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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Großmeisters des Ritterordens der Tochter, hinter sich einen Pagen in den Farben der dy Jironals, kam herbei und stellte sich auf die andere Seite Oricos. Cazaril stellten sich die Nackenhaare auf, als er dies alles von der Seite der Halle aus beobachtete. Was tut Orico da …?
    »Mein geschätzter und treuer Kanzler, der Herzog dy Jironal, hat eine Gunst von mir erbeten. Er wünschte sich Blutsbande zu meinem Hause. Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, diesem Ersuchen freudigen Herzens stattzugeben.« Besonders erfreut wirkte er allerdings nicht, eher unsicher und unruhig. »Er hielt im Namen seines Bruders, des neuen Grafen, um die Hand meiner Schwester Iselle an, die ich ihm großzügig gewähre.« Er drehte Dondos dicke Hand mit der Fläche nach oben, Iselles schlanke Hand mit der Fläche nach unten; dann drückte er beider Hände vor seiner Brust aufeinander und trat zurück.
    Iselles Gesicht verlor alle Farbe und wurde leer und ausdruckslos. Ganz starr stand sie da und blickte auf Lord Dondo, als könne sie ihren Sinnen nicht trauen. Das Blut rauschte laut in Cazarils Ohren; er konnte kaum noch atmen. Nein, nein, nein!
    »Anlässlich unserer Verlobung, hochverehrte Prinzessin«, verkündete Dondo, »habe ich mir überlegt, welches Geschenk Ihr am meisten begehrt, um Eure Aussteuer zu vervollständigen.« Er winkte seinen Pagen nach vorn.
    Iselle bedachte Dondo mit einem eisigen Blick. »Woher wisst Ihr denn«, sagte sie, »dass ich mir eine Stadt an der Küste wünsche, mit einem schönen Hafen?«
    Für einen Augenblick war Dondo aus dem Konzept gebracht. Er rang sich ein Lachen ab und drehte sich von ihr weg. Der Page öffnete das fein verzierte Lederkästchen und brachte eine zierliche Tiara aus Silber und Perlen zum Vorschein. Dondo nahm sie heraus und hielt sie vor dem versammelten Hof in die Höhe. Spärlicher Beifall wurde laut, von Dondos Freunden gespendet. Cazarils Hand umklammerte den Schwertgriff. Wenn er blank zog und nach vorn stürmte, dann … dann würde er niedergestreckt, noch bevor er den Weg durch den Thronsaal zurückgelegt hatte.
    Als Dondo die Tiara anhob und über Iselles Kopf senken wollte, wich sie wie ein scheuendes Pferd zurück. »Orico …«
    »Diese Verlobung ist mein Wunsch und mein Begehren«, sagte Orico mit Schärfe in der Stimme.
    Dondo hatte offenbar wenig Lust, Iselle mit der Tiara durchs Gemach hinterherzujagen. Er hielt inne und warf dem König einen viel sagenden Blick zu.
    Iselle schluckte und unterdrückte einen zornigen Aufschrei. Am liebsten wäre sie einem überzeugenden Ohnmachtsanfall dahingesunken, aber das war nicht ihre Art. In die Enge getrieben stand sie da. »Majestät, wie der Herzog von Labran sagte, als die Truppen des Goldenen Heerführers über seine Mauern stürmten: ›Das kommt nun wirklich unerwartet!«
    Zögerliches Kichern durchlief bei diesem Scherz die Reihen der Höflinge.
    Iselle senkte die Stimme und flüsterte durch die zusammengebissenen Zähne: »Du hast mir nichts gesagt. Du hast mich nicht gefragt.«
    Ebenso gedämpft gab Orico zurück: »Wir werden uns später darüber unterhalten.«
    Nach einem weiteren langen Augenblick tat sie mit einem knappen Nicken ihr Einverständnis kund. Endlich konnte Dondo sich seiner Perlen-Tiara entledigen. Er beugte sich vor und küsste Iselles Hand. Klugerweise bestand er nicht darauf, dass sie diese Geste erwiderte. Dem Ausdruck des Abscheus nach, der sich auf ihr Gesicht legte, schien es wahrscheinlich, dass sie ihn gebissen hätte.
    Oricos Hofgeistlicher trat vor und erbat den Segen aller Götter für das Paar.
    Feierlich verkündete Orico: »In drei Tagen werden wir alle wieder hier zusammenkommen und Zeugen sein, wie diese Verbindung beschworen und gefeiert wird. Ich danke euch.«
    »Drei Tage!«, sagte Iselle. Zum ersten Mal überschlug sich ihre Stimme. »Ihr meint nicht vielleicht drei Jahre, Majestät?«
    »Drei Tage«, erwiderte Orico. »Bereite dich vor.« Eiligst flüchtete er aus dem Thronsaal. Seine Dienstboten winkte er mit sich. Die meisten Höflinge entfernten sich gemeinsam mit den dy Jironals und entboten ihnen ihre Glückwünsche. Einige unverschämt Neugierige allerdings verweilten noch und spitzten die Ohren, um mehr vom Gespräch zwischen Bruder und Schwester mitzubekommen.
    »Was soll das heißen, in drei Tagen? Das lässt nicht mal genug Zeit, einen Kurier nach Baocia zu entsenden, geschweige denn eine Antwort von meiner Mutter oder Großmutter zu erhalten

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