Chamäleon-Zauber
vergessen machen wird. Es war mir eine Freude, Sie beide kennengelernt zu haben.«
Bink schüttelte die Hand und fühlte sich merkwürdig niedergedrückt. »Ich schätze, per Definition und Talent sind Sie wirklich der Böse Magier – aber Sie haben geholfen, Xanth vor den Zapplern zu retten, und persönlich haben Sie sich als Freund erwiesen. Ich teile zwar nicht Ihre Ziele, aber…« Er zuckte mit den Schultern. »Leben Sie wohl, Magier.«
»Gleichfalls«, sagte Chamäleon und schenkte Trent ein Lächeln, das ihren Mangel an Intelligenz mehr als wettmachte.
»Na, wenn das aber nicht gemütlich ist!« sagte eine Stimme.
Sie drehten sich abwehrbereit herum – doch es war nichts zu sehen. Nichts als die reifenden Jeans auf ihren grünen Sträuchern und der abweisende Dschungelrand.
Da bildete sich plötzlich ein Rauchwirbel und nahm immer schneller Gestalt an.
»Ein Flaschengeist«, meinte Chamäleon.
Doch jetzt erkannte Bink die Gestalt. »Nein, viel schlimmer«, sagte er. »Das ist die Zauberin Iris, die Meisterin der Illusion.«
»Danke für deine elegante Vorstellung, Bink«, sagte die nun stofflich wirkende Frau. Sie stand inmitten der Jeans und trug ein verführerisches Kleid mit weitem Ausschnitt, aber Bink reizte ihr Aussehen nicht mehr. Auch wenn sie magisch war, so hatte Chamäleon doch eine natürliche Anziehungskraft, die die Magierin nicht nachahmen konnte.
»Das ist also Iris«, sagte Trent. »Ich habe von ihr gehört, bevor ich Xanth verlassen habe, schließlich gehören wir ja derselben Generation an, aber wir sind uns noch nie begegnet. Ihr Talent hat sie wirklich gut im Griff.«
»Es war nur so, daß ich keine allzu große Lust darauf verspürte, verwandelt zu werden«, meinte Iris und blickte ihn schelmisch an. »Sie haben ja einen ganzen Schwanz von Kröten und Käfern und Bäumen und solchen Dingen hinter sich gelassen. Ich dachte, man hätte Sie ins Exil geschickt.«
»Die Zeiten ändern sich, Iris. Haben Sie uns in der Wildnis nicht beobachtet?«
»Nein, das habe ich nicht. Dieser Dschungel ist ein ziemlicher trostloser Ort mit einer ganzen Anzahl Zauber gegen Illusionen, und ich wußte ja auch nicht, daß Sie wieder in Xanth sind. Ich glaube, daß niemand das bereits weiß, nicht einmal Humfrey. Die riesige Sphinx hat meine Aufmerksamkeit erregt, aber ich war mir nicht sicher, daß Sie etwas damit zu tun hatten, bis ich selbst sehen konnte, wie Sie Bink verwandelt haben. Ich wußte, daß man ihn vor kurzem ins Exil geschickt hatte, folglich mußte hier irgend etwas faul sein. Wie sind Sie denn durch den Schild gekommen?«
»Die Zeiten ändern sich«, wiederholte Trent rätselhaft.
»Ja, das tun sie«, erwiderte sie pikiert. Sie blickte sie nacheinander an. Bink hatte gar nicht gewußt, daß sie ihre Illusionen derart gelungen so weit projizieren und daß sie auf diese Entfernungen sehen konnte. Die Macht der Magier und Zauberinnen reichte eben bis in die seltsamsten Gebiete hinein. »Kommen wir jetzt zum Geschäftlichen?«
»Zum Geschäftlichen?« fragte Bink erstaunt.
»Seien Sie doch nicht so naiv«, brummte Trent. »Das Aas meint Erpressung.«
Jetzt stand also starke Magie gegen starke Magie. Vielleicht würden sie sich ja gegenseitig ausschalten, dann wäre Xanth doch noch gerettet. Damit hatte Bink nicht gerechnet.
Iris sah ihn an. »Bist du sicher, daß du nicht doch auf mein früheres Angebot zurückkommen willst, Bink?« fragte sie. »Ich könnte es so einrichten, daß man deine Verbannung rückgängig macht. Du könntest immer noch König werden. Die Zeit ist reif dafür. Und wenn du wirklich unschuldig aussehende Frauen bevorzugen solltest…«
Plötzlich stand eine zweite Chamäleon vor ihm, so schön wie die echte. »Alles, was du willst, Bink – und auch noch voller Intelligenz.«
Dieser Seitenhieb ärgerte ihn. »Geh und spring doch in die Spalte!« sagte Bink.
Die Gestalt verwandelte sich in eine schöne Zauberin, und Iris wandte sich an Chamäleon. »Ich kenne dich nicht, meine Liebe, aber es wäre doch wirklich schade, wenn du zum Drachenfutter würdest.«
»Ein Drache!« schrie Chamäleon verängstigt.
»Das ist nun einmal die herkömmliche Strafe dafür, daß man gegen das Exilierungsgesetz verstößt. Wenn ich die Behörden verständige und sie ihre Magiesucher auf euch drei ansetzen,
dann…«
»Laß sie in Frieden!« sagte Bink im scharfem Ton.
Iris beachtete ihn nicht. »Tja, wenn du deinen Freund doch nur dazu bewegen könntest,
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