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Champagnerwillich: Roman

Champagnerwillich: Roman

Titel: Champagnerwillich: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Möller
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einer ausschweifenden Geste lässt Luisa den Textbogen auf den Boden flattern. Sie setzt sich auf die Kante vom Küchentisch, nimmt einen großen Schluck aus der Bierflasche und sieht mich gespannt an.
    »Hmmm.«
    »Hey, Puppe. Ich habe dich um Mitternacht das letzte Mal gesehen. Was haben Sie die letzten vierzehn Stunden getrieben, Frau Schöneberg.«
    »Ich habe mich verliebt!«
    Luisa blickt mich mit ihren großen blauen Augen an und streicht sich durchs Haar.
    »Bedeutet das etwa, du hast dein Singleleben beendet?«
    »Es könnte sein. Weißt du, dieser Mann ist wirklich wahnsinnig aufregend. Lass uns alle dick machenden Lebensmittel in dieser Wohnung vernichten. Ich muss einen ganz neuen, hüftschlanken Abschnitt in meinem Leben beginnen.«
    »Okay. Ich mache dir vielleicht erst mal einen Martini, und dann erzählst du mir, was du letzte Nacht angestellt hast.«
    »Wo sind die Chips?«
    »Chips sind alle.«
    »Sehr gut.« Luisa stellt eine Packung Schokoladenflocken, ein Glas Honig, eine Flasche Vanillesoße und eine Dose Sprühsahne auf den Küchentisch und lässt deren Inhalt der Reihe nach über einen halben Apfelkuchen laufen, während ich zufrieden die leere Chipspackung in den Mülleimer stopfe. Wir würden es nie übers Herz bringen, Schokoladenkekse, Gummibärchen, geröstete Erdnüsse oder frischen Marmorkuchen unangetastet in den Müll zu werfen, was uns dazu nötigt, die Lebensmittel leider alle aufessenzu MÜSSEN. Diese Art der weiblichen Hypermetropie ist absolut legitim und damit nur zu unterstützen. Das ist im Grunde nichts anderes als die Befreiung von sündhaften Altlasten aus der Vergangenheit, die in meinem neuen disziplinierten Leben nun wirklich nicht mehr gebraucht werden! Und mein neues Leben beginnt gleich nach dem Termin mit einem Steuerberater. – Ob ich nicht sicherheitshalber auch noch die Eiscremevorräte aufessen sollte? Ich meine, nicht dass ich in meinem neuen Lebensabschnitt unrealistischerweise noch einen Moment der Schwäche verspüre und mich dann an die American Cookie Chocolate Icecream erinnere!
    Hmmm?
    Ich mache mich mal auf den Weg zum Gefrierfach.
    Nachdem ich Luisa zwischen Schokolade und Champagner von Nathan und seinem Penthouse und meinen Erlebnissen im Pool und von Bob und den Absätzen auf dem Parkett und dem Termin mit dem Steuerberater berichtet habe, fange ich schon langsam an zu lallen. Mittlerweile ist es vier Uhr, ich bin angeschickert und voll gegessen, als mir plötzlich einfällt, dass ich tatsächlich heute noch arbeiten muss! Bis zur morgigen Chefbesprechung muss ich ein bahnbrechendes, revolutionäres oder wenigstens ganz nettes PR-Konzept zu Papier gebracht haben. Ich sehe schon meinen Boss, Eckhard P. Besörski, »PR vom anderen Stern«, auf mich zustapfen, mit seiner Schuhgröße 52 und einem Bauch, als stecke er im sechzehnten Monat einer Zwillingsschwangerschaft fest. Werde wohl oder übel eine Nachtschicht einlegen müssen.
    Tüdülüdülü. Dingdong.
    Hicks.
    Tüdülüdülü. Dingdong.
    Das Telefon und die Türklingel machen sich abwechselndbemerkbar. Wie immer in meinem Leben. Entweder es passiert gar nichts oder alles gleichzeitig. Bei meinem ersten Date hatte ich Herpes. Beim Abschlussball ein gebrochenes Bein, und am Morgen meines ersten Vorstellungsgesprächs streikte der öffentliche Nahverkehr wegen einer Lohnkürzung von 0,0000002 Prozent!
    Während Luisa sich auf den Weg zur Tür macht, gehe ich auf die Suche nach dem Telefon. Diese Dinger sind heutzutage so klein, leicht und flach, dass ich das Telefon einmal aus Versehen mit ins Altpapier geschmissen habe. Später klingelte die Mülltonne, als unser Nachbar Oskar davor stand. Und es rief kein Geringerer an als mein Chef.
    »Hören sää mal, Herr Besörski, sää kommen ja gerade aus der Mülltonne. Äi echt geil äi.«
    Oskar war noch tagelang begeistert, dass eine Altpapiertonne einen Telefonanschluss haben kann. Ich war noch wochenlang damit beschäftigt, meinem Chef zu versichern, dass ich Oskar nicht kenne.
    Tüdülüdülü.
    Ja, ja … Ist ja schon gut. Ich mach ja schon.
    Tüdülüdülü.
    Ah, da ist es. Ich finde das Telefon unter meinem parfümierten Prada-Timer (ich bin auch nur eine Frau) auf der Couch.
    »Hallalalo. Hier spricht Jil, hicks, Schöneberg.« Uijuijui. Bin wohl schon ganz schön angeschickert.
    »Hallo Jillilein!«
    O Gott, meine Mutter. Werde schlagartig nüchtern!
    »Hi Mum. Wie geht es dir? Was gibt es denn?« Wenn man mit meiner Mutter telefoniert,

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