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Champagnerkuesschen

Champagnerkuesschen

Titel: Champagnerkuesschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Gercke
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ich rot werde. Meine Güte, ich sollte wirklich die Finger vom Alkohol lassen.
    Seine Hand hebt mein Kinn an. „Julia, keine Angst. Ich werde dir nicht wehtun. Hörst du?“
    Ich schlucke. Das hört sich an, als spräche er über meine Entjungferung. „Ich wollte das gar nicht sagen ... das ist der Wein, der aus mir spricht.“
    Andreas lächelt. „Wenn das so ist, trink bitte noch einen Schluck.“
     
    Als wir das Vapiano verlassen, ist es kühl geworden. Mir ist allerdings heiß. Der Abend ist völlig anders gelaufen, als ich geplant hatte. Anstatt ein Glas Wein habe ich bestimmt eine Flasche intus und bin somit alles andere als nüchtern. Aber das Schlimmste ist, dass ich mich ein kleines bisschen in Andreas Neumann verliebt habe.
    Der Mann hat alles, was sich eine Frau nur wünschen kann. Er ist charmant, witzig, und sieht gut aus. Nicht, dass das Aussehen so wichtig wäre ... ich bin schließlich erwachsen! Aber, wenn sich Charme mit Schönheit paart, ist das eine Art biologischer Lottogewinn.
    Wir bleiben vor dem Taxistand stehen.
    „Tja dann.“ Ich strecke meine Hand aus. „Vielen Dank für den schönen Abend.“
    Andreas nimmt meine Hand und beugt sich zu mir herunter. „Das wollte ich den ganzen Abend schon tun.“
    Ich kann seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren. Seine Augen nehmen mich gefangen. Seine Lippen sind keinen Zentimeter entfernt. Ich schließe meine Augen. Ein Kuss! Es ist nur ein einziger Kuss, flüstert es in meinem Kopf. Nach dem ersten Kuss weiß man als Frau für gewöhnlich, ob es sich lohnt, noch mehr Zeit in den Kerl zu investieren oder ob man lieber die Finger davon lässt. Gut zu küssen, ist eine Kunst, schlechte Küsse sind eine Qual. Spätestens wenn er dein Zäpfchen mit seiner Zunge kitzelt oder du in seiner Spuke ertrinkst, solltest du auf ein weiteres Treffen verzichten.
    Als Andreas´ Lippen meinen Mund berühren, rasen kleine elektrische Schläge durch meinen ganzen Körper. Ich gebe mich ganz dem Moment hin. Vergesse alles um mich herum und lasse mich von dem Strudel der Gefühle mitziehen. Andreas schlingt seinen Arm um meine Taille und presst mich ganz fest an sich. Ich lasse es geschehen. Seine Lippen liegen weich auf meinem Mund. Seine Zunge fühlt sich rau an. Mein Magen fährt Achterbahn. Als er mich nach einer gefühlten Ewigkeit freigibt, ist mir schwindelig. Der Mann ist in Sachen »küssen« definitiv kein Anfänger. Wow!
    „Ich danke dir für diesen wunderschönen Abend“, raunt Andreas.
    Ich nicke. Zu mehr bin ich im Moment nicht fähig.
    „Julia, alles in Ordnung?“ Andreas sieht mich besorgt an.
    „Ja“, hauche ich. Hoffentlich merkt Andreas nicht, dass ich am ganzen Körper zittere. „Ja, dann ... bis bald.“ Ich lasse mich auf den Rücksitz fallen.
    „Bis bald“, verabschiedet sich Andreas.
    „Eppendorfer Weg“, rufe ich nach vorne.
    Der Taxifahrer gibt Gas. Im Rückspiegel kann ich sehen, dass Andreas mir hinterhersieht, bis ich außer Sichtweite bin.
     
     
    Was habe ich nur angestellt?! Ich habe einen fremden Mann geküsst. Okay, nicht fremd, aber definitiv nicht Benni. Ich werfe einen Blick auf meinen Wecker. Meine Güte schon drei Uhr morgens und ich habe noch keine Sekunde geschlafen, und so, wie ich mich fühle, wird daraus auch nichts.
    Die Gedanken in meinem Kopf spielen verrückt. Wenn ich die Augen zumache, sehe ich Andreas´ Gesicht vor mir. Sein süßes Lachen und die blauen Augen. Die Art, wie er mich angesehen hat, und dann der Kuss! Der Kuss war echt gut – vielleicht nicht so gut wie Bennis Küsse, aber durchaus vergleichbar.
    Benni! Wie geht es jetzt weiter mit mir und Benni? Geht es überhaupt weiter? Seit unserem Streit hat er kein Wort mehr mit mir gesprochen. Keine SMS. Gar nichts. So langsam bekomme ich das Gefühl, dass Benni mir aus dem Weg geht.
    Ich werfe mich unruhig von der rechten auf die linke Seite. Bin ich in Andreas verliebt?
    Oder ist mein Date mit Andreas vielleicht nur das Ergebnis meiner alarmschlagenden Hormone und meines Wunsches, endlich eine Familie zu gründen?
    Ich habe schließlich genug Freundinnen in meinem Bekanntenkreis, die sich wie ich in einer prekären Lebensphase befinden und sich plötzlich mit Männern verabreden, mit denen sie sich früher noch nicht einmal auf der Straße unterhalten hätten. Einige Frauen in meiner Umgebung sind sogar – hopplahopp – schwanger geworden, nachdem sie jahrelang behauptet haben, dass sie es nicht werden könnten.
    Ach, manchmal verstehe selbst

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