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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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du dich? Ich bin der ‚Schwarze Bleiche’ dort unten, so sagt man jedenfalls. Ich werde mich von dunklen Seitenstraßen fernhalten. Bennie wird es nicht wagen, dem Gast des Gouverneurs etwas anzutun.“

 
13
     
    Evers, Mississippi, dachte Jack Barron, als das Flugzeug auf der Landebahn aufsetzte. Jesses, ist schon lange her, seit ich das letzte Mal hier war, bei Lukes Vereidigung zum Gouverneur (das war’s doch, oder?), die ganzen vertrauten Gesichter von Berkeley und New York und Los Angeles – jeder Babybolschewik mit der Eintrittskarte Schwarze Haut kam hergesaust nach Evers wie ein Suchti zum Stoff, als Mississippi endlich schwarz wurde. Aber da gab’s noch kein Evers, das stimmt. Teil von Lukes Wahlkampf: „Eine neue Hauptstadt für das neue Mississippi!“
    Yeah, wie in jeder anderen Bananenrepublik auch, hundert Millionen Mäuse, um eine nette neue Hauptstadt zu bauen, und fünf Jahre später bettelt Luke um Bundesunterstützung für den Staatshaushalt, so ist Mississippi am Boden, was für eine Schande! Brot und Spiele – so konnte die K.S.G. Mississippi übernehmen –, viel Spiele, heißt das, aber wenig Brot. Und so wird’s auch bleiben, es sei denn …
    Paß auf, mahnte Barron sich selbst, während das Flugzeug auf den funkelnagelneuen Flughafen zurollte (alles in Evers, was nicht aus alten Blechdosen, Colaflaschendeckeln und Müll zusammengestückelt war, bestand ausschließlich aus Weltausstellungsmaterial). Hier unten darfst du so was nicht mal denken, wo Luke nahe genug ist, um mit deinem Live-in-person-Kopf zu spielen. Hab schon genug mit Howards und Co. am Hals, auch ohne Napoleon zu spielen.
    Während das Flugzeug weiter auf das Abfertigungsgebäude zurollte, sah Barron eine freudestrahlende Menge zwischen den Maschinen versammelt, vielleicht ein paar tausend heruntergekommene abgerissene ausgeblutete Neger vom Evers-Slum-Typ, die Dutzende von Schildern schwenkten, die er noch nicht erkennen konnte, Fernsehkameras hatten sich um eine ältere Cad-Limousine versammelt, dazu ein Rudel Fotografen und Reporter … Das Seltsame an der ganzen Sache war, daß jeder in der Menge dunkle Sonnenbrillen zu tragen schien.
    Das Flugzeug kam zum Stillstand, aus irgendeinem Grund wurde eine altmodische Landetreppe herangerollt, dann erfolgte eine gedämpfte Unterhaltung zwischen der Stewardeß an der Tür und jemandem außerhalb. Zwei Polizisten der Mississippi State Police, gekleidet wie jeder andere gottverdammte Spießerbulle auch, den Barron bisher gesehen hatte, aber schwarz wie das sprichwörtliche Pikas, kamen in das Flugzeug und stapften mit schweren Schritten den Korridor herunter; sie genossen offensichtlich den beunruhigenden Effekt, den ihr Erscheinen auf die weißen Passagiere hatte. Vor seinem Sitz blieben sie stehen.
    „Mr. Barron“, sagte der größere in aller Form, „bitte kommen Sie mit uns.“
    „He, was soll das?“ fragte Barron. „Ein Witz? Seid ihr verrückt? Wissen Sie denn nicht, wer ich bin? Warten Sie, bis Gouverneur Greene …“
    Der kleinere Cop lachte unbändig. „Keine Aufregung, Mann“ (offensichtlich ein hohes Tier), sagte er. „Der Boß weiß Bescheid. Keine Verhaftung, nur die altbekannte Rote-Teppich-Geschichte für den Schwarzen Bleichen.“
    Oh nein, dachte Barron während er aufstand und mit ihnen den Korridor hinunterstapfte, vorbei an scheltenden Passagieren, die offensichtlich hierbleiben mußten, bis er ausgestiegen war. Das konnte er nicht geschafft haben! Nicht mit nur zwölf Stunden Zeit! Nicht mal Luke konnte etwas so rasch einfädeln … wenn er nicht schon wartend bereitstand – für alle Fälle. Rastus, du gottverdammter Hurensohn, das kann doch nicht sein! Limousine, Bullen, Menschenmengen, Fernsehkameras … Nein, nein, das kann nicht sein! Jesus H. Christus!
    Aber in diesem Augenblick, als er in der kühlen Brise auf die Rampe hinaustrat, wußte er, es konnte doch sein, Scheinwerfer begannen ihn zu blenden, und die Menge begann mit lauter Stimme einen Sprechgesang:
    „Champion Jack Barron! Champion Jack Barron! Champion Jack Barron!“
    Immer noch in das grelle Licht blinzelnd, konnte Barron jetzt lesen, was auf den Schildern geschrieben stand: Es waren vierfarbige Poster von ihm selbst mit dem schwarzverwaschenen Kinestop-Hintergrund, den er für seine Show verwendete, und eine flammend rote Schrift „Champion Jack Barron“; dann gab es noch Schwarzweißposter mit seinem Bild, auf denen oben mit weißen Buchstaben „Jack Barron“ stand

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