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Chamäleon-Zauber

Titel: Chamäleon-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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er weiter. Tief in seinem Inneren suchte er ebenfalls nach einer Antwort auf die Frage nach der moralischen Rechtfertigung der gegenwärtigen Regierung. Angenommen, Trent hatte recht mit seiner Behauptung, daß es für Xanth lebensnotwendig sei, sich für eine Immigration zu öffnen? Den Lehren der Zentauren zufolge war die menschliche Bevölkerung in den letzten hundert Jahren immer kleiner geworden; wo waren all diese Leute nur abgeblieben? Entstanden etwa in diesem Augenblick wieder neue teilmenschliche Ungeheuer durch magisch ermöglichte Kreuzungen? Schon der bloße Gedanke war wie eine Schlingenschlaufe um den Hals. Wenn man ihn zu Ende dachte – scheußlich! Und doch sah alles ganz danach aus. Wenn er König wäre, dann würde Trent das ändern. War dasÜbel der Wellen wirklich schlimmer als diese Alternative? Bink kam zu keiner endgültigen Entscheidung.
    Schließlich gelangten sie an einen großen Fluß. Als er noch in seiner Sphinxgestalt gewesen war, hatte Bink ihn überquert, ohne sonderlich auf ihn zu achten, doch nun stellte er ein tödliches Hindernis dar. Kleine Wellenringe wiesen auf Raubtiere hin, und über dem Wasser schwebten gespenstische Nebelschwaden. Bink schleuderte einen Schlammklumpen ins Wasser, und sofort wurde er von einer riesigen krebsartigen Schere gepackt. Den Rest des Ungeheuers sah er nicht, so daß er nicht wußte, ob es sich dabei um eine Meerkrabbe, um einen gigantischen Panzerkrebs oder einfach nur um eine körperlose Schere handeln mochte. Aber schwimmengehen wollte er hier lieber nicht.
    Am Ufer lagen zahlreiche runde Steine. Der Fluß hatte von Steinen nicht so viel zu befürchten wie die Bäume. Trotzdem war es ratsam, vorsichtig zu sein. Bink stocherte mit seinem Stock auf ihnen herum, um sich davon zu überzeugen, daß es keine magischen Trugbilder waren. Zum Glück waren es keine. Er stocherte auch versuchsweise mit seinem Stock in eine hübsche Wasserlilie hinein, und die Pflanze verschlang sofort drei Zoll von seiner Stockspitze. Seine Vorsicht war also durchaus gerechtfertigt.
    »Also gut«, sagte er, nachdem sie einen Vorrat an Steinen eingesammelt hatten. »Wir werden versuchen, ihn aus dem Hinterhalt zu überfallen. Wir legen die Schlingschlaufen auf seinen wahrscheinlichen Fluchtweg und decken sie mit Blättern zu. Dann kannst du ihn mit Schlingen bewerfen, während ich die Steine nach ihm schleudere. Er wird den Steinen und Schlingen ausweichen und sich erst einmal zurückziehen. Dabei muß er aber auf uns beide achten, folglich könnte er in eine der Schlingen treten. Sie wird seinen Fuß umklammern, und während er versucht, sie abzubekommen, ist er angreifbar. Vielleicht erwischen wir ihn dann. Wir holen uns etwas Stoff von einem Deckenbaum, den wir ihm über den Kopf werfen, damit er uns nicht sehen und verwandeln kann, oder wir halten ihm den Hypnokürbis vors Gesicht. Dann wird er aufgeben müssen.«
    »Ja«, sagte sie.
    Sie machten alles bereit. Die getarnten Schlingen erstreckten sich von einem hungrigen Gewirrbaum bis zu dem Nest der Ameisenlöwen, und sie selbst versteckten sich hinter einem unsichtbaren Busch, den sie zufällig entdeckt hatten. Auf andere Weise konnte man diese harmlosen, mitunter allerdings ziemlich lästigen Gewächse auch gar nicht ausfindig machen. Wenn man sich dahinter versteckte, dann war man ebenfalls unsichtbar, solange der Busch sich zwischen ihnen und dem Betrachter befand. Sie setzten sich und warteten.
    Doch Trent überraschte sie. Während sie die Falle eingerichtet hatten, hatte er einen Bogen geschlagen, indem er sich an den Geräuschen orientiert hatte, die sie verursachten. Jetzt kam er aus Norden auf sie zu. Wie die meisten Mädchen mußte Chamäleon oft austreten, besonders dann, wenn sie sehr aufgeregt war. Sie verschwand hinter einem harmlosen Falschbanyanbaum und stieß plötzlich einen Schreckensschrei aus. Kurz darauf stürzte ein junges Flügelreh aus dem Unterholz.
    Der Kampf hatte begonnen! Bink lief mit einem Stein in der einen und einem Stock in der anderen Hand auf den Baum zu. Er hoffte, daß er den Magier umstoßen konnte, bevor er seinen Zauber verhängt hatte. Doch Trent war nicht zu sehen.
    Hatte er vielleicht die falschen Schlüsse gezogen? Hatte Chamäleon nur ein Reh aus seinem Versteck aufgescheucht…
    »Jetzt!« rief der Böse Magier von oben zu ihm herab. Er saß im Baum. Als Bink emporblickte, gestikulierte Trent, aber es war keine Zauberbewegung, er wollte nur in Reichweite kommen, um Bink

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