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Champagnernaechte sind gefaehrlich

Titel: Champagnernaechte sind gefaehrlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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Susan Zwiebeln zu schälen. Zwischen mehreren Tränenausbrüchen eilte sie immer wieder zum Herd, um im gefrorenen Hackfleisch herumzustochern, das sich allmählich lockerte. Als es endlich aufgetaut war und zusammen mit den Zwiebeln in der großen Pfanne bräunte, war fast eine Stunde verstrichen. Eine gründliche Suchaktion hatte weder Knoblauch noch Oregano zu Tage gefördert, aber wenigstens ein bißchen klumpiges Knoblauchpulver.
    Womit, um alles in der Welt, haben meine Vorgängerinnen diese armen Männer ernährt, fragte sie sich. Keine Kräuter, keine Gewürze ... Ihr Blick fiel auf die Uhr. „Oh", flüsterte sie, ich muß mich schleunigst um das Dessert kümmern.
    Sie rannte in ihr Schlafzimmer hinauf, riß einige Kartons auf, fand im vierten ihre Kochbücher und lief wieder nach unten. Das Kirschpastetenrezept war für acht Personen berechnet. Susan verdoppelte die Zutaten-menge und rührte die Creme an, die in eine Auflaufform gegossen wurde und in den Backofen wanderte.
    Mühsam beförderte sie das Hackfleisch und die Zwiebeln aus der schweren Pfanne in den Saucentopf und entdeckte dabei eine weitere Möglichkeit, die Wände zu schmücken. So gut sie es vermochte, wischte sie die Flecken weg. Sie würde eben lernen müssen, mit diesem unhandlichen Kochgeschirr umzugehen, ohne die ohnehin schon schmutzige Küche noch mehr zu verunstalten.
    Nun war es höchste Zeit, das Wasser für die Spaghetti aufzusetzen. Nachdem Susan einen riesigen Topf mit Wasser gefüllt und zum Herd geschleppt hatte, verstand sie, warum mehr Männer als Frauen von Berufs wegen ihren Kochkünsten frönten. Eigentlich mußte man ein Gewichtheber sein, um mit diesen Gerätschaften hantieren zu können.
    Um die Sauce noch etwas gehaltvoller zu machen, öffnete sie mehrere Dosen grüne Bohnen, die sie zerkleinerte und in den Topf tat. Das Nudelwasser müßte mittlerweile längst kochen, überlegte sie, hob den Deckel und steckte einen Finger ins Wasser. Kalt.
    Aus der Richtung der Ställe, des Korrals und der Schlafbaracken kamen Geräusche, die ihr verrieten, daß die Männer anscheinend ihre Arbeit beendeten und sich auf das Dinner vorbereiteten. Zwei Lieferwagen näherten sich, mit Anhängern, die Pferde transportierten. Vier Männer stiegen aus und streckten sich, müde und hungrig nach einem langen Tag auf der Rinderweide. Sie holten die Pferde aus den Anhängern und brachten sie in den Korral zu den anderen, die bereits gestriegelt waren und gerade gefüttert wurden.
    Besorgt hörte Susan, wie die Tür der Schlafbaracke wiederholt ins Schloß fiel. Offenbar wuschen sich die Männer vor dem Essen. Rauhes Gelächter und unflätige Scherze begrüßten einen Cowboy, dessen Jeans die Spuren eines Sturzes in frischen Kuhmist aufwiesen. Doch er blieb den Spöttern nichts schuldig und erinnerte sie an ähnliche Zwischenfälle. Viele waren schon auf ähnliche Weise in Kuhfladen oder Pferdeäpfeln ausgerutscht oder in den Wassertrog gefallen.
    Susan mußte lächeln, während einzelne Gesprächsfetzen durch das offene Küchenfenster hereindrangen. Aber ihre Heiterkeit verflog sofort angesichts des lauwarmen Nudelwassers. Das Dinner würde bestenfalls mit einer halben Stunde Verspätung beginnen und Scott am Wert seines Spielgewinns zweifeln lassen.
    Hastig schmeckte sie die Tomatensauce ab, tat noch etwas Knoblauchpulver dazu und sah wieder nach dem Nudeltopf. Das Wasser rührte sich nicht. Quietschend öffnete sich die Tür des Speisezimmers und wurde wieder geschlossen. In dem Raum, der an die Küche grenzte, standen zwei lange Tische. An jedem konnten zehn Personen bequem sitzen und vierzehn, wenn sie etwas zusammenrückten. Zwanzig Stühle und ein breiter Schrank, der vom Boden bis zur Decke reichte, vervollständigten die Einrichtung.
    Plötzlich fiel ihr ein, daß die Tische noch nicht gedeckt waren. Keine Teller, kein Besteck, keine Servietten, gar nicht zu reden von Salz, Pfeffer, Ketchup, Steaksauce und all den anderen Gewürzen, die Rancharbeiter so liebten. Susan verfluchte ihre Vergeßlichkeit und riß die Schranktüren auf, um das Geschirr zu suchen.
    In ihrer Hektik überhörte Susan, wie, die Tür zwischen der Küche und dem Eßzimmer aufschwang. „Hm, da riecht's aber gut. Was gibt's denn?"
    „Spaghetti", erwiderte sie, ohne sich umzudrehen.
    „Das duftet aber eher nach Kirschpastete."
    „Großer Gott das Dessert!" Sie lief an dem Mann vorbei, der die Küche betreten hatte. Ein rascher Blick in den Backofen beruhigte sie,

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