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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Gesicht zu blicken, und sah, was das für ein
    Kissen war, auf dem er ruhte. O nein, nicht schon wieder! dachte er. Werde ich eigentlich immer von Frauen wie ein Säugling behandelt werden?
    Weibliche Zentauren waren kleiner als männliche, aber immer noch größer als Menschen. Ihre humanoiden Teile waren etwas stärker entwickelt. Er riß seinen Kopf von ihrem nackten Vorderteil. Es war schon schlimm genug, von seiner Mutter wie ein Baby behandelt zu werden, ganz zu schweigen von einer Zentaurendame. »Ich reise nach Süden, um den Magier Humfrey aufzusuchen.«
    Cherie nickte. Sie war ein schönes Geschöpf, sowohl als Mensch wie als Pferd, mit glänzenden Flanken und einem beachtlichen menschlichen Vorderkörper. Ihr Gesicht war sehr anziehend, nur die Nase war auf pferdische Weise ein wenig lang. Ihr braunes Menschenhaar ergoß sich bis in die Sattelgegend, und auch ihr Schweif war sehr lang. »Und dieser Esel hier hat dir aufgelauert?«
    »Na ja…« Bink sah Chester an und bemerkte, wie sich dessen Muskeln wieder spannten und er finster dreinblickte. Was würde wohl geschehen, wenn die Stute fortging? »Es war… ein Mißverständnis.«
    »Darauf möchte ich wetten!« meinte Cherie. Aber Chesters Muskeln lockerten sich ein wenig. Offensichtlich wollte er sich nicht mit seiner Freundin anlegen. Bink konnte verstehen, wieso. Wenn Cherie nicht die schönste und lebhafteste Zentaurin der Herde sein sollte, dann fehlte jedenfalls nicht viel daran.
    »Dann mach ich mich wohl mal wieder auf den Weg«, sagte Bink. Er hätte das schon gleich tun können, indem er sich von Chester nach Süden hätte fortjagen lassen. Er war für den Zwischenfall genauso verantwortlich wie der Zentaur. »Tut mir leid.« Er streckte Chester die Hand entgegen.
    Chester bleckte die Zähne, die mehr denen eines Pferdes als denen eines Menschen glichen. Er ballte eine riesige Faust.
    »Chester!« schnappte Cherie. Dann, als der Zentaur schuldbewußt die Faust wieder lockerte: »Was ist mit deiner Flanke?«
    Der Zentaur verfärbte sich wieder, aber diesmal war es wohl kaum aus Wut. Er trottete herum, um seiner Freundin sein beschädigtes Hinterteil zu zeigen. Bink hatte die Nadeln beinahe vergessen. Sie mußten immer noch weh tun – und es würde noch mehr weh tun, sie alle herauszuziehen. Was für ein Schmerz am Schweif! Eine äußerst peinliche Stelle, um darüber mit anderen zu reden. Er empfand beinahe Mitleid mit dem mürrischen Geschöpf.
    Chester unterdrückte seine gemischten Gefühle und nahm wohldiszipliniert Binks Hand. »Ich hoffe, daß alles gut wird«, sagte Bink mit einem Lächeln, das ein wenig breiter wurde, als er vorgehabt hatte. Er fürchtete, daß es sogar wie ein hämisches Grinsen wirken könnte. Und plötzlich wußte er, daß er weder diese Worte noch diesen Gesichtsausdruck hätte wählen sollen.
    Die Augen des Zentauren röteten sich mörderisch. »Schon in Ordnung«, preßte er zwischen knirschenden Zähnen heraus. Seine Hand drückte zu – aber seine Augen waren nicht blutunterlaufen genug, um den Blick seiner Freundin zu übersehen. Unwillig lockerten sich seine Finger wieder. Wieder Glück gehabt! Binks Finger hätten in diesem Griff zu Brei gequetscht werden können.
    »Ich werde dich ein Stück weiterbringen«, entschied Cherie. »Chester, setz ihn auf meinen Rücken.«
    Chester legte seine Hände unter Binks Ellenbogen und hob ihn hoch wie eine Feder. Einen Augenblick befürchtete Bink, daß er fünfzig Fuß weit geschleudert werden könnte… doch Cheries Blick ruhte immer noch auf ihnen, und so wurde er sanft aufgesetzt.
    »Ist das sein Stock?« fragte sie und blickte auf das Gewirr aus Stab und Bogen, das auf dem Boden lag. Und Chester hob, ohne dazu aufgefordert zu werden, den Stab hoch und reichte ihn Bink, der ihn schräg zwischen seinen Rücken und den Rucksack klemmte.
    »Leg deine Arme um meine Hüfte, damit du nicht herunterfällst, wenn ich mich bewege«, sagte Cherie.
    Ein guter Ratschlag! Bink war das Reiten nicht gewöhnt, und es gab keinen Sattel. Nur wenige echte Pferde blieben in Xanth. Einhörner liebten es ganz und gar nicht, geritten zu werden, und die Flügelpferde waren so gut wie unbezähmbar. Als Bink noch klein war, hatte ein Flügelpferd in einem Kampf mit einem Drachen seine Flugfedern verloren und hatte sich so weit herablassen müssen, die Dorfbewohner kurze Strecken zu transportieren, im Austausch für Nahrung und Schutz. Doch sofort nachdem es wieder genesen war, war es wieder

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