an einer Kurbel, die offenbar dazu diente, das Wagenrad zu drehen. Lucius betrachtete das Gestell voller Erstaunen. Ein kleiner Mann zerrte Lucius ungeduldig am Arm zu dieser Konstruktion und drückte ihn auf den Stuhl. Lucius wurde angewiesen, durch das Wagenrad zum Himmel schauen. Da das Wagenrad zur Sonne ausgerichtet war, war das nicht besonders angenehm. Lucius kniff die Augenlider angestrengt zusammen.
    „Fertig?“, fragte der kleine Mann.
    „Fertig wofür?“, fragte Lucius verwundert.
    „Schau einfach durch das Rad!“, erwiderte der andere. Beim Kommando „Los!“ begann der Mann an der Kurbel, diese zu betätigen. Das Rad begann sich zu drehen und Lucius starrte wie hypnotisiert darauf. Es wurde immer schneller und schneller. Bald

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