Chamäleon-Zauber
mitzuarbeiten«, sagte sie zu Chamäleon, »dann könntest du diesem schrecklichen Schicksal entgehen. Diese Drachen knabbern wirklich schrecklich gern an hübschen Gliedmaßen herum. Und du könntest auch die ganze Zeit schön sein.« Iris hatte zwar behauptet, Chamäleon nicht zu kennen, aber offensichtlich hatte sie sich einiges zusammengereimt. »Ich kann dich in deiner anderen Phase genauso schön erscheinen lassen, wie du es jetzt bist.«
»Wirklich?« fragte Chamäleon aufgeregt.
»Die Listen der Zauberin sind wirkungsvoll«, sagte Trent leise zu Bink.
»In ihr steckt keine Wahrheit«, murmelte Bink als Antwort. »Es ist nur eine Illusion.«
»Eine Frau ist das, was sie zu sein scheint«, sagte Iris zu Chamäleon. »Wenn sie dem Auge und dem Tastsinn gefällt, dann gefällt sie in allem. Das ist doch alles, was Männern wichtig ist.«
»Hör nicht auf sie«, sagte Bink. »Die Zauberin will dich nur benutzen.«
»Falsch!« sagte Iris. »Ich will dich benutzen, Bink. Ich habe nichts gegen deine Freundin, solange du mit mir zusammenarbeitest. Ich bin nicht eifersüchtig. Alles, was ich will, ist Macht.«
»Nein!« rief Bink.
»Nein«, echote Chamäleon unsicher.
»Und jetzt zu Ihnen, Magier Trent«, sagte Iris. »Ich habe Sie ja nicht lange beobachtet, aber Sie scheinen ein Mann zu sein, der sich an sein gegebenes Wort hält, jedenfalls so lange, wie es Ihnen nützlich erscheint. Ich könnte eine ganz gute Königin für Sie abgeben – oder ich könnte die Palastwachen losschicken, um Sie innerhalb von fünf Minuten zu töten.«
»Ich würde die Wachen verwandeln«, sagte Trent.
»Auf Bogenschußweite? Na ja, vielleicht«, meinte sie zweifelnd. »Aber ich glaube kaum, daß Sie danach noch König bleiben würden. Das ganze Land Xanth würde Sie jagen, um Sie zu töten. Sie könnten eine große Zahl verwandeln – aber wann würden Sie dann noch Schlaf finden?«
Das saß! Man hatte den Bösen Magier schon einmal gefangengenommen, während er schlief. Wenn man ihn entlarvte, bevor er sich mit ihm ergebenen Truppen schützen konnte, dann würde er nicht überleben können.
Doch warum sollte Bink sich deswegen schon sorgen? Wenn die Zauberin den Bösen Magier verriet, dann war Xanth gerettet – ohne daß Bink etwas dazugetan hätte. Seine Weste wäre rein, er würde weder sein Land noch seinen Gefährten verraten haben. Er brauchte sich einfach nur aus der Sache herauszuhalten.
»Nun, ich könnte Tiere oder Menschen in mein Ebenbild verwandeln«, meinte Trent. »Da würden die guten Patrioten wohl ziemliche Schwierigkeiten haben, zu wissen, wen sie umbringen müßten.«
»Das würde nicht funktionieren«, erwiderte Iris. »Ein Magiesucher läßt sich von keiner Illusion zum Narren halten, sobald das Zielobjekt erst einmal geortet worden ist.«
Trent überlegte. »Ja, unter solchen Umständen wäre es für mich schon ziemlich schwierig, zu überleben. Wenn ich das alles durchdenke, muß ich Ihr Angebot wohl annehmen, Zauberin. Natürlich müßte man ein paar Einzelheiten klären, aber…«
»Das können Sie nicht tun!« rief Bink schockiert.
Trent blickte ihn mit milder Verwunderung an. »Mir erscheint es nur vernünftig, Bink. Ich will König werden, Iris möchte Königin sein. So können wir uns die Macht teilen, es bleibt genügend für jeden übrig. Vielleicht müßten wir unsere Interessensphären abgrenzen. Es wäre eine reine Zweckheirat, aber auf eine andere
Verbindung lege ich im Augenblick ohnehin keinen Wert.«
»Na denn!« sagte Iris und lächelte siegesbewußt.
»Na gar nichts!« schrie Bink und merkte, daß er bereits gegen seinen Vorsatz verstieß, sich nicht einzumischen. »Sie sind beide Verräter an Xanth, ich werde das nicht zulassen!«
»Das wird er nicht zulassen!« lachte Iris höhnisch. »Wer, zum Teufel, glaubst du eigentlich, daß du bist, du zauberloses Gehopse?«
Jetzt, da sie anscheinend eine andere Möglichkeit gefunden hatte, zum Ziel zu gelangen, gab sie ihre wahre Einstellung ihm gegenüber preis.
»Unterschätzen Sie ihn nicht«, sagte Trent zu ihr. »Bink ist auf seine Weise ebenfalls ein Magier.«
Bink spürte, wie ihn ein heißes Gefühl von Dankbarkeit durchflutete. Er kämpfte es nieder, weil er wußte, daß er sich nicht von Beleidigungen oder Schmeicheleien von dem ablenken lassen durfte, was er für richtig erkannt hatte. Der Böse Magier konnte mit Worten ein ebenso gefährliches Netz der Illusionen spinnen wie die Zauberin mit ihrer Magie. »Ich bin
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