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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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bin gestern aus der Champagne wiedergekommen. Ich bin davon überzeugt, dass Monsieur Touraine Sie betrügt   ... Das funktioniert folgendermaßen   ...«
    Auf seine Helfer und die Ablenkungsmanöver ging Philipp nicht ein, Louise, Yves und die Motorradfahrerin ließ er außen vor. Nicht eine Zwischenfrage wurde gestellt, schweigend hörten ihm die beiden Männer zu, und als er geendet hatte, stand das Gesagte wie eine Mauer zwischen ihnen. Ihre Gesichter waren starr, die Stimmung eisig, geradezu feindlich.
    Philipp stand auf. »Hier ist der Beweis!« Er holte den Champagner. Er hatte noch eine zweite Flasche mitgebracht, ein exzellentes Gewächs zum Vergleich und um sich mit etwas Trinkbarem den Mund zu spülen, wenn in der Flasche das war, was er vermutete.
    »Er ist nicht ganz kalt, aber da lassen sich die Aromen besser wahrnehmen.«
    In dieser Suite gab es alles, auch Champagnergläser, sie standen in der Bar, und Philipp stellte sie auf den Tisch. Gespannt betrachteten Langer und Goodhouse die Flasche in Philipps Händen.
    Goodhouse machte ein unglückliches Gesicht. »Kein Etikett? Und was befindet sich Ihrer Meinung nach in dieserFlasche? Wahrscheinlich nichts, was man Ihren Kunden anbieten kann, oder?« Er sah Langer an. »Das ist eine Katastrophe, Mister Langer, wenn das stimmt, ist es sogar ein Erdbeben. Wie konnte das passieren? Dabei haben wir so viele Sicherheiten eingebaut, aber die Franzosen sind   ...«
    Philipp schenkte ein, und alle drei probierten. Langer nickte bedächtig. »Das ist minderwertige Qualität, extrem minderwertig, oder, Achenbach, was sagen Sie? Sie sind der Fachmann.«
    Auch er hatte probiert und fand seine Erwartungen bestätigt. Der Champagner, oder was immer es war, hatte zwar eine feine Perlung, aber er wirkte sehr gewöhnlich und dünn. Süße und Säure wirkten überzogen und standen unharmonisch nebeneinander. Das Zeug hier hatte den Charakter eines billigen, mit Kohlensäure aufgepumpten Weißweins, und der Geschmack im Mund war sofort wieder weg – glücklicherweise – bis auf etwas Kreide.
    »Das hier, was immer es ist, können Sie niemandem anbieten«, sagte Philipp entschieden. »Der Geschmack stimmt nicht, Süße und Säure sind gegensätzlich, die Kreide überwiegt, sie ist aggressiv, die Süße hier resultiert ausschließlich aus der Versanddosage. Wenn mich meine Nase nicht im Stich lässt, ist das irgendein Massenprodukt aus dem Veneto, ein Pinot Grigio, zu Deutsch Grauburgunder, oder ein billiger Weißwein aus der Provinz Cuneo, da gibt es auch kalk- und kreidehaltige Böden. Oder er ist auf Muschelkalk gewachsen. Das ist kein Champagner. Dann wurde Säure zugesetzt, sie macht den Wein nicht frisch, sondern aggressiv   ...«
    »Es reicht, Achenbach«, zischte Langer.
    Goodhouse gab sich erstaunt. »Was Sie alles herausschmecken, phänomenal. Aber meinen Sie nicht, dass Sie zu kritisch sind?« Es war keine Frage. Er wandte sich ab, trat ans Fenster und schaute auf den Rhein.
    »Nicht wahr?« Langer lenkte sofort ein. »Das habe ichIhnen doch gesagt. Er ist gut. Aber um Gewissheit zu bekommen, müsste man einen Labortest machen.«
    Philipp empfand Langer schon wieder als willfährig. Verblüfft nahm er zur Kenntnis, wie gelassen Goodhouse mit der Nachricht umging, die seinen Fonds das Leben kosten könnte, denn die Fälschung war plump. Hauptsache, das Zeug schäumte.
    »Was werden Sie jetzt unternehmen, Mister Goodhouse? Ich vermute mal, dass Monsieur Touraine die schlechten gegen die guten Flaschen eintauscht und möglicherweise auf eigene Rechnung verkauft. Ich kann Mister Langer unter diesen Umständen nur abraten, die Vermarktung Ihrer Produkte zu übernehmen. Ich sage Ihnen das ganz offen.«
    Goodhouse sah ihn an, und seine Augen wurden kalt, es war ein fremder Blick, verachtend und arrogant.
    »Wir leben in freien Ländern, und da muss man es den Bürgern überlassen, wie sie ihr Vermögen anlegen. Ich habe den Fonds aufgebaut, ich erhalte ihn am Leben. Es ist mein persönliches Projekt. Es geht nicht um Profit. Die Erträge fließen in eine Stiftung nach Liechtenstein, die sich zum Ziel gesetzt hat, die europäische Einigung zu fördern. Zu einer derartigen Katastrophe, dass Engländer und Deutsche aufeinander schießen, darf es nie wieder kommen. Mein Vater war Pilot, er wurde über Köln abgeschossen. Da unten, oder da oben«, er zeigte auf den Himmel über dem Dom, »da ist er gestorben. Deshalb habe ich diese Stiftung gegründet. Und damit sie am

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