Champagnernaechte sind gefaehrlich
verschwunden.
Als das Besteck neben den Tellern lag, kamen die ersten Rancharbeiter in den Hof hinter dem Speisezimmer. Ein wagemutiger, altgedienter Mann namens Cosy steckte den Kopf zur Hintertür herein, aber bevor er den Mund öffnen konnte, herrschte Ten ihn an: „Ich hab gesagt, ich ruf euch, wenn das Essen fertig ist! Bist du schwerhörig oder nur senil?"
Hastig trat Cosy den Rückzug an. „Ich bin völlig okay, und dabei will ich's auch belassen." Die Tür wurde geschlossen, und Susan fühlte sich genauso schuldbewußt, wie sie aussah.
„Die armen Kerle müssen schon halb verhungert sein. Sicher sind sie schrecklich wütend auf mich."
„O nein. Sie erinnern sich noch sehr gut an die Kekse, die du früher gebacken hast. Und als Scott ihnen mitteilte, du würdest ein paar Tage lang für sie kochen, lief ihnen das Wasser im Mund zusammen."
„Dann kannst du ihnen noch eine bessere Neuigkeit verraten. Ich bleibe den ganzen Sommer."
„Die letzte Frau, die's hier länger als drei Wochen aushielt, war häßlich wie ein morscher Baumstamm und schaute viel zu tief in die Flasche. Aber sie mußte gehen, weil ihre Kochkünste so wenig wert waren wie ein Furz im Sturm."
Susan bemühte sich, ein Lächeln zu unterdrücken, doch das mißlang ihr.
„Wir haben genug Geld zusammengekratzt, um ihr eine Busfahrkarte nach Nome zu kaufen", berichtete Ten.
„Nach Alaska?"
„Ja. Dort hat sie einen tollen Job bekommen. Sie verscheucht die Grizzlybären von den Lachsnetzen."
Da brach Susan in schallendes Gelächter aus, und er stimmte ein. Keiner von beiden bemerkte den großen Mann, der durch das Wohnzimmer in die Küche gekommen war und nun an der Kante einer Arbeitsfläche lehnte, die Daumen in den Gürtel gehakt, die Mundwinkel abwärts gezogen. Er schaute auf die Uhr. Zwanzig vor sieben. Sein Blick wanderte zum Herd. Offenbar war alles fertig. Jetzt kehrten die whiskeyfarbenen Augen zu dem fröhlichen Paar im Speiseraum zurück.
Als er eine bissige Bemerkung über Köchinnen machen wollte, die das Essen nicht rechtzeitig auf den Tisch bringen konnten, griff Susan Tens Handgelenk und sah auf seine Armbanduhr. „Jetzt müßten die Nudeln okay sein - falls die Leute sie gern al dente essen."
„Was?"
„Bißfest", erklärte sie.
„Zum Teufel, nach einem Tag auf der Weide essen sie alles, so wie sie's kriegen, sogar roh."
Susan schnitt eine Grimasse. „Roh? In diesem Zustand würden ihnen die Spaghetti zwischen den Zähnen steckenbleiben."
Lachend schüttelte Ten den Kopf und zupfte an einer goldenen Strähne in ihrem kastanienbraunen Haar. „Ich bin froh, daß du wieder da bist. Du hast Sonnenlicht mitgebracht."
„Danke, Ten", antwortete sie fast schüchtern. „Ich bin auch sehr gern wieder da, weil ich diese Ranch liebe."
„Die Ranch oder den Besitzer?"
Die Frage wurde so leise gestellt, daß Susan vorgeben konnte, sie hätte nichts gehört. Also lächelte sie Ten nur an und wandte sich zur Küche, ohne zu ahnen, wieviel das wehmütige Lächeln von ihren Gedanken verriet.
Und in der nächsten Sekunde sah sie Scott an der Arbeitsfläche lehnen. Deutlich verriet seine Körperhaltung kalten Zorn und Ungeduld. „Ich habe mir schon überlegt, wann du dich daran erinnern wirst, daß du als Köchin engagiert wurdest - und nicht, um mit dem Verwalter zu flirten."
„Ich habe nicht geflirtet ..."
„Nein?" unterbrach er sie. „Paß bloß auf, Schulmädchen! Ten kann hinreißend lächeln und ist hübsch wie die Sünde, aber er hat schon unzählige Herzen gebrochen. Für die Ehe eignet er sich nicht. Und er ist auch nur ein Mensch. Wenn du dich stürmisch genug an seinen Hals wirfst, wird er vielleicht nehmen, was ihm angeboten wird."
Sie wurde blaß. Wortlos wandte sie sich ab, und er war wütend auf Susan, auf Ten, sich selbst und alles andere, was ihm in den Sinn kam.
Mit schmalen Augen beobachtete er, wie Susan zwei Topflappen ergriff und zum Herd ging. Zu spät erkannte er, daß sie nach dem schweren, heftig brodelnden Nudeltopf griff. Ihr ganzer Körper spannte sich an, als sie ihn hochhob.
Während sie merkte, daß sie zu schwach war, um den Topf vom Herd zu nehmen, und ihn auch nicht auf die Gasflammen zurückstellen konnte, ohne sich mit kochend heißem Wasser vollzuspritzen, trat Scott hinter sie. Er umfaßte ihre Hände, die sich um die Henkel krallten, und erleichterten ihre zitternden Arme von der Last. Gemeinsam stellten sie den Topf zurück.
Sekundenlang bewegten sich beide nicht,
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