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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Betriz sein Scheitern einzugestehen – und das, was sie daraufhin von ihm verlangen würde. Wenn er Dondo nicht töten konnte, welches Recht blieb ihm dann noch, ihre Bemühungen zu unterbinden?
    Ich würde mit Freuden in den Tod gehen, wenn ich nur diese Abscheulichkeit morgen verhindern könnte …
    Meinst du das im Ernst?
    Steif setzte er sich auf und fragte sich, ob dieser letzte Gedanke tatsächlich von ihm stammte. Seine Zunge hatte sich ein wenig hinter den Lippen bewegt, wie immer, wenn er mit sich selbst sprach. Ja.
    Mühsam bewegte er sich zum Ende seines Bettes, fiel auf die Knie und klappte den Deckel seiner Truhe nach oben. Er wühlte zwischen der gefalteten Kleidung die mit Nelken zum Schutz gegen Motten gespickt war, und brachte schließlich einen Überwurf aus schwarzem Samt zum Vorschein, der sorgfältig um ein Gewand aus brauner Wolle gefaltet war … in dem wiederum ein verschlüsseltes Notizbuch eingeschlagen war. Er hatte es nie bis zum Ende entziffert, nachdem der unehrliche Richter aus Valenda geflohen war. Doch bis dahin war es zu spät gewesen, das Buch dem Tempel zu überantworten, ohne sich unangenehmen Fragen zu stellen. Fieberhaft zog Cazaril die Seiten hervor und entzündete weitere Kerzen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Etwa ein Drittel des Textes war noch nicht übersetzt. Vergiss all die gescheiterten Versuche. Wir sollten uns auf die letzte Seite konzentrieren.
    Die Verzweiflung des Kaufmanns wurde selbst in der unbeholfenen Verfremdung seiner Worte deutlich. Die Aufzeichnungen waren von seltsam bestechender Einfachheit: Am Ende hatte er seine sämtlichen vorherigen, komplizierten Bemühungen beiseite geschoben und sich nicht länger der Magie zugewandt, sondern dem einfachen Gebet. Ratte und Krähe dienten nur als Übermittler seiner Bitte; die Kerzen sollten seinen Weg erleuchten und die Kräuter mit ihrem Duft sein Herz erheben und seinem Geist die reine Willenskraft erhalten; ein Wille, den er schließlich ganz aufgab und aus vollem Herzen auf dem Altar des Gottes opferte. Hilf mir. Hilf mir. Hilf mir.
    Dies waren die letzten Worte, die in dem Notizbuch verzeichnet waren.
    Das kann ich auch, dachte Cazaril verblüfft.
    Und wenn er scheiterte, war da immer noch Betriz mit ihrem Messer.
    Aber ich werde nicht scheitern. Im Tod werde ich nicht versagen!
    Er schob das Buch unter sein Kissen, verschloß die Tür hinter sich und machte sich auf die Suche nach einem Pagen.
    Schließlich trieb er einen schläfrigen Burschen auf, der im Gang auf die Wünsche der Herrschaften wartete, die in Oricos Bankettsaal am Abendessen teilnahmen. Iselles Nichterscheinen gab dort zweifellos Anlass zu mancherlei Tratsch, und da keiner der hohen Herren anwesend war, musste man sich nicht einmal zurückhalten. Dondo veranstaltete ein Gelage in kleinem Kreis in seinem Stadthaus, gemeinsam mit seinen Anhängern. Orico hielt sich immer noch in den Wäldern versteckt.
    Cazaril fischte einen Goldroyal aus seinem Säckel und hielt ihn hoch, wobei er den Pagen durch das O zwischen Daumen und Zeigefinger anlächelte. »He, Junge. Willst du dir einen Royal verdienen?«
    Die Pagen im Zangre hatten gelernt, wachsam zu sein. Ein Royal war genug, um ein paar wirklich vertrauliche Dienste von jenen zu erwerben, die ihn anboten. Also war Vorsicht geboten, sich auf solche Spielchen einzulassen.
    »Was soll ich dafür tun, Herr?«
    »Mir eine Ratte fangen.«
    »Eine Ratte, Herr? Wozu?«
    Ach so. Wozu. Nun, damit ich einen verbrecherischen Todeszauber gegen den zweitmächtigsten Edlen in Chalion wirken kann, natürlich.
    Cazaril lehnte sich mit der Schulter gegen die Mauer und lächelte verschwörerisch auf den Jungen herab: »Als ich vor drei Jahren während der Belagerung von Gotorget in dieser Festung stationiert gewesen bin, war ich der Befehlshaber, bis unser tapferer Feldherr uns die Burg unter unseren Füßen verkauft hat … Jedenfalls haben wir dort gelernt, Ratten zu essen. Schmackhafte kleine Dinger, wenn man nur genug davon erwischen kann. Ich vermisse wirklich den Geschmack einer ordentlichen, über der Kerze gebratenen Rattenkeule. Fang mir eine wirklich große, fette Ratte, und ich lege noch eine weitere Münze drauf.« Cazaril drückte dem Pagen das Goldstück in die Hand und leckte sich die Lippen. Zugleich fragte er sich, wie verrückt er jetzt aussehen mochte. Der Page wich vor ihm zurück. »Du weißt, wo mein Gemach ist?«
    »Ja, Herr.«
    »Bring die Ratte dorthin. In einem Sack. So schnell du

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