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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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mein Büro. Die Sache ist noch streng vertraulich.“
    Jetzt bin ich völlig verunsichert. Was könnte Miriam mit mir besprechen wollen? Wir setzen uns. Miriam hat von ihrem Büro aus einen atemberaubenden Blick über Hamburgs Innenstadt. Ich kann sogar die Alsterfontäne von hier aus erkennen. Wahnsinn. Wenn man so ein Büro sein Eigen nennen darf, weiß man, dass man es geschafft hat.
    „Also ...“, Miriam lächelt. „Erinnern Sie sich noch an Ihr Bewerbungsgespräch?“ Sie sieht mich erwartungsvoll an.
    Ich nicke. Schamesröte überflutet mein Gesicht bei dem Gedanken an die ganzen Lügen, die ich meiner zukünftigen Chefin damals aufgetischt habe.
    „Wie Sie bestimmt schon gehört haben, ist unsere Kollegin Frau Strehle schwanger. Was bedeutet, dass es in unserem Bereich zu Verschiebungen kommen wird.“ Miriam macht eine bedeutungsvolle Pause.
    Gabriele Strehle ist zuständig für die Auslandreisen und eigentlich immer unterwegs. Das einzige Mal, wo wir uns getroffen haben, war auf der Weihnachtsfeier letztes Jahr, wo sie braun gebrannt auftauchte, um uns allen zu berichten, dass sie auf der Durchreise nach Marokko sei. „Wisst ihr, Marrakesch ist das neue Marbella.“ Die Frau ist mir von Grund auf unsympathisch, aber beneidet habe ich sie trotzdem immer.
    Ich selbst bin nie über die Grenzen Europas hinausgekommen. Schuld daran ist meine unsägliche Flugangst. Ich brauche einen Flughafen nur zu betreten und schon bekomme ich feuchte Hände. Dafür kenne ich mich bestens auf den friesischen Inseln aus.
    Sylt war in meiner Kindheit fast so etwas wie mein zweites Zuhause. Jedes Jahr in den Ferien wurde unser Wohnwagen, ein Modell der Marke Südwind , aus der Garage gezogen und mit allen wichtigen Dingen des Löhmerschen Hausstandes bestückt, sodass wir für sechs Wochen in den Urlaub fahren konnten, ohne auch nur einen Tag etwas von zu Hause zu vermissen.
    Für Kinder gibt es nichts Schöneres als einen Campingplatz. Innerhalb eines Tages hatte ich dort mehr neue Freunde, mit denen ich die Gegend unsicher machte, als in der Schule. Alles roch so herrlich nach Dünengras, Salz und Sonnencreme. Eine Duftmischung, die bei mir bis heute wohlige Gefühle hervorruft.
    „Julia? Hören Sie mir überhaupt noch zu?“ Miriam sieht mich erstaunt an.
    „Äh ... ja. Klingt super“, stottere ich verlegen.
    „Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden.“
    Was habe ich denn gesagt? Habe ich was verpasst?
    „Deshalb freut es mich auch so, dass Sie diese Stelle besetzen werden!“, verkündet Miriam lächelnd.
    „Bitte, was haben Sie gerade vorgeschlagen?“, frage ich irritiert.
    „Ich habe gesagt, ich dachte mir schon, dass Sie so reagieren würden“, wiederholt Miriam.
    „Das meinte ich nicht ... ich meine das davor.“
    Miriam runzelt die Stirn.
    „Das mit der Kollegin Strehle. Ich verstehe immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“
    „Julia, jetzt stehen Sie aber wirklich auf dem Schlauch. Sie sind doch sonst nicht so begriffsstutzig“, sagt Miriam. „Sie werden die Stelle von Gabriele Strehle übernehmen.“
    OH MEIN GOTT! Ich werde die neue Judith Adlhoch!
    Rio! Hawaii! Marokko!
    Rio? Hawaii? Marokko?
    FLIEGEN! Mein schlimmster Albtraum wird wahr. Oh nein, das hört sich überhaupt nicht gut an! Hilfeeee! Ich will nicht fliegen müssen! Ich habe Angst! Aber das sage ich lieber nicht. Also, ganz ruhig weiteratmen und lächeln ... lächeln!
    „Ich deute Ihren Gesichtsausdruck als ein Ja?“
    Nicken!
    „Freut mich, dass Sie mein Angebot annehmen“, nickt Miriam zufrieden. „Am besten, ich lasse Ihnen heute noch die Unterlagen zukommen. Dann können Sie sich in aller Ruhe einarbeiten.“ Sie steht auf. „Na, dann will ich Sie nicht länger von der Arbeit abhalten. Wir können ja alles Weitere später noch besprechen.“
    „Ja, prima. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich Fragen habe“, sage ich wie betäubt. Falls ich dann noch lebe, füge ich im Stillen hinzu.
    „Gut!“ Sie will gerade gehen, als sie plötzlich stehen bleibt. „Ach, und grüßen Sie Benjamin von mir. Seit er in die Chefetage aufgestiegen ist, bekommt man ihn ja gar nicht mehr zu Gesicht.“
    „Dann geht es Ihnen wie mir“, murmele ich.
    Miriam sieht mich verwundert an.
    „Sicher ... klar, mache ich“, verabschiede ich meine Chefin.
     
     
    „Mensch, Pumbi. Da hast du dich ja schön in die Scheiße geritten. Warum hast du ihr nicht einfach gesagt, dass du schreckliche Flugangst hast?“, fragt Katja.
    „Weil ich Gabriele

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