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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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Legion wisst, mit anderen Worten: hier ein Nichts und Niemand seid, werdet ihr zunächst das ganz normale Ausbildungsprogramm für Rekruten absolvieren. Was es heißt, ein Centurio zu sein, das werdet ihr nebenbei lernen, zusätzlich zur Grundausbildung!“
    Der Lagerpräfekt machte ein Gesicht, als ob er statt Posca reinen Essig erhalten hätte. Schließlich fuhr er fort: „Centurio Vulso wird eure Ausbildung leiten. Wenn ihr bis zum Ende durchhaltet, werdet ihr zum Centurio ernannt und könnt euren Dienst antreten. Wenn nicht, wenn ihr zusammenbrecht oder aufgeben wollt, könnt ihr jederzeit sofort gehen. Oder als Miles anfangen. Ihr werdet wie normale Rekruten behandelt. Ihr werdet euch gemeinsam ein Zimmer teilen. Eure Sklaven werden während der Zeit der Grundausbildung woanders beschäftigt werden. Zimmerreinigung, Instandhaltung der Waffen, Essenkochen werden ab jetzt eure Aufgabe sein. Wenn ihr schlappmacht und die Grundausbildung nicht durchsteht, könnt ihr eure Sachen packen!“ Der Präfekt winkte ihnen zu gehen. „Wegtreten!“
    Sie fragten sich zu ihrer Unterkunft durch und erreichten schließlich ihre Baracke. Mit flauem Gefühl im Magen trat Lucius durch die Tür in den Vorraum. Sein Blick wanderte über die Regale, in denen sie ihre Ausrüstung verstauen sollten. Er ging weiter zum zweiten Raum. Hier standen vier Etagenbetten, auf denen die acht Männer eines Contuberniums schliefen. Licht fiel durch das kleine Fenster an der Decke herein, das gleichzeitig als Rauchabzug diente. Lucius betrachtete die rußgeschwärzte Wand und die Kochstelle am Boden. Hier also würde er die nächsten Monate wohnen, schlafen und essen. Carvus und Mellonius hatten sich hinter ihm in den Raum gedrängt und sahen zweifelnd auf die Kochstelle.
    „Kann einer von euch kochen?“, unterbrach Carvus die Stille.
    Sie hatten ihre Waffen und die übrige Ausrüstung abgeholt, Vorräte für ein
nundinum
bekommen und im Regal verstaut. Carvus und Mellonius hatten im Vicus einen brauchbaren Tropfen Wein und eine Sonderration Speck und Fleisch organisiert. Lucius bereitete einen Erbsenbrei mit Speck zu.
    „Was für ein Glück, dass wir mit so einem vielseitigen jungen Mann unsere Unterkunft teilen!“, bemerkte Carvus leutselig und prostete ihm zu. „Woher kommst du?“
    „Aus Arausio!“, entgegnete Lucius und hackte den Knoblauch klein.
    „Aus Arausio? Wir beide kommen aus Rom!“, entgegnete Mellonius, wobei er den Namen der Hauptstadt bedeutsam betonte.
    Hauptstadt oder Provinz. wie sich herausstellte, war es in allen drei Familien die gleiche Geschichte gewesen: Augustus hatte sie mit einem großzügigen Stipendium ausgestattet und den Familien so erlaubt, in den Ritterstand aufzusteigen. Dafür musste sich jeweils ein Sohn zur Legion melden, um Centurio zu werden.
    Carvus und Mellius sprachen nicht weiter über die frostige, ablehnende Sonderbegrüßung durch ihre künftigen Ausbilder. Lucius aber ging der drohende Blick von Titus Valens nicht aus dem Kopf. Wir müssen auf der Hut sein, dachte er. Auch der Präfekt ist uns nicht wohlgesinnt.
    Nach dem Essen legten sich Carvus und Mellonius direkt schlafen, Lucius ging noch einmal in den Vorraum. Er packte das kleine Lararium aus, das er von seinem Vater bekommen hatte. Er nahm ein Messer und ritzte sich vorsichtig den Arm. Dann ließ er ein wenig Blut vor dem Lararium auf den Boden tropfen. Ein Blutopfer für die Laren und Penaten wurde eigentlich selten vollzogen, aber Lucius schien es in diesem Moment mehr als angemessen. Schließlich war dies der Beginn eines völlig neuen Abschnittes in seinem Leben, und dafür erbat er sich das Wohlwollen der Götter.
    Frisch ausgerüstet und bewaffnet stand die Centurie auf dem Exerzierplatz. Vulso und sein Optio Antinius inspizierten die Legionäre. Sie verbesserten den Sitz der Kettenhemden und wiesen die Rekruten an, ihre
caligae
, ihre genagelten Sandalen, besser zu schnüren. Wie Lucius bereits schmerzhaft bei seinen Märschen mit Saxum erfahren hatte, mussten sie eng sitzen, damit kein Stein unter den Fuß rutschen konnte.
    Einmal gab es ein fürchterliches Donnerwetter, weil einer der Rekruten das Schwert auf der linken Seite trug. Ein einfacher Legionär trug sein Schwert rechts. Nur einem Centurio war es gestattet, das Schwert links zu tragen. Während der Rekrut zusammengestaucht wurde, ging ein Rascheln und Schleifen durch die Reihen, da alle Rekruten, die ihr Schwert auch links hatten, es schnell auf die andere Seite

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