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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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schrieb Iselle, eine Ausdrucksweise, die Cazaril die Haare zu Berge stehen ließ. Sie hatte auch ein persönliches Schreiben für Bergon beigelegt, das Cazaril ungeöffnet weiterreichte. Bergon verriet nicht, was darin stand, doch er lächelte häufig, während er in ihrem stickigen Gasthauszimmer dicht über die Kerzen gebeugt dasaß, in Ordols Seiten blätterte und Iselles Worte entzifferte.
    Ermutigender war ein Brief, den die Herzogin selbst beigelegt hatte. Darin erklärte sie, dass nicht nur ihr Onkel, der Herzog von Baocia, sondern noch drei weitere Herzöge insgeheim versprochen hatten, Iselles Hochzeitspläne mit Ibra zu unterstützen. Bergon würde also Beschützer haben, wenn er eintraf.
    Als Cazaril Bergon diese Notiz zeigte, nickte der Prinz entschieden. »Gut. Wir machen weiter.«
    Nichtsdestotrotz mussten sie eine Verzögerung hinnehmen, als entmutigte Reisende an diesem A bend die Straße zu ihrem Gasthaus zurückkamen und berichteten, dass der Pass durch Schneefall unpassierbar war. Cazaril zog die Karte und sein Gedächtnis zu Rate, und schließlich führte er die Gesellschaft eine Tagesreise weit nach Norden, wo ein höher gelegener und weniger genutzter Pass immer noch als gangbar galt. Diese Angaben erwiesen sich als zutreffend, doch beim Aufstieg erlitten zwei ihrer Pferde Zerrungen an den Sprunggelenken. Der Graf dy Sould hatte stets betont, dass er sich an Bord eines Schiffes heimischer fühlte als auf dem Rücken eines Pferdes, und im Laufe des Vormittags war er ruhiger und ruhiger geworden. Als sie sich nun der Passhöhe näherten, beugte er sich aus dem Sattel und übergab sich.
    Atemlos versammelte sich die Reisegruppe zu einem Halt. Cazaril, Bergon und Ferda berieten sich, während der normalerweise geistreiche dy Sould verlegene, beunruhigend wirre Entschuldigungen und Beschwerden von sich gab.
    »Sollen wir halten, ein Feuer entfachen und versuchen, ihn warm zu halten?«, fragte der Prinz besorgt und blickte über die trostlosen Hänge hinweg.
    Cazaril stand selbst halb vornübergebeugt und erwiderte: »Er ist so benommen wie ein Mann mit hohem Fieber, aber er sein Körper ist nicht heiß. Dy Sould ist Küstenbewohner. Ich glaube nicht, dass er krank ist. Er leidet nur unter Beschwerden, die mitunter Tiefländer in der Höhe heimsuchen. In jedem Fall können wir besser für ihn sorgen, wenn wir hinabsteigen und diese elende, felsige Wildnis hinter uns lassen.«
    Ferda sah ihn von der Seite an und fragte: »Und wie geht es Euch, Herr?«
    Auch Bergon musterte ihn nun besorgt.
    »Mir fehlt nichts. Es ist unnötig, dass wir hier halten und uns setzen. Sehen wir zu, dass wir weiterkommen.«
    Sie saßen wieder auf, und Bergon ritt an dy Soulds Seite, wann immer der Weg es erlaubte. Der Kranke klammerte sich mit eiserner Entschlossenheit an seinen Sattel. Nach einer halben Stunde stieß Foix einen schwachen, atemlosen Freudenschrei aus und wies auf einen Steinhaufen, der die Grenze zwischen Ibra und Chalion markierte. Die Reisegruppe jubelte und hielt kurz an, um ihre Steine hinzuzufügen. Dann machten sie sich an den Abstieg, der noch steiler war als der Weg nach oben. Dy Sould ging es nicht schlechter, was Cazaril in seiner Diagnose bestätigte. Und Cazaril selbst ging es nicht besser, aber das hatte er auch nicht erwartet.
    Am Nachmittag erreichten sie die untere Seite eines öden Tales und gerieten in einen dichten Pinienwald. Hier wirkte die Luft weniger dünn, was vielleicht nur am angenehm würzigen Duft der Pinien lag; der dichte Belag aus Nadeln auf dem Boden war wie ein Polster für die wunden Hufe der Pferde. Die Bäume boten allen Schutz vor den tastenden Fingern des Windes. Als sie um eine Biegung kamen, vernahm Cazaril das gedämpfte Trommeln trabender Hufe vom Weg vor ihnen – es war der erste Reisende, der ihnen an diesem Tag entgegenkam, ein einzelner Reiter, also keine Bedrohung für eine Gruppe ihrer Größe.
    Der Reiter war ein grauhaariger Mann mit buschigen Augenbrauen und wildem, wucherndem Bart. Er war in fleckiges Leder gekleidet. Der Mann grüßte sie und zügelte dann, ein wenig zu Cazarils Überraschung, sein struppiges Pferd quer zu ihrem Weg.
    »Ich bin der Majordomus des Kastellan dy Zavar. Wir sahen eure Reisegruppe das Tal herunterkommen, als die Wolken sich ein wenig lichteten. Mein Herr schickt mich aus, um euch zu warnen. Ein Sturm zieht über dem Tal auf! Er lädt euch ein, bei ihm Schutz zu suchen, bis das Schlimmste vorüber ist.«
    Dy Tagille begrüßte

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