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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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vorstellen konnte. Er mochte knapp sechzig Jahre alt sein, war groß, schlank und sportlich, sein Gesicht war glatt, etwas hölzern vielleicht, es hatte einenintelligenten, wachen Ausdruck, und sein Lächeln strahlte Zuversicht aus. Das volle graue Haar war onduliert, es machte ihn ein wenig englisch, konservativ und aristokratisch. Als Reiter im roten Rock bei einer Fuchsjagd hätte Philipp ihn sich gut auf einem Pferd vorstellen können. Nur mit den Augen stimmte etwas nicht. In einem anderen Gesicht hätte Philipp sie als unerbittlich bezeichnet. Er schien jemand zu sein, der es nicht ausstehen konnte, wenn Fehler gemacht wurden.
    Er nickte Langer freundlich zu (als hätten sie sich heute bereits gesehen), wandte sich direkt an Philipp und reichte ihm die Hand: »Ich habe viel von Ihnen gehört, Mister Achenbach, von Ihren Fähigkeiten«, er lächelte breit, Zustimmung signalisierend, »als einer Person, die ihre Aufgaben sehr ernst nimmt, allerdings auch als einen Menschen, der seine Unabhängigkeit schätzt – das mögen wir Briten   –, der aber seinem Boss gegenüber loyal ist. So hat Ihr Chef Sie beschrieben. Sie lieben den Wein und Champagner? Das ist sehr gut. Bessere Voraussetzungen für unsere gemeinsame Aufgabe gibt es nicht.«
    Goodhouse sprach ein Englisch, wie Philipp es schätzte, ohne jeden amerikanischen Unterton, Oxford pur, klassisch, Originalton BBC.   Allein damit gewann er. »Sie sehen, ich bin gut informiert. Ich weiß, dass Sie einen Sohn haben, ein Haus mit einem gepflegten Weinkeller besitzen, dass Sie die Gartenarbeit lieben, Restaurants verabscheuen, mit dem Fahrrad in die Firma kommen, was wir alle in Anbetracht der Klimaveränderung tun sollten, und Sie sollen gut kochen. Vielleicht ergibt sich mal eine Gelegenheit, bei Ihnen zu speisen. Ich glaube, die Themen werden uns nicht ausgehen. Wir haben vieles gemein; daher freue ich mich wirklich, Sie kennenzulernen.«
    War der offizielle Teil jetzt vorbei? Es war genug, Philipp fühlte ein wachsendes Unbehagen. Ihm war bewusst, dass ihm ein hartes, unangenehmes Gespräch bevorstand. SeineEnthüllungen würden Goodhouse alles andere als glücklich machen. Wenn er diesen Raum verließ, würde man sich entweder ein beträchtliches Stück nähergekommen sein – ansonsten war der Bruch unvermeidlich.
    »Gestatten Sie mir eine Frage, Mister Goodhouse, eine Frage, die mich persönlich betrifft.«
    »Unter Partnern ist Offenheit eine Voraussetzung.«
    Anders als Goodhouse wirkte Langer jetzt verspannt, er wandte sich an Goodhouse. »Das Gleiche habe ich in unserer Vorbesprechung auch gesagt.«
    »Werden Sie die Erweiterung von France-Import zum Großhändler finanzieren?« Philipp kam es jetzt auf Langers Reaktion an.
    »Wir werden durch die Erweiterung des Angebots unseren Umsatz verdreifachen«, fuhr Langer auf Deutsch dazwischen, »nein, sogar vervierfachen.«
    »Wer sagt das?«, fragte Philipp und sah, dass auch Goodhouse aufmerksam zuhörte. »Ist das Ihre Prognose?«
    »Demnächst kommt ein Unternehmensberater ins Haus, von der Firma Debts & Sandboat aus London.«
    »Sie sagten es bereits. Auf seine Empfehlung hin?« Philipp sah Langer an und meinte den Briten.
    »Seit wann habe ich meine Entscheidungen mit Ihnen zu diskutieren?« Langer gab sich keine Mühe, seine Verstimmung zu überspielen. Oder spielte er vor Goodhouse den starken Mann?
    »Bislang haben Sie es getan, meine Meinung war Ihnen wichtig«, antwortete Philipp ruhig.
    »Das ist noch nicht endgültig entschieden«, ließ sich Goodhouse in seiner Sprache vernehmen.
    »Was ist nicht entschieden?« Langer war mit einem Mal völlig wach.
    »Ob ich die gesamte Finanzierung allein übernehme.«
    Langer überspielte seine Bestürzung nur schlecht. Diese Reaktion reichte Philipp, um zu begreifen, dass Goodhousedurchaus fähig war, blitzschnell neue taktische Allianzen einzugehen. Es wird für Langer hart sein zu begreifen, dass man auf Verbündete nur so lange rechnen kann, wie man ihnen nutzt. Als Mensch, dem Ehrlichkeit etwas bedeutete, der Wert auf Freundschaften legte und der sich in andere hineinzuversetzen versuchte, erkannte Philipp schnell, dass Goodhouse nichts fühlte, stattdessen analysierte und handelte er. Er war ein praktischer Mensch, einer mit einem extrem starken Willen. Gefühle waren ihm hinderlich. Und er schien bereit, die Allianz mit Langer jederzeit zu kündigen. Das alles wusste Philipp nicht, aber er fühlte es, und dann begann er mit seinem Bericht.
    »Ich

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