Champagner-Fonds
Leben bleibt, muss der Fonds erhalten werden. Ich danke Ihnen, Mister Achenbach, Sie haben Hervorragendes geleistet. Ihre Arbeit ist damit beendet.« Er gab ihm die Hand.
Philipp schaute Langer an, der wich seinem Blick aus. »Ich glaube, Sie bringen da etwas durcheinander, Mister ...«
»Ich bringe gar nichts durcheinander. Wir wissen jetzt, dass Monsieur Touraine mich möglicherweise hintergeht, und ich allein trage die Verantwortung, ich werde das mitihm klären. Er wird dafür geradestehen müssen. Es wird harte Konsequenzen geben. Und Sie halten sich zurück!«
»Ich verlange absolutes Stillschweigen von Ihnen«, schob Langer nach.
»Sie meinen, ich habe meinen Teil erledigt, Sie brauchen mich nicht mehr, und ich kann gehen?«
»Sie sollten sich um Wichtigeres kümmern, zum Beispiel um das neue Sortiment von France-Import, Mister Achenbach, diskret und unauffällig.«
Langer wirkte plötzlich verzweifelt, er ahnte, dass Philipp sich damit nicht zufriedengeben würde, und damit lag er richtig.
»Wie soll das funktionieren?« Philipp war nicht bereit, so schnell aufzugeben. »Es ist zu viel geschehen. Ich denke auch an den Arbeiter, der gestorben ist ...«
»Das muss nichts zu sagen haben«, unterbrach Langer. »Selbstverständlich ist Mister Achenbach bereit, zu warten, was Ihre Nachforschungen ergeben.« Goodhouse war gemeint.
Er wirkte auf Philipp, als würde er gegen seine Überzeugung sprechen, doch das mochte Einbildung sein.
»Wir müssen das jetzt nicht weiter ...« Langer suchte nach Worten, sein Englisch war miserabel, ihm fehlte die Übung. Mit beschwörenden Blicken versuchte er Philipp zu mäßigen.
»Halten Sie es nicht für sinnvoller, dass sich die Polizei und der Champagnerverband mit dieser Sache befassen?«
» Complete nonsense
, kompletter Unsinn!« Goodhouse wurde scharf. »Sie verlieren die Realität aus den Augen, Mister Achenbach. Allein in Deutschland sind etwa fünfundzwanzig Millionen Euro in den Fonds geflossen. Ihr Gesichtskreis ist eingeschränkt und Ihr Denken von Presseberichten vernebelt. Wie könnte ich Ihnen das übel nehmen? Sie wollen Aufklärung? Die sollen Sie haben, aber Sie wollen ja nicht bezwecken, dass wir finanziellen Selbstmord verüben und dass die Anleger um ihr Geld betrogen werden?Nicht wahr, Mister Achenbach? Sie sind nicht der Typ
whistleblower
, ein Denunziant, der ungeprüft Informationen weitergibt, weder an die Behörden noch an gierige Presseleute. Sie haben Verantwortung und nehmen sie ernst. Wir werden den Fall prüfen, das schwöre ich Ihnen, wir werden für eine vollständige Aufklärung sorgen, und zwar korrekt, diskret und schnell. Wir werden genauestens klären, ob es sich um Fälschungen handelt, und die werden wir aus dem Verkehr ziehen ...«
»Glauben Sie, dass Touraine Ihnen korrekt Auskunft gibt? Das Zählwerkt der Abfüllanlage stand immerhin bei viertausend in jener Nacht, die Fälschungen werden längst im Keller sein und ...«
Goodhouse stand jetzt dicht vor Philipp und stemmte die Hände in die Hüften. »Davon haben Sie uns noch gar nichts gesagt. Sie haben das Zählwerk lesen können?«
»Ich nicht, der General hat es mir gesagt.«
»Sie sollten nicht so viel darauf geben, was diese Froschfresser erzählen. Der Mann wollte sich wichtig machen. Was wissen Sie noch? Wir müssen absolut offen miteinander umgehen. Verheimlichen Sie uns sonst noch etwas?«
»Ich möchte auch deshalb die Polizei hinzuziehen, weil ich glaube, dass der Mann, der uns in die Kellerei gebracht hat, vor zwei Tagen ermordet wurde. Meines Erachtens handelt es sich nicht um Zufall, dass er einen Tag später im Lastenfahrstuhl verunglückte.«
»Uns? Wen meinen Sie mit uns? Wer war noch mit dabei?«
Philipp spürte, wie ihm die Hitze in die Wangen stieg. Er musste Thomas aus der Sache raushalten. »Ich meinte den General und mich«, antwortete er ausweichend, und er merkte, dass man ihm nicht glaubte.
Langer fühlte sich zur Vermittlung bemüßigt. »Wir werden alles ausführlich durchsprechen müssen. Wir überlegen gemeinsam, wie man am besten vorgeht. Außerdem habenwir noch ein anderes Thema. Was in Villers-Allerand vor sich geht, kann nur Mister Goodhouse klären. Es liegt in seiner Verantwortung und ist eine sehr persönliche Angelegenheit. Ist es nicht so, Mister Goodhouse?«
Der Brite beglückte ihn mit einem väterlichen Lächeln. »Ich informiere zuerst den Beirat. Bis wir wissen, was zu tun ist, kann es einige Tage
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