Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)
Jahr?“, bibberte Sextus. „Wie kannst du bei der Kälte nur in einer Tunica im Garten stehen?“
Alle hatten das Haus verlassen und zitterten jetzt vor Kälte. „Einem abgehärteten Soldaten wie Lucius macht doch so ein bisschen Kälte nichts!“, stellte Quintus fest.
„Aber mir!“, sagte Titus trocken.
Lucius musste lachen und erzählte von seinem Wintermarsch mit Hektor.
„Verrückt!“ Appius schüttelte den Kopf. „Du musst verrückt sein!“
Auch die anderen starrten ihn mit Mienen an, die durchblicken ließen, dass sie das Gleiche dachten. Lucius zuckte leichthin mit den Achseln. „Wer weiß!“
Er machte eine Pause und setzte sich auf die kalte, steinerne Bank am Brunnen.
„Lucius!“, rief Titus entsetzt. „Bist du wahnsinnig? Du holst dir doch den Tod, wenn du dich auf die kalten Steine setzt!“
Was für Jammerlappen, dachte sich Lucius, überrascht davon, wie verweichlicht ihm seine Freunde nun erschienen. „Wisst ihr, was wirklich merkwürdig ist? Bisher war ich gespannt auf Kriegsgeschichten und Erzählungen von Kämpfen!“ Er beachtete die Blicke, die sich seine Freunde zuwarfen, nicht. „Aber heute ist das anders. Wenn ich die Gäste von einem Feldzug gegen die Germanen oder gegen die Raeter reden höre, muss ich sofort daran denken, dass ich das nächste Mal vielleicht dabei bin!“ Er machte eine Pause. „Und dann wird mir ganz komisch!“ Die anderen schwiegen.
„Ja, es ist immer etwas anderes, ob einen die Sache selbst betrifft oder nicht“, sagte Quintus schließlich. „Man kann es nicht mit einem Feldzug vergleichen, aber als es Probleme in einer Niederlassung meines Vaters gab und ich hingeschickt wurde, die Sache in Ordnung zu bringen, wurde mir anders. Früher, wenn ich hörte, es gibt ein Problem, wusste ich, Vater schickt jemanden, der das Problem lösen soll. Und plötzlich war ich derjenige.“ Jetzt nickten sie alle zustimmend.
„Ich habe mir fast in die Tunica gemacht!“, fügte Quintus unter allgemeinem Gelächter hinzu. „Und nun lasst uns reingehen, bevor mir alles abfriert und ich meinen Pflichten nach dem neuen Ehegesetz nicht mehr nachkommen kann!“
Lucius prustete los und die sentimentale Stimmung, die ihn ergriffen hatte, verflog. Er sprang auf. „Kommt! Gehen wir wieder rein!“
„Einen Moment!“, sagte Quintus. „Wir haben etwas für dich! Komm, gib es ihm, Titus!“
Titus trug ein Paket in der Hand, das er Lucius übergab. Es hatte die Länge eines Unterarms. Lucius wickelte gespannt das Tuch ab und hielt erstaunt inne. Ein Gladius! Seine Freunde hatten ihm einen Gladius geschenkt! Sein erstes eigenes Schwert. Er zog es aus der Scheide und betrachtete verzückt die elegante Waffe. Sie lag perfekt ausbalanciert in seiner Hand. Die zweischneidige Klinge verjüngte sich in der Mitte, wurde dann wieder breiter und lief im vorderen Drittel in einer langgezogenen Spitze aus. Der Gladius an sich war von den Keltiberern übernommen. Doch dieses Exemplar war ein beeindruckendes Beispiel für die römische Handwerkskunst. Lucius ließ das Schwert durch die Luft sausen und steckte es mit einem eleganten Schwung in die Scheide zurück. Diese war der Waffe angemessen: Metallbeschläge mit Goldverzierung bedeckten sie. Als Motive waren eine Kampfszene und eine römische Wölfin zu sehen. Lucius malte sich aus, wie er mit dieser prachtvollen Waffe seine neuen Kameraden beeindrucken würde.
Voller Rührung über dieses großartige Geschenk bedankte er sich überschwänglich. Er wusste, dass der Weg, den er eingeschlagen hatte, für seine Freunde schwer nachvollziehbar war. Und doch respektierten sie ihn dafür.
Als sie ins Atrium zurückgingen, überlegte er kurz, ob er den Gästen und seiner Familie das neue Schwert zeigen sollte. Er kam zu dem Schluss, dass es besser sei, es ohne Aufsehen auf sein Zimmer zu bringen. Sorgfältig wickelte er es wieder in das Tuch, ging eilig die Treppe hinauf und legte den Gladius neben sein gepacktes Bündel.
IM • LAGER • DER • LEGIONEN
LUGDUNUM
Quintus Galarius war über fünfzig, ergraut und mit der typischen kahlen Stelle auf dem Kopf, die ihn als lebenslangen Helmträger auswies. Er hatte eine Reihe von Tapferkeitsauszeichnungen bekommen, Halsringe, Armreife aus Gold und Silber und die Phalerae, die neun Metallscheiben, die auf der Brust getragen wurden.
Wenn er sie nicht trug, waren die Auszeichnungen alle in seinem Büro aufgestellt, so dass jeder sie sehen konnte. Quintus Galarius, der Lagerpräfekt
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