Chamäleon-Zauber
nirgends verstecken, konntenkeinerlei Überraschungsangriff vorbereiten, Trent würde sie immer wieder aufspüren.
Da fiel sein Auge auf den hypnotischen Kürbis, den Chamäleon mit sich trug. Wenn er Trent dazu bringen konnte, in einem unbedachten Augenblick in den Kürbis hineinzublicken…
Da sahen sie auch schon den Magier. Bink nahm Chamäleon sanft den Kürbis aus der Hand. »Sieh zu, daß du ihn ablenkst, damit ich Zeit bekomme, ihm diesen Kürbis ins Gesicht zu schieben«, sagte er. Er versteckte den Kürbis hinter seinem Rücken. Iris wußte wahrscheinlich nicht, was es damit auf sich hatte. Wenn Trent erst einmal ausgeschaltet war, dann war auch sie machtlos.
»Iris!« rief der Magier laut. »Das soll ein fairer Zweikampf sein. Wenn Sie sich noch einmal einmischen sollten, dann werde ich unsere Abmachung aufkündigen!«
Die Zauberin wollte wütend antworten, besann sich jedoch eines Besseren und verschwand.
Trent blieb etwa ein Dutzend Schritte vor Bink stehen. »Es tut mir leid, daß es dazu gekommen ist. Sollen wir von vorne anfangen?« fragte er mit ernster Stimme.
»Das wäre wohl das beste«, erwiderte Bink. Dieser Mann war sich seiner selbst so verdammt sicher, daß er es sich erlauben konnte, einen deutlichen Vorteil preiszugeben. Vielleicht wollte er ja auch ein reines Gewissen bei der Angelegenheit bewahren, soweit er eins haben sollte. Doch auf diese Weise hatte Trent sich vor einer möglichen Katastrophe bewahrt. Bink bezweifelte, daß er den Kürbis noch ein zweites Mal würde einsetzen können.
Sie gingen wieder auseinander. Bink und Chamäleon flohen in den tiefen Wald – und liefen beinahe einem Gewirrbaum in die bebenden Fangarme.
»Wenn wir ihn nur dazu bringen könnten, dort hineinzulaufen«, sagte Bink, aber er merkte, daß er es gar nicht wirklich meinte. Er hatte sich in einen Zweikampf hineinmanövriert, den er überhaupt nicht gewinnen wollte. Aber er konnte es sich ebensowenig leisten, zu verlieren. Er war genauso dumm wie Chamäleon – nur ein bißchen komplizierter.
Sie entdeckten einen Schlingenschlaufenbusch. Die Schlaufen hatten einen Durchmesser von bis zu achtzehn Zoll, doch wenn ein achtloses Tier seinen Kopf oder etwa ein Bein hindurchsteckte, dann zogen sie sich bis zu einem Viertel ihrer Größe zusammen. Ihre Fibern waren so zäh, daß man sie nur mit einem Messer durchschneiden oder die Fessel mit einem Gegenzauber lösen konnte. Selbst wenn man sie von dem Busch abtrennte, behielten die Schlaufen noch einige Tage ihre Wirksamkeit, bis sie schließlich steif wurden.
Chamäleon wich erschreckt zurück, doch Bink blieb nachdenklich stehen. »Es ist möglich, solche Schlaufen abzubrechen und mitzunehmen«, sagte er. »Im Norddorf haben wir sie dazu verwendet, um Pakete fester zu verschnüren. Der Trick besteht darin, daß man sie nur von außen berührt. Wir können einige davon Trent in den Weg legen oder sie nach ihm werfen. Ich bezweifle, daß er sie wird verwandeln können, nachdem sie von der lebenden Pflanze abgelöst worden sind. Kannst du gut werfen?«
»Ja.«
Er schritt auf den Busch zu und entdeckte sofort eine neue Gefahr. »Schau mal dort, ein Nest von Ameisenlöwen!« rief er. »Wenn wir sie auf ihn ansetzen könnten…«
Chamäleon blickte die zwölf Zoll großen löwenköpfigen Ameisen an und erschauerte. »Müssen wir das?«
»Ich wünschte, wir müßten es nicht«, erwiderte Bink. »Sie würden ihn nicht wirklich auffressen, er würde sie schon vorher verwandeln. Aber sie könnten ihn so beschäftigt halten, daß wir ihn überwältigen könnten. Wenn wir ihn nicht irgendwo aufhalten,
dann erobert er sehr wahrscheinlich Xanth.«
»Wäre das schlimm?«
Das war wieder eine ihrer dummen Fragen, aber sie machte ihm trotzdem zu schaffen. Wäre der Böse Magier wirklich so viel schlimmer als der jetzige König? Er verdrängte die Frage. »Das steht uns nicht an, zu entscheiden. Der Ältestenrat wird den nächsten König wählen. Wenn die Krone erst einmal durch Verschwörungen oder Eroberungen jedem zur Verfügung steht, dann sind wir wieder in den alten Zeiten der Wellen. Da wird niemand mehr in Sicherheit leben können. Es muß per Gesetz entschieden werden, wer die Krone Xanths erhält.«
»Ja«, meinte sie. Bink war selbst davon überrascht, wie treffend er die Situation geschildert hatte, aber das überstieg natürlich ihre Aufnahmefähigkeit.
Trotzdem war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, Trent vor die Ameisenlöwen zu werfen, also suchte
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