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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und unten, tiefschwarz „Der Schwarze Bleiche“ {13} , und dazu noch weiße Plakate mit einem konturlosen Gesicht und einer riesigen schwarzen Sonnenbrille, auf denen konnte er keine Schrift erkennen.
    „Champion Jack Barron! Champion Jack Barron!“
    Als er die Treppe hinunterwankte, sah er Luke, der unten in einer Gruppe von Handlangern auf ihn wartete. Luke trug an jedem Kragen einen großen Button – und er hatte auch eine dunkle Sonnenbrille auf, eine schwarze …
    „Scheis-se“, stöhnte Jack Barron, als er die unterste Stufe erreicht hatte. Schwarze Sonnenbrillen! Für den Schwarzen Bleichen! Der dreckige Wichser!
    „Willkommen im Neuen Mississippi“, sagte Luke mit einem breiten, beschissenen Grinsen, als Barron Nase an Nase mit ihm stand und in das Scheinwerfermeer sah, jeder trug rote Buttons mit der Aufschrift „Champion Jack Barron“ als Kinestopmuster (daher kommen also diese Buttons im Village) am linken Revers, am rechten dagegen einen weißen Button mit dem Schriftzug „Der Schwarze Bleiche“.
    „Du Wich …“
    „Ruhig, Mann, du bist auf Sendung“, flüsterte Luke, der in die Tasche griff, dort eine … Sonnenbrille herausholte, die er ihm, noch bevor Barron ihn daran hindern konnte, auf die Nase setzte, grinste, dann legte er ihm einen Arm um die Schultern, plötzlich blitzten überall die Blitzlichter der Fotografen wie übergeschnappte Glühwürmchen auf, ganze Batterien von Fernsehscheinwerfern erleuchteten die Szenerie. Und gleichzeitig begann die Menge zu singen: „Der Schwarze Bleiche! Der Schwarze Bleiche!“
    Dann schob jemand ein Mikrofon zwischen ihn und Luke, und Barron sah sich gezwungen, zurückzulächeln und zu murmeln: „Es freut mich, hier zu sein“, während er den Drang verspürte, Luke mit Schmackes in die Eier zu treten. Klugscheißerischer schwarzer Bastard! Warum mußte ich ihm auch zuvor erzählen, daß ich kommen würde, ich hätte mich mit einem falschen Bart in sein verfluchtes Irrenhausland wagen sollen. Dieser Unfug wird sich über das ganze Land verbreiten, ohne daß ich etwas dagegen tun könnte, mit solchen Freunden, wer braucht da noch Feinde?
    Und jetzt hielt Luke auch noch eine verdammte Rede, immer noch mit dem Arm um seine Schulter: „Es kommt nicht oft vor, daß wir hier unten einen Bleichen wie einen leiblichen Bruder begrüßen können, der schwarze Mann in diesem Land hat nicht viele weiße Brüder. Aber der Bursche, der hier neben mir steht, ist eigentlich überhaupt kein Weißer, auch wenn er eine bleiche Hautfarbe hat. Er ist Gründungsmitglied der Koalition für Soziale Gerechtigkeit, er hat sich in den gefährlichsten Kämpfen der Bürgerrechtsbewegung verdient gemacht, er ist mein ältester und bester persönlicher Freund, der Mann, dem ganz Amerika, schwarz oder weiß, jeden Mittwochabend zusieht, wenn er denen eine Stimme gibt, die sonst keine Stimme haben, denen ein Freund ist, die keine Freunde haben, ein wahrer Bruder. Er ist nicht schwarz, aber er ist auch nicht weiß. Er ist ein Zebra – schwarz mit weißen Streifen, weiß mit schwarzen Streifen, wie’s euch gefällt. Meine lieben Mitbürger von Mississippi – der Schwarze Bleiche … Jack Barron !“
    „Immer nur Showbiz, was, Luke?“ flüsterte Barron hinter vorgehaltener Hand.
    Greene trat ihm gegen das Schienbein. „Los doch, Schmuck, laß mich nicht hängen“, flüsterte er unter dem Brüllen der Menge. „Wann hast du das letzte Mal so einen Empfang gehabt? Mach ein nettes Gesicht, Claude, komm schon, sonst stehen wir beide als Idioten da. Du kannst mich später in den Arsch treten.“
    Was nun, fragte sich Jack Barron. Soll ich ihnen sagen, sie sollen sich alle zum Teufel scheren und alles vergessen, noch bevor es begonnen hat? Aber dann spürte er das freundschaftliche Gewicht von Lukes Arm auf seiner Schulter. (Kann meinem alten Kumpel Luke keine reinhauen, auch wenn er’s verdient hätte. Du bist mir so ein Kumpel, Luke!) Er ließ seinen Blick über die Menge schweifen, geisterhafte Umrisse hinter schwarzen Brillen verborgen, sah alle Münder geöffnet, um den Schmerz darüber hinauszuschreien, ein Schwarzer im Land der Weißen zu sein, sah déjà vu- Mengen in Meridian, Selma und hundert anderen heruntergekommenen Südstaatenstädten, die zornig schrien, von Spießern umgeben, von Spießern Bullen Hunden Schlagstöcken Wasserwerfern, Luke hinter ihm, Saras bewundernde Augen auf ihm, Straßen der Gefahr, er erinnerte sich an die Gefahren der blutigen

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