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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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an.
    „Sergej, hier ist Julia! Geh verdammt noch mal endlich dran – es geht um Leben und Tod. Hörst du! Katja ist schwanger und will das Baby abtreiben. Euer Baby! Sie hat um halb zwölf den Termin in der Klinik. Beeil dich.“
    Ich lege auf. Ich kann nur hoffen, dass Sergej in Deutschland ist und meinen Anruf abhört.
    „Julia?“
    Mir rutscht das Herz in die Hose, als ich die Stimme höre. Ich drehe mich um.
    Benni hält mit seinem Auto neben mir auf der Straße. Er hat die Scheibe runtergekurbelt und lehnt sich zu mir rüber. Ausgerechnet jetzt! Andreas kann jeden Moment auftauchen.
    „Hallo Benni!“
    „Was machst du denn hier?“ Sein Blick wandert nach unten und bleibt auf dem T-Shirt haften.
    „Ich ... äh ...“ Oh mein Gott! Ich befinde mich in meiner persönlichen Hölle. Nervös ziehe ich an Andreas‘ T-Shirt herum. „Du, ich muss sofort los. Ich habe keine Zeit. Bitte, sei mir nicht böse.“
    „Julia, könntest du bitte in aussagekräftigeren Sätzen mit mir reden! Was ist los? Warum ...?“ Sein Blick wandert erneut über meinen Körper.
    In diesem Moment hält Andreas‘ Porsche hupend hinter Benni. Bennis Miene verfinstert sich augenblicklich.
    „Benni, ich kann dir alles erklären. Bitte, glaub mir“, rufe ich verzweifelt. Unsere Augen treffen sich für den Augenblick eines Wimpernschlages. Ich wünschte, Benni könnte meine Gedanken lesen. Seine Lippen sind fest aufeinandergepresst. Andreas hupt erneut. „Dein Freund wartet.“
    „Das ist nicht mein Freund“, widerspreche ich. „Ich habe einen Art Notfall und Andreas ...“
    „Bitte erspar mir die Einzelheiten“, winkt Benni ab.
    „Benni, ich kann dir alles erklären ... wirklich“, flehe ich ihn an.
    Er nickt. Dann lässt er sich zurück auf seinen Sitz fallen und gibt Gas.
    Ich bin den Tränen nahe. Schweren Herzens steige ich zu Andreas ins Auto. Während Andreas jede Vorschrift der deutschen Straßenverkehrsordnung bricht, schnappe ich mir mein Handy und wähle erneut Sergejs Nummer. Die Mailbox springt an. Wo steckt dieser russische Idiot? Ich wähle die Nummer seines Büros.
    „Kamarassow Investment“, meldet sich die Stimme von Sergejs Vorzimmerdame.
    „Hier ist Julia Zoe Löhmer, die Freundin von Katja Völkers. Ich muss unbedingt Herrn Kamarassov sprechen. Es handelt sich um eine Angelegenheit von Leben und Tod.“
    „Herr Kamarassov ist unterwegs nach Hamburg. Wenn Sie möchten, können Sie ihm eine Nachricht hinterlassen.“
    „Bitte, die Sache ist wirklich wichtig! Können Sie Herrn Kamarassov nicht irgendwie erreichen?“
    „Ich habe Ihnen doch bereits gesagt, dass sich Herr Kamarassov auf dem Weg nach Hamburg befindet“, schnappt die Frau zurück.
    „Okay, sagen Sie ihm bitte, dass er seine Freundin anrufen soll, und zwar sofort“, schreie ich in den Hörer. Ich weiß, ich sollte die Ruhe bewahren – aber das ist nun mal eine Eigenschaft, die uns Frauen eher fremd ist. Einen kühlen Kopf zu bewahren, ist ganz klar Männersache. Frauensache ist es, hysterisch herumzuschreien.
    Als ich auflege, bin ich völlig fertig. Meine Beine sind weich wie Pudding, meine Hände zittern, und mein Magen vollführt Purzelbäume. Mit quietschenden Reifen hält Andreas vor der Notaufnahme des Krankenhauses.
    „Danke“, sage ich.
    „Das war doch selbstverständlich“, antwortet Andreas und beugt sich zu mir. „Soll ich noch mitkommen?“
    „Nein, danke. Das schaffe ich schon alleine!“
    Andreas küsst mich zaghaft zum Abschied auf die Stirn, und, als ich schon fast in der Eingangshalle des Krankenhauses bin, ruft er mir hinterher: „Falls du es dir anders überlegst ... Du weißt ja, wo du mich finden kannst.“
    Ich nicke. „Ich glaube nicht, dass ich es mir anders überlegen werde.“ Ich zucke mit den Schultern. Dann laufe ich los.
     
    „Was hast du überhaupt an?“, fragt Katja.
    „Meine Bluse hat etwas unter der letzten Nacht gelitten“, sage ich achselzuckend. Katja verzieht das Gesicht. Wir nehmen auf den Plastikstühlen Platz. Es riecht nach Krankenhaus. Eine Schwester läuft mit gehetztem Blick an uns vorbei. Ihre Schuhe quietschen auf dem grauen Linoleumboden. Ich nehme Katjas Hand und drücke sie ganz fest. Ihre Hand ist feucht und eiskalt. Ich schlucke.
    Wo bleibt Sergej?
    „Du, ich muss mal ganz kurz auf Klo“, suche ich einen Vorwand, um kurz um die Ecke zu können.
    Katja nickt stumm. Die Lippen fest aufeinandergepresst. Die Hände über den Bauch gefaltet.
    „Ich bin gleich wieder da“,

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