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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ein Wesen, das ich mit Stolz zu meinem Freund erklärt hätte«, sagte Trent traurig. »Ich hätte ihn gerettet, wenn es mir möglich gewesen wäre.«
    Winzige Lichter tänzelten auf den toten Kopf zu. Zuerst hielt Bink sie für Funken, doch sie brannten nicht wirklich. »Die Irrlichter«, murmelte Trent. »Sie erweisen ihm die letzte Ehre.«
    Die Lichter verschwanden, dann verschlangen die Flammen den Körper und den Kopf und züngelten weiter. Der größte Teil des Feuers hatte sich nun auf die Mitte des Kreises konzentriert, wo der unsichtbare Riese nicht länger um sich schlug.
    Trent ergriff mit lauter Stimme das Wort. »Alle Wesen bewahren jetzt Schweigen, zu Ehren von Herman dem Einsiedler, dem von seinen eigenen Artgenossen Unrecht angetan wurde und der bei der Verteidigung Xanths gefallen ist. Und ebenso für Großfuß und all die anderen edlen Geschöpfe, die auf ähnliche Weise den Tod gefunden haben.«
    Die Menge schwieg, und plötzlich summte nicht einmal mehr ein Insekt. Eine Minute lang, zwei, drei – kein einziger Ton war noch zu hören. Es war eine phantastische Ansammlung von Ungeheuern, die hier mit gesenkten Köpfen jener gedachten, die so tapfer gegen den gemeinsamen Feind gestritten hatten. Bink war zutiefst bewegt. Nie wieder würde er die wilden magischen Wesen als bloße Tiere ansehen.
    Schließlich hob Trent wieder den Kopf. »Xanth ist gerettet, dank Herman – und dank euch allen«, verkündete er.
    »Die Zappler sind vernichtet. Zieht wieder voller Stolz eurer Wege und geht hin mit unserem Dank. Ihr hättet Xanth keinen besseren Dienst erweisen können, und ich gebiete euch Heil!«
    »Aber es könnte doch sein, daß einige Zappler entkommen sind«, wandte Bink flüsternd ein.
    »Nein. Es ist kein einziger entkommen. Wir haben ganze Arbeit geleistet.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«
    »Während der Stille habe ich kein einziges Zappen gehört. Kein Zappler kann länger als drei Minuten stillhalten.«
    Binks Unterkiefer klappte herunter. So ernst gemeint das Gedenkschweigen auch gewesen war, hatte es gleichzeitig doch auch der Bestätigung gedient, daß die Gefahr wirklich gebannt war! An so etwas hätte Bink selbst niemals gedacht. Wie tüchtig Trent doch die schwere Aufgabe des Führens übernommen hatte, nachdem der Zentaur gestorben war! Und dabei hatte er nicht einmal sein Geheimnis preisgegeben…
    Die Ungeheuer gingen friedlich auseinander und hielten damit ein unausgesprochenes Friedensabkommen ein. Viele von ihnen waren verwundet, aber sie trugen ihre Pein mit der gleichen Würde und der gleichen Tapferkeit, mit der Herman sich hervorgetan hatte, und sie ließen einander in Frieden. Die große Landschlange kroch vorbei, und Bink zählte ein halbes Dutzend Löcher in ihrem Körper, doch sie stockte nicht einmal. Wie die anderen war auch die Schlange gekommen, um zu tun, was getan werden mußte – aber bei späteren Begegnungen würde sie genauso gefährlich sein wie immer.
    »Sollen wir unsere Reise wieder aufnehmen?« fragte Trent und blickte ein letztes Mal auf das zu Asche verglühte Schlachtfeld.
    »Das wäre wohl besser«, sagte Bink. »Ich glaube, daß das Feuer langsam verlischt.«
    Sofort war er wieder eine Sphinx, nur halb so groß wie der unsichtbare Riese, aber viel massiger als dieser. Trent hatte offenbar entschieden, daß mehrere Verwandlungen hintereinander doch nicht gefährlich waren. Trent und Chamäleon stiegen auf, und er machte sich wieder auf den Weg zu ihren versteckten Vorräten. »Und keine Pinkelpausen mehr!« dröhnte Bink. Irgend jemand kicherte.

 
15 Das Duell
     
    Sie kamen auf einen bewaldeten Grat, und mit einemmal war die Wildnis zu Ende. Vor ihnen erstreckten sich die blauen Felder einer Blue-Jeans-Plantage: Zivilisation.
    Trent und Chamäleon stiegen ab. Bink war die ganze Nacht unermüdlich dahingeeilt und hatte geschlafen, während seine riesigen Beine von alleine gearbeitet hatten. Sie waren nicht mehr behelligt worden, denn auch die wildesten Tiere der Wildnis waren vorsichtig genug, um sich nicht mit ihnen anzulegen. Jetzt war es später Vormittag, und es war ein schöner, heller Tag. Er fühlte sich wohl.
    Plötzlich war er wieder ein Mensch – und fühlte sich immer noch gut. »Ich schätze, jetzt werden wir uns wohl trennen«, sagte er.
    »Tut mir wirklich leid, daß wir uns nicht besser einigen konnten«, sagte Trent und streckte ihm die Hand entgegen. »Aber ich bin sicher, daß unsere Trennung auch solche Differenzen

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