Chamäleon-Zauber
Sie verwandeln kann, denn ich habe es ja schon mehrmals ohne jede Schwierigkeit getan. Ich muß wohl ein bißchen zu hastig vorgegangen sein.« Er blieb in magischer Reichweite stehen, und Bink wagte nicht mehr, nun noch davonzulaufen. Trent konzentrierte sich –, und wieder durchflutete die magische Energie Bink mit einem kräftigen Prickeln.
Plötzlich erschien ein Schwarm Trichtervögel um Bink herum und stob mit höhnischem Kreischen auf starren Schwingen davon.
»Sogar die Mikroben, die Sie umgeben!« rief Trent. »Mein Zauber ist voll an Ihnen abgeprallt! Schon wieder! Jetzt weiß ich aber, daß hier irgend etwas nicht stimmt.«
»Vielleicht wollen Sie mich ja einfach nur nicht töten«, meinte Bink.
»Ich habe nicht versucht, Sie zu töten. Ich wollte Sie nur in irgend etwas Harmloses verwandeln, damit Sie mir nie wieder in die Quere kommen. Ich töte nie ohne guten Grund.« Der Magier dachte nach. »Wirklich sehr seltsam! Ich glaube nicht, daß mein Talent daneben trifft. Irgend etwas stellt sich ihm entgegen. Es muß einen Gegenzauber geben, der es zunichte macht. Sie haben
ja auch ein reichlich verzaubertes Leben geführt, bisher… Ich habe immer gedacht, daß es ein bloßer Zufall ist, aber jetzt…«
Trent überlegte, dann schnippte er mit den Fingern.
»Ihr Talent! Ihr magisches Talent! Das ist es! Sie können durch Magie keinen Schaden erleiden!«
»Aber ich bin schon oft verletzt worden«, wandte Bink ein.
»Aber nicht durch Magie, darauf möchte ich wetten. Ihr Talent weist alle magischen Bedrohungen einfach ab.«
»Aber ich bin schon das Opfer vieler Zauber geworden. Sie haben mich doch auch verwandelt…«
»Nur, um Ihnen zu helfen – oder um Sie zu warnen. Sie mögen meinen Motiven ja nie getraut haben, aber Ihre Magie wußte um die Wahrheit. Ich habe vorher niemals versucht, Ihnen Schaden zuzufügen, deshalb durften meine Zauber auch wirken. Jetzt stehen wir im Zweikampf, und ich versuche Sie zu Ihren Ungunsten zu verwandeln, deshalb werden meine Zauber abgewiesen. In dieser Hinsicht ist Ihre Magie stärker als meine – wie es ja auch alle bisherigen Zeichen angedeutet haben.«
Bink staunte. »Aber… aber dann habe ich ja gewonnen. Sie können mir nichts anhaben.«
»Nicht unbedingt, Bink. Meine Magie hat die Ihre dazu gezwungen, sich zu offenbaren, damit ist sie auch angreifbar geworden.« Der Böse Magier zog sein glitzerndes Schwert. »Ich besitze noch andere Talente außer der Magie. Verteidigen Sie sich – körperlich!« Bink schlug seinen Stock hoch, als der Magier einen Ausfall machte. Er parierte die Klinge gerade noch rechtzeitig. Er war verwundbar – körperlich. Plötzlich lösten sich alle Rätsel seiner Vergangenheit. Noch nie hatte die Magie ihm wirklich Schaden zugefügt. Sie hatte ihn gedemütigt, ja, besonders während seiner Kindheit. Aber körperlich hatte sie ihm nie etwas anhaben können. Wenn er mit einem anderen Jungen um die Wette gelaufen war und der Junge durch Bäume und Hindernisse
hindurchgelaufen war, um zu gewinnen, da hatte Bink nicht körperlich, sondern allenfalls seelisch darunter gelitten. Und als er – auf nicht magische Weise – seinen eigenen Finger abgehackt hatte, da hatte nichts ihm geholfen. Die Magie hatte das zwar kuriert, aber keine Magie hätte ihm die Wunde zufügen können. Und so hatte ihn die Magie manches Mal in Bedrängnis gebracht, ohne daß er wirklichen Schaden erlitten hätte. Selbst vor Potiphers Giftgas war er gerade noch rechtzeitig gerettet worden. Er hatte im wahrsten Sinne des Wortes ein verzaubertes Leben geführt.
»Ihre Magie hat wirklich faszinierende Aspekte«, sagte Trent gesprächig, während er eine neue Blöße zu entdecken versuchte. »Wenn jeder davon wüßte, dann wäre es offensichtlich nur ein sehr schwacher Schutz. Folglich sorgt sie dafür, daß sie nicht leicht entdeckt wird, auf tausenderlei subtile Weise. Ihre Rettungen sahen deshalb oft zufällig aus oder wie seltene Glückstreffer.« Ja, so wie damals, als er dem Spaltendrachen entkommen war! Er hatte sogar von Gegenmagie profitieren können, etwa, als er Donald den Schatten in sich aufgenommen hatte und dadurch unversehrt aus der Spalte hatte fliegen können.
»Ihr Stolz wurde nie gerettet, immer nur Ihr Körper«, fuhr Trent fort. Offensichtlich ließ er sich Zeit bei seinem Vorgehen, um erst alle Einzelheiten zu klären, für alle Fälle. Er war eben ein gründlicher Mann. »Vielleicht haben Sie einige Unannehmlichkeiten erleben müssen,
Weitere Kostenlose Bücher