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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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ja!“
    „Gut, gut!“, sagte der Vater gedehnt und sprang wieder auf, um zwei Becher Wein einzuschenken. Er schien nach Worten zu suchen und forderte Lucius erst einmal auf, sich zu setzen. Da es am Nachmittag bereits kühl war, rückte Lucius seinen Stuhl näher an das Kohlebecken und nahm dann einen der Becher entgegen.
    „Mein Sohn!“, begann Gnaeus bedeutsam, nachdem er sich wieder gesetzt hatte. „Morgen beginnt für dich ein neues Leben! Ein Leben bei den Adlern!“ Er machte eine Pause.
    Bei Mars, dachte Lucius, was für ein theatralischer Beginn.
    „Du hast dich im vergangenen Jahr tapfer geschlagen und deine Aufgaben gemeistert. Das war bereits mehr, als ich erwartet hätte, und ich wage zu hoffen, dass du im Dienste der Legion deine
dignitas
und die unserer Familie vollends wiederherstellen wirst.
    Du wirst mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Körperlich habe ich dich so gut es ging darauf vorbereiten lassen. Jetzt habe ich aber noch ein paar wichtige Ratschläge für dich. Du wirst dich gegenüber Centurionen und Soldaten durchsetzen müssen. Deine Untergebenen werden versuchen, deine Schwäche zu erkennen, und sie für sich ausnutzen wollen. Sei zu ihnen hart und streng, aber gerecht! Fordere nichts von ihnen, was du nicht selber bereit bist zu leisten! Zeige ihnen, dass du ihnen vertraust und dass sie dir vertrauen können! Und wenn deine Autorität und dein Rang alleine nicht weiterhelfen, nimm die Vitis, den Stock der Centurionen, zur Hilfe! Einige Hiebe bringen auch den lahmsten Soldaten auf Trab. Sei bereit, dich auch körperlich durchzusetzen! Du hast Boxen und Ringen gelernt, wende es an! Sei dir deines Platzes in der Hierarchie bewusst! Du bist der Jüngste und Unerfahrenste der Centurionen. Lerne von den anderen, ertrage ihre möglichen Schikanen, aber sei selbstbewusst und versuche dich durchzusetzen!“
    Lucius hörte ihm aufmerksam zu und versuchte, sich seine Worte einzuprägen. Sein Vater machte wieder eine Pause und trank einen Schluck.
    „Der Schlüssel zu deinem Erfolg ist, dass du es alleine schaffst, ohne Hilfe. Nur dann kannst du dich durchsetzen. Du kannst ab morgen nicht mehr mit meiner Hilfe rechnen. Alles, womit ich dir helfen konnte, habe ich getan. Meine Verbindungen, um dir den Weg zu deiner Centurionenstelle zu ebnen, meine Erfahrung für deine vormilitärische Ausbildung. Jetzt kommt es auf dich an. Du wirst es nur schaffen, wenn niemand da ist, zu dem du gehen kannst, wenn es nicht so läuft, wie du es gedacht hast. Den Respekt deiner Männer musst du dir ganz alleine verdienen.“
    Lucius schluckte. Er hatte gar nicht darüber nachgedacht, ob sein Vater ihm bei der Legion weiterhelfen würde, und hatte es auch gar nicht erwartet, aber es so deutlich gesagt zu bekommen, war etwas anderes.
    „Dies gilt ebenso für finanzielle Dinge!“, fuhr sein Vater fort. „Du bekommst Sold und Anteil aus der Kriegsbeute, das muss für dich reichen!“, sagte er mit Nachdruck. „Ich habe in meinem Testament verfügt, dass dein Erbe so lange von deinem Bruder verwaltet wird, bis du die Adler verlässt. Solange du unter den Adlern dienst, wirst du von mir kein Kupferas bekommen. Alles, was du zum Leben brauchst, wirst du dir selbst verdienen müssen. Du bist schließlich kein adliger Offizier, der gewohnt ist, in Luxus zu leben, sondern ein Centurio, das Rückgrat und Herzstück der römischen Armee. Ein Centurio bekommt nichts geschenkt, sondern verdient sich seinen Rang, seine Privilegien und sein Geld durch Einsatz und Leistung. Merke dir das, Lucius!“
    Er machte eine Pause und Lucius schickte sich an aufzustehen, als sein Vater plötzlich in einem ungewohnt milden Tonfall fortfuhr: „Warte, mein Sohn! Noch ein Letztes. Ich habe ein Geschenk für dich.“
    Er wies feierlich auf einen Tisch an der Wand, auf dem ein kunstvoll gearbeiteter Schrein stand. Ein Schrein, den man auf Reisen mitnehmen konnte, um unterwegs den Hausgöttern zu opfern.
    „Du bist kein
pater familias
, aber du führst ab jetzt dein eigenes Haus. Vergiss die Götter und deine Ahnen nicht, erweise dich ihrer würdig!“
    Lucius nickte ergriffen. Ich werde mich ihrer würdig erweisen. Ich werde mir alles selbst erarbeiten, und wenn ich dann Wein aus Kampanien trinken kann, weiß ich, dass ich mir das selbst verdient habe. Als er zu seinem Vater sah, um ihm zu danken, hatte dieser wieder seine gewohnt distanzierte Miene aufgesetzt und schnitt ihm streng das Wort ab: „Nun aber genug der unnützen

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