Champagnerkuesschen
an.
„Ich weiß …“ Katja tätschelt meine Hand. „ Benni ist eben nicht Sergej.“
„Wie meinst du das?“
„Na ja, zwischen Sergej und mir war von Anfang an klar, dass wir beide unsere Unabhängigkeit lieben“, seufzt Katja.
Ich nicke. Meine Gedanken kreisen um Andreas Neumann.
Mein Handy pupst mitten in diese Überlegung hinein.
„Also mal ehrlich, dein Klingelton geht überhaupt nicht“, stöhnt Katja und steht auf. „Aber er erinnert mich daran, dass ich schon seit mindestens einer Stunde aufs Klo muss.“
„Danke, dass du das mit mir geteilt hast“, sage ich.
„Gern geschehen. Willst du noch mehr wissen?“, kichert Katja. „Stell dir vor, was Benni dir erst zu sagen hätte, wenn ihr zusammenwohnen würdet!“
„Lieber nicht!“ Ich greife nach dem Handy.
Andreas Neumann.
Allein der Name versetzt mein vegetatives Nervensystem in Aufruhr: Pulsrasen, feuchte Hände, Magenblubbern und ... Herzklopfen! Er hat mich also nicht vergessen! Ihm geht es genauso wie mir! Aber ich werde nicht abnehmen! Denk an das Spiel mit dem Feuer! Denk an Benni!
„Hallo?“ Ich halte instinktiv die Luft an.
„Hallo“, kommt es zögerlich. „Hier ist Andreas. Andreas Neumann.“ Er klingt nicht so selbstbewusst wie bei unserer letzten Begegnung. „Ich habe lange überlegt, ob ich dich anrufe.“
„Ich habe lange überlegt, ob ich ans Telefon gehe“, gestehe ich ihm.
Für einen kurzen Moment herrscht atemlose Stille zwischen uns. Mein Puls rast. Es knackt. Hektisch sehe ich mich um, aber von Katja keine Spur.
„Unser kurzes Zusammentreffen war sehr schön, und deshalb wollte ich dich fragen, ob wir das nicht wiederholen könnten?“ Er holt tief Luft.
„Du meinst, ein Date?“
„Ja!“ Ist alles, was er sagt, aber auf die Art und Weise, wie er es sagt, klingt es mehr wie ein Versprechen.
„Warum?“ Ich blöde Kuh! Jetzt sagt er vielleicht etwas, was ich gar nicht ... was ich nicht hören sollte, um nicht alles noch viel schlimmer zu machen.
„Weil ich dich wiedersehen muss!“ Mein Herz setzt einen Schlag lang aus. „Du bist die faszinierendste Frau, die mir seit Jahren begegnet ist, und ich würde mir ewig Vorwürfe machen, wenn ich es nicht wenigstens versucht hätte!“
Na super! Jetzt hat er es schlimmer gemacht! Und ich muss Nein sagen! Alles andere wäre ein Fehler!
„Julia?“
„Ja!“, hauche ich in den Hörer, von Angst erfüllt über meine eigenen Worte. Ich bin eben ein schwacher Mensch. Ich kann Versuchungen nur schwer widerstehen. Das fängt bei einem Stück Schokolade an und hört bei Andreas Neumann auf. Ich möchte nur mal kosten und – schwupp – habe ich die ganze Tafel Schokolade gegessen, und in Andreas‘ Fall eine Einladung angenommen, die ich aus Vernunftgründen besser hätte ablehnen sollen.
„Prima. Passt es dir übermorgen? Ich habe um acht Uhr einen Tisch im East Hotel reserviert.“
Wow, der Typ muss sich seiner Sache sehr sicher sein, sonst hätte er wohl kaum einen Tisch reserviert.
„Julia?!“
„Ja, äh …“ Ich höre Katjas Schritte. „Andreas, ich muss aufhören, wir sehen uns dann übermorgen!“ Ohne eine Antwort abzuwarten, lege ich auf.
„Na, was siehst du mich denn so schuldbewusst an“, sagt Katja, als sie den Raum betritt.
„Gar nicht!“, entrüste ich mich und drehe meinen Kopf weg, damit sie nicht sieht, wie ich rot werde.
„Pumbi, wer war da am Telefon“, fragt Katja mit strengem Unterton.
„Ach, niemand Besonderes, nur der Neumann.“ Ich versuche, möglichst unbeteiligt zu klingen.
„Soso. Andreas Neumann hat dich also angerufen! Was wollte er denn von dir?“ Langsam komme ich mir vor wie bei der Stasi! Fehlt nur noch die Neonlampe, die meine Augen blendet.
„Gar nichts ... Er wollte sich nur mit mir verabreden“, gebe ich kleinlaut von mir.
„Waaas!“ Katja springt fast vom Sofa. „Du hast hoffentlich Nein gesagt!?“
Ich schüttele den Kopf.
„Oh Pumbi! Was machst du nur für einen Quatsch. Ruf ihn sofort an und sag ihm, dass es ein Fehler war und du nicht kommen kannst, weil du einen absolut supersüßen Freund hast!“
„Aber er hat einen Tisch im East reserviert!“, protestiere ich.
Ich meine, das East ist der megageile Schuppen überhaupt! Ich habe Benni schon ein paar Mal damit in den Ohren gelegen und ihn in günstigen Momenten, also kurz nach dem Sex, gefragt, ob er nicht mal ins East mit mir essen gehen möchte. Aber Benni hat meine bisherigen Anläufe immer mit einem Grunzen und den
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