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Champagner-Fonds

Champagner-Fonds

Titel: Champagner-Fonds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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nicht, wohin.
    »Suchen Sie sich ein Versteck, ich finde Sie da garantiert.« Damit packte der General Thomas am Ärmel und zerrte ihn mit sich.
    Er hat uns in der Hand, dachte Philipp. Weshalb tut er das alles? Da ergab sich die Gelegenheit, ungesehen in die Halle zu kommen, und Philipp ließ die Frage unbeantwortet. Vor ihm, parallel zur Längsseite der Halle, lief das Band mit den klirrenden Flaschen, links waren Stapel mit Kartons und Verpackungsmaterial. Er wandte sich nach links, gerade rechtzeitig, um nicht entdeckt zu werden, denn vom Band kam jemand zur Tür. Da spürte er einen harten Griff an der Schulter – er war entdeckt – nein, es war der General.
    »Kopf runter! Man kann Sie sehen.«
    Er packte Philipp und drückte ihn hinter den grauen Kartons an den Boden. Als Philipp sich aufrichten wollte, sah er die Etiketten. Sie klebten außen auf den Kartons, sie waren unterschiedlich, sie gehörten zu mehreren Marken, es war auch eine darunter, die France-Import im Angebot führte. Sie ließen ihre Flaschen hier etikettieren – oder waren das die Flaschen des Fonds? Welches Champagnerhaus gab seine Etiketten weg? Vielleicht als Lohnauftrag? Wohl kaum   ...
    Drüben am Band wurde jetzt die Rolle mit den Etiketten gewechselt – aber zu Philipps Erstaunen nicht die Flaschen auf dem Transportband.
    In diesem Moment betrat Touraine die Halle und ging zum Aufpasser, griff in die Hosentasche und zeigte ihm einen länglichen Gegenstand, gelb und schwarz – Philipp fasste an die Gesäßtasche – verdammt, er hatte die Taschenlampe beim Heraufkommen verloren. Jetzt kam es darauf an, wo er sie verloren hatte, ob Touraine vorher dort vorbeigekommen war und nichts hatte liegen sehen. Aber aus Touraines Haltung sprach ein Verdacht. Er sah sich um, blickte in Richtung Tür und winkte den Aufpasser zu sich.
    »Wir müssen weg«, raunte Philipp, der General war damit einverstanden, und als eine Flasche mit lautem Knall zu Boden fiel, verließen sie ihre Deckung. Sie gelangten gerade noch in den Hof, bevor Touraine mit zwei weiteren Männern zurückkam.
    »Sieh mal, was ich habe«, sagte Thomas und zeigte Philipp mehrere bedruckte Metallplättchen.
    »Woher hast du die?«
    »Die waren in den Kartons.«
    »Agraffe,
coiffe de surbouchage
auf Französisch. Bist du jetzt auch von Placomusophilie befallen?«
    »Ist das eine Krankheit?«
    »Mehr oder weniger«, flüsterte Philipp, »es ist die Leidenschaft, die Aluminiumdeckel der Champagnerflaschen zu sammeln. Manche werden teuer gehandelt. Belgier sind verrückt danach.«
    Der General bedeutete ihnen zu schweigen, denn Touraine oder seine Begleiter ruckelten an der Tür, durch die sie eben gekommen waren und die er hinter ihnen abgeschlossen hatte. Sie vermuteten, dass jemand auf dem Gelände war, und Touraine gab Order, alles abzusuchen:
    »Wenn hier jemand war, müssen wir ihn finden! Also findet ihn!« Das klang ziemlich unfreundlich.
    »Weshalb haben Sie uns geholfen?«, fragte Philipp erneut, als sie zu den Autos liefen. »Die Frage haben Sie mir vorhin nicht beantwortet.« Ohne den General wären sie niemals in die Kellerei gekommen – und auch nicht wieder raus.
    »Lassen Sie den Laden auffliegen, dann bin ich völlig zufrieden!« Der General hob die Hand, fast wie zu einem militärischen Gruß, und zwängte sich hinter das Lenkrad seines klapprigen Renaults. Das Zuschlagen der Tür klang, als wäre ein großes Blech auf die Straße gefallen.

13
    »Wie heißt die Krankheit, von der du vorhin gesprochen hast?«, fragte Thomas, der den Wagen steuerte.
    »Placomusophilie.«
    »Kriegt man die, wenn man das Zeug sammelt?« Er griff in die Hosentasche und hatte die Hand voller Deckel.
    »Das kann bei den Verrückten chronisch werden, wenn sie bis zu tausend Euro für eines von den Dingern ausgeben, um ihre Sammlung zu komplettieren.«
    »Es sind die gleichen Deckel, die du mir vor Ewigkeiten mitgebracht hast, allerdings sehen diese hier anders aus.«
    »Ist klar, es werden andere Champagnerhäuser sein, jedes hat auch für die Deckel sein individuelles Design.«
    »Das meine ich nicht. Ich habe die Dinger noch, ich habe sie damals als Ersatz für die verbaselten Mühlesteine benutzt. Ich erinnere mich an die Wappen. Bei einigen sind Symbole aufgedruckt oder komplette Bilder, wie eine Ernteszene, bei einem steht sogar Pinot noir, Clone 521 drauf.«
    »So genau erinnerst du dich?«
    »Die Kappen waren eigentlich spannender als das Spiel. Nur die ich aus der Halle

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