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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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meiner Tasche. Ah, dort ist sie. Sorgfältig neben meinen Klamotten hängt meine Tasche über dem Stuhl. Das Handy klingelt zornig. Ich schleppe mich aus dem Bett.
    „Löhmer“, melde ich mich.
    „Julia!“, scheppert es gegen meine Ohrmuscheln.
    „Katja?“
    „Natürlich Katja! Wo steckst du? Ich bin schon ganz krank vor Angst. Ich habe es schon bei Benni und deinen Eltern probiert.“
    „Du hast was?“, schreie ich.
    „Ich habe bei deinen Eltern und Benni angerufen, um zu wissen, wo du steckst.“ Katja klingt, als würde gerade die Wohnung abbrennen.
    „Oh Gott!“ Ich lasse mich aufs Bett fallen. Wie ich meine Eltern kenne, haben die in der Zwischenzeit schon die Polizei angerufen und eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Und Benni? Hilfe, ich muss sofort zu Benni und ihm alles erklären.
    „Wo bist du?“ Katja wäre bestimmt eine supererfolgreiche Geheimagentin geworden. Spezialgebiet Folter.
    „Bei Andreas.“
    Schweigen.
    „Du hast die Nacht bei Andreas Neumann verbracht?“ Katjas Stimme klingt bedauernd.
    „Ja, ja. Aber nur, weil ich so betrunken war, dass ich nicht mehr gerade stehen konnte.“
    Schweigen.
    „Es ist nichts passiert“, rufe ich in den Hörer. „Andreas hat auf dem Sofa geschlafen.“
    „Oh Pumbi!“, seufzt Katja.
    „Andreas weiß alles. Das mit mir und Benni. Ach ja, und ich habe Benni gestern im Alex getroffen, der hatte wieder diese Annika dabei. Aber ich habe mit Andreas geredet und bin mir jetzt ganz sicher, dass ich Benni liebe. Hörst du – ich liebe Benni!“
    „Und um zu dieser Erkenntnis zu kommen, schläfst du bei Andreas Neumann? Du bist manchmal echt komisch. Weißt du das?“
    „Ja. Aber du hast mir immer noch nicht verraten, was Benni gesagt hat.“
    „Benni meinte, ich sollte mal bei Andreas Neumann anrufen.“
    Das klingt nicht gut! Das klingt überhaupt nicht gut! Ich springe mit einem Satz aus dem Bett. Ich muss sofort zu Benni. Mir wird schwindelig, und ich muss mich am Bett abstützen, um nicht zu fallen.
    „Julia?“, Katjas Stimme klingt irgendwie komisch.
    „Ja?“, sage ich alarmiert.
    „Ich habe heute meinen Termin in der Klinik. Deswegen rufe ich an. Du wolltest doch mitkommen.“ Sie macht eine kurze Pause.
    Scheiße! Auch das noch! Ich setze mich auf den Stuhl.
    „Du hast es vergessen!“
    „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du die Sache wirklich durchziehst. Du willst das Kind tatsächlich abtreiben?“
    „Mein Entschluss steht fest!“ Ihre Stimme straft die Worte lügen. Sie klingt unsicher, fast schon piepsig.
    „Wann hast du den Termin?“
    „Halb zwölf“, sagt Katja.
    Ich suche vergebens nach einer Uhr. „Wie lange habe ich noch?“
    „Du hast noch eine halbe Stunde“, stöhnt Katja. „Ich versuche, dich schon den ganzen Morgen zu erreichen.“
    Andreas kommt, bewaffnet mit Croissants und Marmelade, ins Schlafzimmer. „Frühstück!“
    „Ist das der Neumann?“
    „Ja“, nicke ich, was Katja natürlich nicht sehen kann. „Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wichtig ist jetzt dein Krankenhaustermin. Pass auf! Ich komme auf dem direkten Wege zu dir ins Krankenhaus. Wir treffen uns um halb zwölf an der Pforte.“
    „In Ordnung.“ Katja holt hörbar Luft. „Danke, Julia!“
    „Versprochen ist versprochen. Du, ich muss mich beeilen.“ Ich lege auf.
    Andreas hat das Tablett abgestellt. „Was Wichtiges?“
    Ich nicke mit ernster Miene. „Sehr wichtig sogar. Meine beste Freundin ist gerade dabei, einen Riesenfehler zu begehen. Und vielleicht kann ich sie, wenn ich mich beeile, noch davon abhalten. Kannst du mir ein Taxi rufen? Ich muss auf dem schnellsten Weg ins Krankenhaus.“
    „Ich fahre dich. Das ist schneller als das Taxi“, sagt Andreas und schlüpft in seine Jeans.
    „Danke!“
    „Kein Problem.“
    „Kannst du mir ein T-Shirt von dir leihen?“ Ich deute auf meine zerrissene Bluse von gestern Abend.
    Andreas grinst. „Kein Thema.“ Er macht eine Kopfbewegung Richtung Kleiderschrank. „Such dir eins aus.“
    Ich habe das Gefühl, einen Freund fürs Leben gefunden zu haben.
     
     
    Zehn Minuten später gehen wir aus dem Haus. Ich habe eines von Andreas´ T-Shirts an. Meine Haare sind notdürftig zu einer Art Knoten zusammengefasst. Auf Make-up habe ich in Anbetracht der Lage verzichtet.
    „Warte kurz hier, ich hol nur schnell das Auto aus der Garage.“ Andreas rennt los.
    Ich schnappe mir mein Handy und wähle zum zehnten Mal innerhalb der letzten Minuten Sergejs Nummer.
    Die Mailbox springt

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