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Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Centurio der XIX Legion: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Pollmann
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hängten. Vulso und Antinius taten so, als ob sie diese hektischen Aktivitäten nicht mitbekämen.
    „Was haben wir denn da?“, fragte Vulso erstaunt und blieb vor Lucius stehen. „Bei Mars, du musst der neue Legat sein. Welche Ehre, dass du dich hier zu uns gesellst!“
    Lucius fühlte sich unbehaglich. Was war denn jetzt schon wieder falsch? Vulso starrte auf das Schwert, das Lucius, wie es sich für einen Rekruten gehörte, rechts trug.
    „Dir sind wohl unsere normalen Waffen nicht gut genug, was?“, höhnte der Centurio. „Als Sohn eines Ritters bist du Besseres gewohnt, was?“
    Lucius verfluchte sich innerlich. Er hätte es besser wissen müssen nach dem, was bei der Begrüßung der Rekruten passiert war! Er trug das reich verzierte Schwert, das ihm seine Freunde geschenkt hatten. Das einfache Schwert, welches ihm der Waffenmeister ausgehändigt hatte, lag im Quartier.
    Da ihm keine passende Antwort einfiel, schwieg er. Das war ein Fehler.
    „Vornehmes Schweigen. Du hältst dich wohl für einen Patrizier, der über uns Pöbel steht!“, brüllte Vulso. „Los, im Laufschritt ins Quartier! Hol deine richtige Waffe – und wehe, du trödelst! Wenn ich dich noch einmal mit dieser Theaterwaffe erwische, prügle ich dich durch. Optio, begleite ihn!“
    Lucius drehte sich um und rannte zu seinem Quartier. Der Optio folgte ihm und bedachte ihn dabei mit Schmähungen und Beschimpfungen. Im Quartier angekommen, riss Lucius den einfachen Gladius vom Haken und legte sein eigenes Schwert ab. Sofort trieb ihn der Optio wieder zur Truppe zurück. Außer Atem erreichte er seinen Platz in der Reihe.
    Vulso beendete die Inspektion und stellte sich vor die Rekruten.
    „So,
famulas
. Nachdem ihr jetzt alle eingekleidet seid und hübsch ausseht, so richtige Muttersöhnchen, werden wir mit eurer Ausbildung beginnen!“ Er machte eine Pause.
    „Als Erstes werden wir euch in das Geheimnis des Gleichschrittes einweihen! Dieses Geheimnis ist das Alpha und Omega des Marschierens. Und marschieren wird eure Hauptbeschäftigung sein, solange ihr bei den Adlern seid. Wobei ihr schwachbrüstigen Memmen allenfalls als Futter für die Raben dient. Also wenn ich ‚Links um!’ sage, dreht ihr euch alle mit dem Gesicht nach da! Nach dem Befehl ‚Auf links!’, macht der Rekrut vorne links den ersten Schritt mit dem linken Fuß. Ihr anderen fallt dann ein!“ Er befahl einem Rekruten, sein Pilum zu senken, und zeigte dann auf den Schaft von der Hand bis zur Pilumspitze.
    „Dies ist der Abstand zum Vordermann! Alles klar? Links um!“
    Ein uneinheitliches Scharren und Scheppern erklang. Aus einer Stelle der Kolonne ertönte ein unterdrücktes „Andersherum, du Blödmann!“
    Vulso beobachtete sie mit Argusaugen, ging an die Spitze und bellte seinen nächsten Befehl:
    „Auf links! Los,
aequatis passibus
, im Gleichschritt!“
    Die Spitze der Centurie stampfte los, aber sofort brüllte Vulso: „Halt, stehen bleiben!“
    Die Centurie hielt an, hier und da hörte man ein lautes Scheppern, wenn ein Rekrut gegen seinen Vordermann stieß. Vulso war vor dem Rekruten am Anfang der linken Reihe stehen geblieben.
    „Ich hatte gesagt mit dem LINKEN Fuß! Weißt du nicht, wo links ist?“
    „Doch, Centurio!“, beeilte sich der Angesprochene zu sagen.
    „Schön! Und damit du es nicht vergisst!“ Die Vitis sauste durch die Luft und traf den Rekruten auf den Oberschenkel. Der Getroffene heulte auf. „Links ist da, wo dein Oberschenkel schmerzt! Los auf links! Im Gleichschritt!“
    Wieder setzte sich die Centurie in Bewegung, aber schon nach wenigen Metern mussten sie erneut anhalten. Diesmal hatte die zweite und dritte Reihe nicht genug Abstand gehalten.
    Vulso tobte: „Ihr verdammten
effeminati
! Wollt ihr eure Vordermänner besteigen oder warum lauft ihr so eng hinter ihnen? Los, Abstand, weiter zurück, noch weiter!“ Ein Schmerzensschrei ertönte, als einer der Männer beim Zurückgehen seinem Hintermann auf den Fuß trat.
    „Ich habe noch nie so einen jämmerlichen Haufen gesehen. Auf dem Schlachtfeld seid ihr schneller tot, als ihr ‚Mama’ sagen könnt. Ein Gutes hat dieser Abklatsch von Legionären schon: Die Gallier lachen sich bei eurem Anblick tot, so dass uns anderen viel Arbeit erspart bleibt!“
    Auch in den folgenden Tagen fielen Vulso und Antinius mit wüsten Beschimpfungen über sie her, sobald der kleinste Fehler auftrat. Die Centurie marschierte über den Exerzierplatz. Sie schwenkte, machte kehrt Marsch, fiel in den

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