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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Himmel über der Menge verfinsterte sich. Ein niederer Geistlicher ließ die berobten Sänger eine außerplanmäßige Hymne anstimmen, um die Wartezeit zu überbrücken. Als sie fertig waren, waren auch dy Jironal und Mendenal wieder zurück.
    Sie warteten weiter. Die Sänger stimmten wieder eine Hymne an. Unvermittelt ertappte Cazaril sich bei dem Wunsch, er hätte Ordols Fünffachen Weg auf andere Weise genutzt, nicht nur als Requisite, um seine Nickerchen zu tarnen. Leider war das Buch in Valenda zurückgeblieben. Wenn der dienstbare Dämon Dondos Seele nicht zurück zu seinem Meister gebracht hatte – wo war sie dann? Und wenn der Dämon nur mit zwei gefüllten Seeleneimern zurückkehren konnte – wo war dann die fortgerissene Seele von Dondos unbekanntem Mörder geblieben? Und wo war der Dämon? Cazaril hatte sich nie viel mit Theologie beschäftigt. Aus Gründen, die er nun nicht mehr recht nachvollziehen konnte, hatte er diesem Studium keinen praktischen Wert beigemessen. Eine Beschäftigung für weltfremde Träumer – so hatte er die Theologie damals eingeschätzt. Bis er in diesem Albtraum erwacht war.
    Ein scharrendes Geräusch an seinem Stiefel lenkte seinen Blick nach unten. Die heilige weiße Ratte reckte sich an seinem Bein empor. Ihre rosa Nase bebte. Sie rieb ihren kleinen, spitzen Kopf heftig an Cazarils Haut. Er bückte sich und hob die Ratte auf, um sie ihrer Pflegerin zurückzugeben. Das Tier wand sich wild in seiner hohlen Hand und leckte an seinem Daumen.
    Zu Cazarils Erstaunen führte der keuchende Akolyth bei seiner Rückkehr in den Tempelhof den Tierpfleger Umegat heran, der wie immer den Wappenrock des Zangres trug. Doch es war Umegat, der ihn so in Erstaunen versetzte.
    Der Roknari glänzte in einer Aura wie ein Mann, der während der Morgendämmerung auf See vor einem Glasfenster stand. Cazaril schloss die Augen, obwohl ihm bewusst war, dass er dies nicht mit gewöhnlichen Sinnen wahrnahm. Das weiße Strahlen bewegte sich immer noch hinter seinen Lidern. Und dort drüben war eine Dunkelheit, die nicht nur Dunkelheit war; und da waren zwei weitere Schemen: ein unruhiges Polarlicht und ein schwacher grüner Funke.
    Er riss die Augen auf. Für den Bruchteil einer Sekunde starrte Umegat ihn direkt an, und Cazaril fühlte sich ertappt. Der königliche Tierpfleger ging weiter und trat mit einer bescheidenen Verbeugung vor den Erzprälaten hin. Die beiden stellten sich ein wenig abseits und nahmen eine geflüsterte Unterhaltung auf.
    Der Erzprälat rief die Akolythin des Bastards zu sich, die inzwischen eines der ihr anvertrauten Geschöpfe wieder eingefangen hatte. Sie händigte die Ratte Umegat aus, der das Tier in einem Arm barg und Cazaril anschaute. Der roknarische Tierpfleger kam auf ihn zu und bahnte sich mit demutsvollen Entschuldigungen seinen Weg durch die Menge der Höflinge, die ihm kaum Beachtung schenkten. Cazaril konnte nicht verstehen, warum sie nicht vor der Bugwelle seiner weißen Aura beiseite wichen wie das Meer vor einem Segelschiff. Umegat streckte seine geöffnete Hand aus. Cazaril blickte dümmlich blinzelnd darauf hinunter.
    »Die heilige Ratte, Herr?«, erinnerte Umegat ihn sanft.
    »Oh.« Das Tier saugte immer noch an seinen Fingern und kitzelte sie. Umegat löste das widerstrebende Geschöpf von Cazarils Ärmel, als würde er eine Klette abziehen, und gerade rechtzeitig hinderte er dessen Artgenossen daran, hinüberzuspringen und den Platz von Cazarils Ratte einzunehmen. Mühsam hielt er die Tiere beisammen und kehrte still zur Bahre zurück, wo bereits der Erzprälat auf ihn wartete. Cazaril fragte sich, ob er den Verstand verlor – darauf wollte er jetzt keine Antwort hören! – , oder ob Mendenal tatsächlich nur mit Mühe eine Verbeugung vor dem Tierpfleger unterdrücken konnte. Die Höflinge des Zangres schienen es nicht ungewöhnlich zu finden, dass der Erzprälat in dieser schweren Krise den versiertesten Tierpfleger des Königs hinzuzog. Alle Augen konzentrierten sich auf die Ratten, nicht auf den Roknari.
    Umegat hielt die Tiere in den Händen und flüsterte ihnen zu, während er sich Dondos Körper näherte. Es folgte ein langer Augenblick, in dem die Ratten zwar ruhig blieben, aber keine Anstalten machten, Dondo für ihren Gott zu beanspruchen. Schließlich trat Umegat zurück, bedachte den Erzprälaten mit einem entschuldigenden Kopfschütteln und gab die Ratten der besorgten jungen Frau zurück, die auf sie Acht gab.
    Mendenal warf sich zwischen dem

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