Champagner-Fonds
eine Gruppe deutscher Anlegerund der Beirat des deutschen Fonds kommen würden, um sich von der ordnungsgemäßen Lagerung zu überzeugen? Führten die Schleifspuren von den Belgiern zu den Deutschen oder umgekehrt? Er kniete sich hin, um die Spur zu untersuchen. In diesem Moment erlosch das Licht.
Es war, als wäre in seinem Kopf etwas ausgeknipst worden. Er hockte in einem Labyrinth, das aus der Kreide herausgehauen war, er war illegal eingedrungen, und in dieser bodenlosen Finsternis geschah irgendetwas Unvorhergesehenes. Wieso rief ihn Thomas nicht an? Wo war sein Mobiltelefon? Empfang hatte er, also musste es einen Verstärker geben. Da vibrierte das Gerät.
»Der General hat den Hauptschalter umgelegt«, flüsterte Thomas, »draußen ist ein Lieferwagen vorgefahren, ein Haufen Leute steigt aus. Es ist besser, meint der General, wenn du raufkommst. Aber sei vorsichtig, vielleicht gehen sie runter.«
»So ein Dreck, verfluchter, wie soll ich mich ohne Licht zurechtfinden?« Philipps Ärger war größer als die Befürchtung, entdeckt zu werden.
»Auch wir sitzen im Dunkeln, damit niemand merkt, dass jemand hier ist. Du hast die Taschenlampe, Papa.« Jetzt hörte sich Thomas ernstlich besorgt an.
»Mit der Funzel komme ich nicht weit! Wo seid ihr? Ich komme rauf, ich habe eine Idee ...«
Er musste ruhig bleiben. Wahrscheinlich war Touraine mit einem Arbeitstrupp angerückt, um Flaschen abzuholen. Der Lump stahl Goodhouse und seinen Anlegern den Champagner. Aber wozu? Wem würde er nicht degorgierte Flaschen verkaufen? Das ergab keinen Sinn. Oder hatten sie etwas anderes vor? Philipp wartete auf das Rattern des Fahrstuhls, aber alles blieb ruhig. Seit das Licht ausgegangen war, hatte er seine Position nicht verlassen. Er nahm die Taschenlampe und leuchtete die Umgebung ab. Der mickrige Strahl verlor sich in der Weite, trotzdem war es eineHilfe. Als er versuchte, den Kopf der Lampe zu drehen, um den Lichtstrahl zu fokussieren, fiel sie herunter. Er kroch über den Boden, tastete sich durch die Feuchtigkeit, er fand sie wieder, aber sie funktionierte nicht mehr. Verdammt. Er saß fest.
Panik kam auf, doch bevor sie ihn packte, erinnerte er sich an die Digitalkamera. Er streifte den Tragriemen übers Handgelenk, damit ihm nicht das gleiche Malheur passierte, machte eine Aufnahme nach rechts, anschließend eine nach links und betrachtete die leuchtenden Bilder auf dem Display. Es klappte, er hatte eine Ansicht der näheren Umgebung. Er musste nur die Entfernung schätzen, die er bis zur nächsten Aufnahme zurücklegen musste, und merkte sich dazu einen Punkt wie den Gabelstapler oder die Ansammlung von Rüttelpulten mit Magnumflaschen. Auf diese Weise bewegte er sich durch die virtuellen Bilder seiner Kamera. Das erinnerte ihn an den Film »The Purple Rose of Cairo«. Da war jemand aus dem Film in die Wirklichkeit getreten. Hoffentlich fand er aus den Bildern den Weg wieder an die Oberfläche. Als er auf dem kleinen Display den Hauptgang erkannte und die Stelle, an der die Treppe begann, hörte er den Aufzug. Jemand schaltete das Licht ein. Erleichterung verschmolz mit der Furcht, doch entdeckt zu werden.
Wo konnte er sich verstecken? Vielleicht war es seine Rettung, dass niemand damit rechnete, dass hier unten jemand herumgeisterte. Er hockte sich unter zwei in spitzem Winkel zusammengestellte Rüttelpulte, und da die Löcher für die Flaschenhälse schräg hineingebohrt waren, konnte man ihn nicht sehen. Dafür hörte er umso besser.
Touraine trieb seine Leute an und gab Befehle. Hatte Philipp richtig gehört? Es ging darum, Flaschen aus dem Keller zu holen, die degorgiert und etikettiert werden sollten? Als die Schritte des Arbeitstrupps verklangen, wagte er sich aus seinem hölzernen Zelt und rannte zur Treppe. Durch den Plastikvorhang sah er einen Nachzügler schemenhaft dieStufen herabkommen, er presste sich neben der Tür an die Wand und hielt den Atem an. Der Arbeiter kannte sich aus und wandte sich sofort nach rechts. Philipp schlich zur Treppe und lauschte wieder. Das Einzige, was er im Treppenaufgang hörte, war sein Herzschlag. Er spurtete eine Etage höher und wartete. Niemand kam. Dann rannte er zur nächsten Etage, wo er sich hinter einer Tür verbergen wollte, doch sie war verschlossen. Er musste das Risiko auf sich nehmen und weiter rauf, zwei Stufen auf einmal nehmend, bevor wieder jemand kam. Wo war der General, wo war Thomas? Oben angekommen blieb er hinter einem Gärtank stehen und rief
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