Champagner-Fonds
Thomas an. Der gab das Telefon an den General weiter, und der beschrieb ihm, wie er unbemerkt zu ihnen finden konnte. Sie warteten in einem Nebenraum der großen Halle, wo die Abfüllanlage stand.
»Dass die hier auftauchen – damit konnte niemand rechnen.«
»Wirklich nicht?«, fragte Philipp lauernd.
»Nein, Monsieur, wirklich nicht. Die Verabredungen trifft die Zentrale in Reims, soweit ich weiß. Der Verwalter bekommt es lediglich mitgeteilt. Aber kommen Sie, ich muss Ihnen was zeigen.«
Thomas war sichtlich nervös geworden, aber er fand das Ganze auch »irgendwie cool«, wie er Philipp zuflüsterte.
Die von Touraine mitgebrachten Arbeiter waren derart beschäftigt, dass die drei sich relativ sicher bewegen konnten. Außerdem gab es überall Tanks, dann die Kästen mit Flaschen, Palettenstapel und aufgetürmte Kartonagen, um dahinter zu verschwinden. Der General führte Philipp und Thomas fast im Kreis in die Halle mit der Abfüllanlage, und zu Philipps Erstaunen war sie in Betrieb. Wieso wurde hier Champagner abgefüllt? Bisher war er davon ausgegangen, dass die Hersteller die Flaschen lieferten, aber nicht, dass ihr Champagner hier abgefüllt wurde. Oder war es gar nicht ihr Champagner?
»Ich habe Ihnen doch versprochen, dass ich Ihnen etwas zeige, worüber Sie staunen werden.« Der General sah Philipp siegessicher an und zwinkerte Thomas vertraulich zu. Philipp war froh, dass sie sich so gut verstanden.
»Was füllen die ab?«, fragte er und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wer hat den Champagner geliefert? Wo kommt der her?«
»Das wüsste ich auch gern.« Dem General machte Philipps Fassungslosigkeit sichtlich Freude. »Wir können uns eine Flasche holen und probieren.«
»Unmöglich, da kommen wir nie ran.« Dort, wo die Flaschen die Abfüllstraße verließen, nachdem sie ihre Dosage von Hefe und Zucker bekommen hatten, standen drei Männer unter Aufsicht eines vierten und stapelten sie in den Transportkörben.
Der General war plötzlich verschwunden, nur um eine Minute später drüben zwischen den Arbeitern aufzutauchen, und nach einigen Worten bekam er eine Flasche in die Hand gedrückt und verschwand. Eine weitere Minute später war er wieder hier und gab sie Thomas in die Hand, der sie an seinen Vater weiterreichte.
»Jetzt sind Sie dran. Was das ist, müssen Sie herausfinden, Sie sind der Verkoster.«
Philipp betrachtete die schwere, nicht etikettierte Flasche, als könne er den Inhalt erkennen.
Der General war ernst geworden. »Was fangen Sie mit den Informationen an? Ich möchte meinen Job gern behalten. Ich habe Familie – und schon einmal Pech gehabt.«
»Wobei?«
»Das erzähle ich Ihnen ein andermal. Wollen Sie die andere Halle noch sehen?«
»Was passiert da?«
»Degorgieren, Etikettieren, Verkorken, Verpacken. Da wird auch gerade gearbeitet. Touraine ist mit zwei Lieferwagen gekommen. Ein dritter steht seit gestern im Hof. Dawar auch ein Tankwagen hier. Ausgeladen wurden einige Fässer, wohl mit der Versanddosage, aber was im Tankwagen war, weiß ich gar nicht.« Er machte Philipp auf die Maschine aufmerksam, die aus mehreren überdimensionalen Pipetten etwas in die auf einer Schiene vorbeigeführten Flaschen einspritzte.
»Kennen Sie die Leute, die da arbeiten?«
»Nein, nie gesehen, keiner stammt aus der Gegend, aber es sind alles Franzosen. Illegale und Schwarze würden auffallen.
Alors
– wollen Sie die andere Halle noch sehen?«
Philipp sah Thomas an und biss sich auf die Lippe. Konnte er es wagen? Bisher war alles glatt gegangen, die Arbeiter waren beschäftigt, und wer innehielt, wurde angeschnauzt.
»Warum zögerst du?«, fragte Thomas. »Das dürfen wir uns nicht entgehen lassen. Was das alles bedeutet, wirst du mir sicherlich erklären.«
»Wenn ich das selbst wüsste.« Philipp schaute auf die Uhr, es war Viertel nach elf. »Einen Blick riskieren wir noch. Wir dürfen die Sache nicht zu sehr ausreizen.«
Der Weg in die nächste Halle war kompliziert. Sie mussten am Fahrstuhl vorbei, wo die von unten kommenden Flaschen ausgeladen und die abgefüllten eingeladen wurden. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als genau den Moment abzupassen, als die Arbeiter die Flaschen aus dem Keller zum Degorgieren brachten und der Fahrstuhl ratternd nach unten fuhr. Kaum wollten sie loslaufen, als jemand zum Fahrstuhl ging. Sie durften nicht gleichzeitig ihren Standort verlassen.
»Ich gehe mit Thomas vor«, sagte der General, »und Sie folgen uns.«
Aber Philipp wusste
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