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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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…«
    »Wie wir alle wissen, ist deine Mutter viel zu krank, um die Belastung einer Reise an den Hof durchzuhalten. Und deine Großmutter muss in Baocia bleiben, um auf sie Acht zu geben.«
    »Aber ich werde nicht …« Unvermittelt musste sie feststellen, dass sie zum breiten Rücken des Königs sprach, da Orico sich eiligst aus dem Saal entfernte.
    Sie stürzte hinter ihm her in den angrenzenden Raum. Betriz, Nan und Cazaril folgten besorgt. »Orico, ich will Dondo dy Jironal nicht heiraten!«
    »Eine Dame deines Standes heiratet nicht zu ihrem Vergnügen, sondern zum Wohle ihrer Familie«, belehrte er sie streng, als sie ihn endlich zu Stehen brachte – was ihr nur gelang, indem sie um ihn herumstürmte und sich ihm entschlossen in den Weg stellte.
    »Ach, wirklich? Dann kannst du mir vielleicht erklären, welchen es dem Hause Chalions bringt, mich dem jüngeren Sohn eines unbedeutenden Adligen vorzuwerfen – mich an ihn zu verschwenden? Mein künftiger Gemahl hätte uns ein Königreich als Mitgift bringen sollen!«
    »Es bindet die dy Jironals enger an meinen Thron – und an Teidez.«
    »Besser gesagt, bindet uns an sie! Der Vorteil bei diesem Handel hat nur eine Seite, möchte ich meinen.«
    »Du hast gesagt, du möchtest keinen Roknari-Fürsten heiraten, und dem habe ich entsprochen. Und nicht etwa deshalb, weil es keine Anträge gegeben hätte – in den letzten Monaten habe ich gleich zwei zurückgewiesen! Daran solltest du denken und mir dankbar sein, liebe Schwester!«
    Cazaril war nicht sicher, ob Orico ihr drohte oder bettelte.
    »Du wolltest Chalion nicht verlassen«, fuhr er fort. »Nun, du wirst Chalion nicht verlassen. Du wolltest einen Edelmann quintarischen Glaubens heiraten – ich habe dir einen besorgt, noch dazu den Großmeister eines geheiligten Ordens! Außerdem«, fügte er mit einem verdrießlichen Achselzucken hinzu, »hätte ich dich mit einer benachbarten Macht verbunden, hättest du als Vorwand dienen können, einen Teil meines Landes zu beanspruchen. Durch mein Tun diene ich dem künftigen Frieden in Chalion!«
    »Lord Dondo ist vierzig Jahre alt! Er ist ein bestechlicher, gotteslästerlicher Dieb! Er unterschlägt Gelder! Er ist ein Schürzenjäger! Er ist noch schlimmer! Orico, du kannst mir das nicht antun! « Ihre Stimme wurde immer lauter.
    »Ich will nichts davon hören«, sagte Orico und hielt sich die Ohren zu. »Drei Tage. Ordne deine Gedanken und bereite deine Garderobe vor.« Er stürmte davon, als wäre sie ein brennender Turm, der einzustürzen drohte. »Ich werde mir das nicht länger anhören.«
    Er meinte es ernst. Noch viermal an diesen Nachmittag versuchte sie, ihn in seinen Gemächern aufzusuchen und weiter mit ihren Bitten zu bestürmen, und viermal ließ er sie von seinen Wachen abweisen. Danach verließ er den Zangre und nahm seinen Wohnsitz in einer Jagdhütte tief in den Eichenwäldern – ein bemerkenswert feiger Zug. Cazaril hoffte nur, dass das Dach undicht war und das königliche Haupt dem eisigen Regen preisgegeben war.
    Er schlief schlecht in dieser Nacht. Als er sich am nächsten Morgen die Treppen hinaufwagte, fand er dort drei angespannte Frauen vor, die offenbar keine Minute geschlafen hatten.
    Iselle, mit schweren Augenlidern, ergriff seinen Ärmel und zog ihn in ihren Schlafraum. Dort wies sie ihm einen Platz am Fenster zu und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Könnt Ihr vier Pferde besorgen, Cazaril? Oder drei? Oder zwei, oder meinetwegen auch nur ein einziges? Ich habe darüber nachgedacht. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgegrübelt. Flucht ist der einzige Ausweg!«
    Er seufzte. »Ich habe auch nachgedacht. Zunächst einmal habe ich mich umgeschaut. Als ich letzten Abend den Zangre verließ, wurde ich von zwei königlichen Wachen begleitet. Zu meinem Schutz, wie sie sagten. Einen könnte ich vielleicht töten oder bestechen – aber ich bezweifle, dass ich es bei zweien schaffe.«
    »Wir könnten so tun, als ritten wir zur Jagd aus«, schlug Iselle vor.
    »Bei diesem Regen?« Cazaril zeigte auf das Nieseln, das vor dem Fenster niederging und das Tal mit Dunst füllte. Man konnte nicht einmal mehr den Fluss in der Tiefe sehen, und das kahle Geäst der Bäume zeichnete sich wie schwarze Tuschestriche vor den Grau des Niesels ab. »Und selbst wenn man uns ausreiten lässt, wird man uns gewiss eine bewaffnete Eskorte zur Seite stellen.«
    »Wenn wir nur ein wenig Vorsprung gewinnen können …«
    »Und was dann? Wenn sie uns auf der

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