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Chalions Fluch

Chalions Fluch

Titel: Chalions Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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darauf beharrt hatte, dass die Götter den Willen eines Mannes nicht binden, sondern nur auf freiwillige Angebote warten konnten. Wann hatte er sich dafür freiwillig gemeldet?
    Oh.
    Dann!
    In einer kalten, verzweifelten Nacht in Gotorget hatte er als Befehlshaber wieder einmal die Zinnen inspiziert. Auf dem höchsten Turm schickte er den ausgehungerten, halb ohnmächtigen Jungen, der dort auf Wache stand, für eine Weile nach unten, dass der sich ein wenig erholen konnte, während Cazaril selbst die Wache übernahm. Er blickte hinaus über die Lagerfeuer des Feindes, die höhnisch im verwüsteten Dorf brannten, drunten im Tal, auf sämtlichen umliegenden Bergkämmen. Sie sprachen von reichlich Wärme, von kochendem Essen und Zuversicht – und von allem anderen, was seinen eigenen Leuten innerhalb der Mauern fehlte. Und er dachte darüber nach, wie er Pläne geschmiedet und Verzögerungstaktiken genutzt und seine Männer zur Treue angehalten hatte; wie er Löcher verfüllt, in Ausfällen gekämpft, nach unreinem Essen gegiert, sein Schwert an den Sturmleitern in Blut getaucht und vor allem gebetet hatte.
    Bis er am Ende seiner Gebete angelangt war.
    In seiner Jugend auf Cazaril war er dem üblichen Weg gefolgt, den die meisten edel geborenen jungen Männer einschlugen, und so wurde er Familiär im Ritterorden des Bruders, mit all den dazugehörigen militärischen Aussichten und Ambitionen. Kaum jemals hatte er ein ernsthaftes Gebet gesprochen, allenfalls auswendig gelernte Worte an den Gott geschickt, der ihm von seinem Geschlecht, seinem Alter und seinem Rang zugewiesen worden war. In der Dunkelheit auf dem Turm kam es ihm nun so vor, als habe sein Festhalten an diesem nicht hinterfragten Weg ihn, Schritt für Schritt, in diese unentrinnbare Falle geführt, verlassen sowohl von seinen eigenen Vorgesetzten wie auch von seinem Gott.
    Er trug das Emblem des Bruders unter seinem Hemd, seit er sich mit dreizehn dem Orden verschrieben hatte, unmittelbar bevor er Cazaril verließ und seine Lehrzeit als Page im Haushalt des alten Herzogs begann. In dieser Nacht auf dem Turm riss er die Medaille ab und schleuderte sie über die Brustwehr, während ihm Tränen der Erschöpfung und Verzweiflung – und des Zorns – über die Wangen liefen. Er wies den Gott zurück, der ihn zurückgewiesen hatte. Ohne einen Laut verschwand das wirbelnde Gold in der Finsternis. Und er selbst hatte sich flach auf die Steine geworfen, so wie er auch jetzt lag, und hatte geschworen, dass jeder andere Gott, der Interesse an ihm habe, ihn beanspruchen dürfe – oder gar keiner –, solange nur die Männer, die ihm vertraut hatten, dieser Falle entkämen. Was sein eigenes Schicksal betraf, so war er fertig.
    Natürlich geschah gar nichts.
    Irgendwann fing es zu regnen an.
    Nach einiger Zeit hatte er sich vom Fußboden aufgerappelt. Er schämte sich seines Anfalls und war dankbar, dass keiner seiner Männer Zeuge dieser Darbietung geworden war. Die nächste Wache kam, und er ging schweigend nach unten. Wo einige Wochen lang nichts geschah – bis der gut genährte Bote mit der Nachricht eintraf, dass alles vergebens gewesen sei und all ihr Blut und ihre Opfer gegen Gold für dy Jironals Schatulle eingetauscht werden solle.
    Und seine Männer wurden in Sicherheit gebracht.
    Und seine Füße folgten einer anderen Straße …
    Was hatte Ista noch gesagt? Die unheilvollsten Flüche der Götter kommen als Antwort auf unsere Gebete. Beten ist gefährlich.
    Wenn man sich also entschied, seinen Willen mit den Göttern zu teilen – war eine Entscheidung dann für alle Zeiten bindend, so, als würde man sich einer militärischen Einheit durch einen Eid verpflichten? Oder musste man sich entscheiden und entscheiden und wieder entscheiden, an jedem neuen Tag? Oder war beides richtig? Konnte er diese Straße jederzeit verlassen, sich auf ein Pferd schwingen und – zum Beispiel – nach Darthaca reiten, und unter einem neuen Namen ein neues Leben anfangen? Ganz so, wie die von Umegat angenommenen hundert anderen Cazarils, die nicht einmal zum Dienst angetreten waren? Womit er natürlich all diejenigen zurücklassen würde, die ihm vertrauten – Iselle, Ista und die Herzogin, Palli und Betriz …
    Aber leider nicht Dondo.
    Cazaril krümmte sich auf der Matte und war sich des Drucks in seinem Leib unangenehm bewusst. Er versuchte, sich davon zu überzeugen, dass es nur am Bankett des Fuchses lag, und dass es nicht der Tumor war, der heimlich zu scheußlichem

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