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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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und haßte sich selbst, ihn zu lieben. Ich zerstöre ihn …
    „Das weiß ich, und es tut mir leid … es tut mir leid, daß du mich liebst und ich dich. Es zerstört dich, Jack, es macht dich zu weniger als du sein müßtest. Ich kann das nicht zulassen, und ich werde es nicht zulassen!“
    Nicht zulassen! Der Gedanke erfüllte ihren ganzen Verstand. Ich kann es nicht zulassen. Ich muß Jack retten … muß ihn vor dem Echsenmann retten … tote Dinge in meinem Körper … muß ihn vor mir retten. Vor mir!
    Und während sie über die endlosen Lichter der amöboiden Stadt hinaussah, die sich unter ihr ausbreitete wie eine Ebene vor einem Berg, da wußte sie, wer wirklich am Gipfel dieses Berges stand, zu wem alle aufblickten, wer alles vollbringen konnte, wer die Stiftung vernichten konnte, wer Schwarzer Bleicher Sozialer Gerechtigkeits Präsident der Vereinigten Staaten werden konnte. Luke hatte recht – das war Jack – durch und durch Jack, und eine ganze Nation wartete auf ihn, aber ich halte ihn zurück.
    Nur ich halte ihn davon ab, ganz JACK ZU sein, der Jack, den jeder braucht …
    Er liebt mich, er wird mich immer lieben, er wird mich nie verlassen, und solange ich lebe, werde ich niemals imstande sein, ihn zu verlassen, wir hängen zu sehr aneinander. So lange ich lebe …
    Nach einem kurzen, gedankenlosen Sprung fand sie sich auf der hohen Brüstung zusammengekauert und betrachtete sein Bild, nun nur noch wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt, sie hatte die Muskeln angespannt wie eine Katze, die zum Sprung bereit ist.
    „Sara! Was, zum Teufel, tust du da?“ brüllte Jack, und sie konnte spüren, wie er um Kontrolle über seine Furcht rang, und sie wußte nun, dieses Mal würde er gewinnen. Er würde immer gewinnen. „Du bist stoned!“ rief er, und die Rauhheit seiner Stimme war ein vorsätzlicher Schlag ins Gesicht. „Vergiß nicht, du bist stoned, mach verdammt noch mal schnell, daß du von dort fortkommst … aber steig langsam und vorsichtig herunter, nicht zittern, steig zuerst mit einem Bein auf den Boden, dann verlagerst du das Gewicht auf dieses Bein und ziehst das andere nach … Sara! Los, komm! Du mußt es abschütteln!“
    „Ich liebe dich, Jack“, sagte sie zu seinem winzigen Bild. „Ich liebe dich, und ich weiß, auch du wirst mich immer lieben. Darum muß ich es tun. Du mußt frei sein, frei sein von mir, damit du wirklich Jack Barron sein kannst, frei zu sehen, was du bist und immer warst und du zu tun hast …
    … du mußt frei sein! Und solange ich am Leben bin, wirst du nie frei sein! Ich tue es, weil ich dich liebe, weil du mich liebst. Leb wohl, Jack, und vergiß nicht, nur weil ich dich liebe …“
    Sie streckte konvulsivisch die Beine aus, bis sie aufrecht und zitternd auf der Balustrade stand, und das Vidphon zu ihren Füßen schrie: „Tu es nicht, Sara, großer Gott, tu’s nicht! Du weißt nicht, was du tust! Um Himmels willen, nicht springen, nicht springen!“
    Doch die Stimme, die sie rief, war mechanisch und dünn und schien aus einer andren Welt zu kommen, einer schwarzweißen, unrealen Vidphonwelt, eingeschlossen in dem bedeutungslosen Ding zu ihren Füßen, wo sie es noch nicht einmal sehen konnte, eine Stimme, die vom Surfdröhnen übertönt wurde, das sich mit schleimigen, grünen Tentakeln um ihre Schultern legte, grünes Licht krabbelte ihren Rücken empor und stieß sie vorwärts mit der Kraft toter Kinder, eine Million Maden wuselten unter ihrer Haut. Und vor ihr, über ihr, um sie herum, überall war dieses zärtliche, schwarze Nichts des unendlichen Ozeans, der wie ein Kissen für den ewigen, endlosen Schlaf ausgebreitet zu sein schien, einen traumlosen, klaren und reinen Schlaf, ewig sicher vor Schmerz und Verzweiflung und toten Körpern geschlachteter Kinder, die riefen und riefen und riefen: „Komm doch zu uns.“
    „Sara!“
    Jacks Stimme war ein verhallender Schrei aus einer bereits zurückgelassenen Welt, eine verblassende Erinnerung, eine unreale Alptraumwelt froschgrüner Tentakel gemordeter Kinder die Schleim unter ihre Haut troffen des knochenweißen Krokodilslächelns von Benedict Howards auf seiner grünen Plastikseerose aus Leichen, immer und ewig, und Jack war durch tausend Kettenglieder mit ihm verbunden, jedes einzelne war ihr eigener Körper …
    Für ihn! Für ihn!
    Die Vorstellung vom endlich freien Jack, dem wahren Jack, glich der Empfindung eines Orgasmus, die ihre Beinmuskeln durchzuckte („Sara! Sara!“ hörte sie ihn

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