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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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werfe einen suchenden Blick in den weitläufigen Flur. Kein Nathan.
    Meine Handtasche! Mist! Wo ist meine Handtasche? Mal überlegen! Ich hatte sie gestern noch, als ich vergeblich versuchte, verrutschte Make-up-Reste in meinem Gesicht, die mich erstaunlicherweise stark an Frankensteins Tochter erinnerten, mit einem Taschentuch zu entfernen. Ich kann nur sagen, von solchen Aktivitäten ist grundsätzlich abzuraten. Solch dramatische Züge nahm mein Gesicht das letzte Mal an, als Leonardo di Caprio mitsamt der Titanic in denTiefen der Meere verschwand. Also, wenn diese rothaarige Kate Winslet damals nur ein kleines bisschen Platz für Leonardo auf ihrem im Meer schwimmendem Wrackteil gemacht hätte, dann hätte es gar nicht so weit kommen müssen! Grübelnd stehe ich im Türrahmen.
    Auf einmal blickt Lars mich an wie ein zerknautschtes Kissen. Jetzt fällt es mir wieder ein, die Handtasche liegt neben dem Kissen im Schlafzimmer. Mit einem entschuldigenden Blick lasse ich den Foodcoordinator an der Türe stehen, stelle die Box vorerst in der Küche auf dem Tisch ab und sprinte zu meiner Handtasche. Habe ich überhaupt Geld dabei? Mein Gott, wie peinlich. Hektisch krame ich nach meinem Portmonee, klappe es auf und ziehe die Scheine heraus. 150 Euro. Perfekt. Ich laufe also absolut entspannt zurück zur Tür. Geld. Geld. Natürlich habe ich genug Geld, um das Frühstück zu bezahlen. Nicht, dass hier der Eindruck entsteht, ICH wäre nicht liquide.
    »Stimmt so!«, sage ich und drücke dem Foodcoordinator die Scheine in die Hand. Bevor ich die Eingangstür wieder schließe, zögere ich einen kleinen Moment. Ich kann einfach nicht widerstehen.
    »Hmmm. Sie haben nicht zufällig eine Gratispackung Streichhölzer dabei?«
    »Aber sicher.« Zwinkernd zieht Lars eine Schachtel aus seiner Hosentasche, verabschiedet sich lächelnd und läuft mit lässigem Schritt zu seinem Wagen.
    Ja! Da gibt es keinen Zweifel. Foodcoordinator vom Exclusive haben tatsächlich die knackigsten Hintern der Stadt.
    Ach ja. Wie herrlich. Hochzufrieden betrachte ich die kleine 139,98 Euro teure Streichholzschachtel in meiner Hand und spiele mit dem Gedanken, mir echte Sterlingsilberkerzenständer zuzulegen, als ich ein verräterisches Geräusch aus der Küche höre. Im nächsten Augenblickbetrachte ich ungläubig Nathan, der höchst konzentriert Johannisbeermarmelade auf einer Scheibe Toastbrot verstreicht – eine einheitliche Höhe von drei Millimetern in der Mitte der Scheibe bei einem Randabstand von fünf Millimetern. Neben ihm liegt die aufgerissene Box vom Exclusive.
    »Ganz köstlich, liebe Jil. Das solltest du probieren.«
    Ich bin perplex.
    »Ach, du hast auch eine Packung Streichhölzer bekommen. Wie nett. Leg sie doch neben den Kronleuchter im Wohnzimmer.«
    Ich bin schockiert.
    »Weißt du, dass du die spannendste Frau bist, die mir je begegnet ist? Dich kennen zu lernen ist wohl für jeden Mann eine Ehre.«
    Okay. Okay. Wer braucht schon Streichhölzer? Ich bin besänftigt.
    »So? Du möchtest mich also besser kennen lernen. Was möchtest du denn von mir wissen?«, frage ich und beginne genüsslich, mir ein Croissant in den Mund zu schieben.
    »Zum Beispiel würde ich gerne wissen, womit du das Geld für deine Sergio-Rossi-Pumps verdienst?«
    »Ich arbeite in einer PR-Agentur.«
    »Was fährst du für einen Wagen?«
    »Smart.«
    »Aha. Du kannst wohl nicht einparken!«
    Das ist doch mal wieder ein typisches Männervorurteil. Dummerweise hat er Recht. Es glaubt mir eh keiner, dass ich einen Smart wegen des tollen Verdeckes fahre oder aufgrund des Metallic-Silber-Lacks, der so gut zu meiner Gucci-Tasche passt. Gut, ich kann nicht einparken.
    »Richtig.«
    »Und wenn Frankreich gegen Holland spielt, wem drückst du dann die Daumen?«
    »Hmmm. Frankreich.«
    »Schön! Mehr muss ich nicht wissen!«
    »Das reicht?«
    »Ja. Außerdem weiß ich ja auch schon, dass du nachts gerne in fremde Pools springst, dass du auf Stilettos nicht gehen kannst und dass du Bob nicht magst. Und dass du gut zum Frühstück schmeckst.«
    »Macho!« Aber ein Macho mit Grübchen, die sich beim Lachen sanft in seine Wangen graben. Wie kommst es, dass man Männern mit Grübchen viel mehr durchgehen lässt als Männern ohne Grübchen? Gedankenverloren greife ich zu meiner Cappuccinotasse und atme den Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen ein.
    Hmmm. Soll ich Nathan fragen, ob wir den Tag zusammen verbringen? Nein, lieber nicht. Ich meine, was mache ich, wenn er sagt:

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