Century Love - Tödliches Fieber: Roman (German Edition)
Rob. Sein schwarzes Haar lockte sich im Nacken – ich würde es gern glatt streichen.
Ich strengte mich an, nicht mehr an Seth zu denken. Dr. Franklin redete über doppelsträngige RNA-Viren, was mich zur Sache zurückbrachte. Sie verglich die Replikationsraten mit denen eines DNA-Virus. Das Thema erinnerte mich an eine meiner unlösbaren Fragen hinsichtlich Professor Ambrose und ich meldete mich, ohne länger nachzudenken.
»Dr. Franklin, sind Sie schon mal auf ein Virus gestoßen, das sich überaus schnell vermehrt? Ich rede von einer Geschwindigkeit, die dreihundertmal höher wäre als eine noch wahrnehmbare Bewegung.«
Dr. Franklin zog die Stirn kraus. Doch ich war nicht mehr aufzuhalten. »Ich meine ein Virus, das innerhalb einer Millisekunde eine ausgewachsene T-Zelle in nichts auflöst.«
Dr. Franklin starrte mich an, als hätte ich endgültig nicht mehr alle Tassen im Schrank. Dann lachte sie. »Das sieht Ihnen gar nicht ähnlich, Eva, Science-Fiction mit einer glaubhaften Hypothese zu verwechseln. Unabhängig von der Replikationsgeschwindigkeit kann kein Krankheitserreger eine Zelle dazu bringen, sich aufzulösen. Zellen können explodieren oder gefressen werden, aber wie Sie sicher wissen, kann Materie nicht einfach aufhören zu existieren.«
Ich kniff die Augen zusammen. Sie hatte recht, es ergab keinen Sinn. Ich kaute auf meinem Bleistift und schüttelte den Kopf. Was hatte ich an jenem Tag nur gesehen?
Ich zwang mich in die Gegenwart zurück. Dr. Franklin schrieb einen Lehrsatz an die Tafel. Ich las ihn und erstarrte. Statt den Satz abzuschreiben, sah Seth mich an.
Doch ich musste mich von ihm losreißen, weil Dr. Franklin bereits weiterredete. »Falls sich jemand ganz besonders fürVirenangriffe interessiert …« Dabei sah sie in meine Richtung. »Ich werde heute Nachmittag einige Objektträger mit dem Adenovirus für einen Vortrag über Das Eindringen in die Wirtszelle und die darauf folgende Replikation präparieren. Glücklicherweise ist die Replikationsrate dieses Virus’ gut wahrnehmbar!«
Hey, Ironie war ich gewohnt, damit konnte ich umgehen. Statt mich gedemütigt zu fühlen, dachte ich über meinen Zeitplan nach. Die Hamlet -Probe war um halb zwei, also blieben mir mindestens vierzig Minuten.
Als es klingelte, rannte ich zum Speisesaal, schnappte mir ein Stück Pizza und lief direkt zum Biologielabor zurück. Ich konnte nur hoffen, dass Dr. Franklin die Objektträger noch vor ihrer Mittagspause bearbeitete.
Doch sie war nicht da. Ich setzte mich neben das Quantenmikroskop und betrachtete es. Selbstverständlich war ich in Versuchung nachzusehen, was sie darunter liegen hatte. Aber ich würde mich hüten, das verflixte Ding auch nur anzufassen, ehe sie wieder da war. Ich hatte meine Lektion gelernt. Stattdessen knabberte ich meine Pizza und wartete geduldig.
Auf einmal spürte ich, dass hinter mir jemand den Raum betrat. Ich wusste sofort, wer es war, denn schon allein seine Anwesenheit ließ mich heiß erschauern.
Ich drehte mich also lieber nicht um. Doch als er mich sanft an der Schulter berührte, strömte die Hitze wie Elektrizität durch meinen Körper. Sie war nicht so stark, dass mir schwindelig wurde, aber stark genug, um meinen Puls zu beschleunigen.
Ich drehte mich um.
»Liv… Eva …«
Er sah mich mit seinen unglaublichen Augen an und einen Augenblick lang wurde ich aus dem Biologielabor fortgetragen … in die Sonne … da waren Bäume … ich konnte sogar das Gras riechen …
Ich schloss die Augen. Irgendetwas stimmte mit meinem Kopf nicht, das machte mich allmählich wirklich fertig.
»Eva, Seth!« Glücklicherweise kam Dr. Franklin herein und brach den Bann.
»Sie sind aber schnell! Oh – wie ich sehe, haben Sie Ihr Mittagessen mitgebracht, Eva. Das ist zwar eigentlich verboten, aber …« Sie zuckte die Achseln und stellte die Vergrößerung am Mikroskop ein. Ich trat neben sie, damit ich mich besser konzentrieren konnte.
Während wir die Entwicklung des Virus’ beobachteten, fiel mir auf, dass Seth sich mindestens so sehr für Biologie interessierte wie ich. Das Verhalten des Virus’ faszinierte ihn genauso wie mich. Doch ich machte mir Sorgen, als er Dr. Franklin fragte, ob sie zum Vergleich weitere Objektträger mit Viren hätte, die unterschiedliche Replikationsgeschwindigkeiten aufwiesen. Ich wusste, dass er zu weit gegangen war. Dr. Franklin war nicht die Frau, die man mal eben von ihren Plänen abbrachte. Und mit dem Vergleich von
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