Chamäleon-Zauber
Trent. »Er lebt noch und ist dort drinnen!«
»Ich dachte, er wäre tot!« sagte Herman entsetzt. »Wir haben den Kreis bereits geschlossen, wir können ihn nicht mehr herauslassen.«
»Die Zappler haben seine Beine durchbohrt, deshalb ist er umgefallen, aber tot ist er nicht«, sagte Trent. »Er muß wohl eine Weile ohnmächtig geworden sein.« Er starrte in die züngelnden Flammen hinein, in denen nun die Gestalt eines riesigen Menschen zu sehen war, der auf dem Boden lag und mit seinen Gliedmaßen zuckte. Es stank nach verbranntem Müll. »Jetzt ist es zu spät.«
Der gefangene Riese hieb wildlings um sich und schleuderte dabei brennende Äste in den Dschungel hinter dem Kreis hinaus. »Löscht diese Flammen!« rief der Zentaur. »Sonst gibt es noch einen Waldbrand.«
Doch niemand konnte sie löschen oder auch nur umlenken, außer Herman selbst mit seinem Krautnetz. Er warf Bink hinaus und galoppierte auf das nächste Feuer zu, das gefährlich nahe an einem Ölfaßbaum loderte.
Trent machte hastig eine Bewegung, und Bink fand sich in seiner menschlichen Gestalt wieder. Er sprang von dem glühenden Boden fort, auf dem er als Salamander gestanden hatte. Was für eine Macht der Böse Magier doch besaß! Er konnte Xanth jederzeit vernichten, indem er einfach ein Dutzend Salamander schuf.
Bink kniff die Augen zusammen – und erblickte Chamäleon, die zwischen den kleineren magischen Feuern einen Zappler jagte. Sie war entweder zu konzentriert auf das, was sie tat oder zu dumm, um die Gefahr zu bemerken, in der sie schwebte!
Er rannte hinter ihr her. »Chamäleon! Komm zurück!« Sie beachtete ihn nicht, sondern führte getreulich die ihr gestellte Aufgabe durch. Endlich hatte er sie eingeholt und riß sie herum. »Das Feuer erwischt die Zappler schon. Wir müssen von hier weg.«
»Oh«, sagte sie mit schwacher Stimme. Ihr einst so herrliches Kleid war zerfetzt, und ihr Gesicht war schmutzig, aber dennoch sah sie hinreißend schön aus.
»Komm schon.« Er nahm sie bei der Hand und führte sie fort.
Doch hinter ihnen hatte eine hartnäckige Flamme sich ausgebreitet, und sie waren auf einer immer kleiner werdenden Insel im Flammenmeer gefangen.
Das Omen! Nun hatte es sie doch eingeholt – ihn und Chamäleon.
Herman sprang über den Flammenring und bot einen prachtvollen Anblick dabei. »Auf meinen Rücken!« schrie er.
Bink packte Chamäleon und hob sie auf Hermans Rücken. Sie war wunderbar üppig, hatte eine schmale Hüfte und dralle Oberschenkel. Nicht, daß dies der Augenblick gewesen wäre, auf so etwas zu achten, aber als er sie so auf den Zentauren hob, ließ sich das gar nicht vermeiden. Er gab ihrem prächtigen Hintern noch einen Klaps, damit sie nicht die Balance verlor, dann kletterte auch er auf Hermans Rücken.
Herman schritt zuerst los, dann trabte er schneller und wollte gerade über den Feuerring springen, da machte es Zzapp!
Der Zentaur begann zu taumeln. »Ich bin getroffen!« rief er. Dann richtete er sich wieder auf, bäumte sich auf und machte einen Satz.
Doch sein Sprung war zu kurz. Seine Vorderbeine knickten ein, und seine Hinterbeine begannen sofort, lichterloh zu brennen. Bink und Chamäleon stürzten zu beiden Seiten seines Oberkörpers zu Boden. Herman packte sie mit seinen starken Zentaurenarmen und schob sie aus der Gefahrenzone.
Trent kam auf sie zu gelaufen. »Einsiedler, du brennst ja!« rief er. »Ich werde dich verwandeln…«
»Nein«, erwiderte Herman. »Ich habe ein Loch in der Leber. Mit mir ist es vorbei. Soll mich das saubere Feuer haben.« Er zog eine Grimasse. »Ich bitte nur um eines, um die Qual zu verkürzen – um Ihr Schwert, mein Herr!« Und er zeigte auf seinen Nacken.
Bink hätte versucht, so zu tun, als verstünde er ihn nicht, um das Unvermeidbare hinauszuzögern, doch der Böse Magier hatte sich schneller entschieden. »Wie es Ihnen beliebt«, sagte Trent. Plötzlich blitzte die Klinge in seiner Hand auf, zog einen Bogen – und der edle Kopf des Zentauren fiel zu Boden und blieb aufrecht außerhalb des Flammenkreises stehen.
Bink starrte ihn entsetzt an. Er hatte noch nie solch ein kaltblütiges Töten miterlebt.
»Ich danke Ihnen«, sagte der Kopf. »Sie haben die Qual sehr kunstgerecht verkürzt. Ihr Geheimnis wird mit mir sterben.«
Dann schlossen sich seine Augen.
Herman der Einsiedler hatte es wirklich so gewollt. Trent hatte die Lage richtig eingeschätzt und sofort gehandelt. Bink hätte die Sache mit Sicherheit verpatzt.
»Das war
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