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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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die Oberfläche drängen, um ihr Bewußtsein aus dem Gehirn zu verdrängen.
    Sie stöhnte, preßte sich gegen das Glas, legte den Öffnungsmechanismus wild um, doch als die Tür schließlich beiseite glitt, sah sie sich in der Realitätsüberlagerung selbst gefangen: Die giftgrünen Nebel des Wahnsinns und der hämmernde Surfsound hinter ihr wurden zu einem unrealen Alptraum, den sie voll und ganz dem Horrortrip zuschreiben konnte; doch vor ihr schien der feuchte Wind der Millionen-Lichter-Stadt von einem dampfenden Uferdschungel hereinzuwehen, der kein Ende nehmen wollte.
    Es war ein Vakuum dort draußen, realer als real, ein Loch in der Unendlichkeit, in das sie fallen und fallen konnte, immer weiter und weiter, bis sie schließlich in das Meer ihres Selbst stürzen und ewig verschwunden sein würde.
    Und doch hörte sie den Sirenengesang dieses grundlosen Nichts, das sie rief, rief und lockte … und sie mußte es herausfinden, sie mußte am Ufer dieses unendlichen schwarzen Meeres gehen – und dann trat sie hinaus auf den Dachgarten.
    Wieder durchlief die Realität eine Veränderung.
    Es war, als würde sie in den Hof eines tibetanischen Klosters hinaustreten, das am Gipfel eines asketischen Berges lag. Sie fühlte die Wechselwirkung zwischen ihrer Persönlichkeit und dem Universum einen Quantensprung nach draußen ausführen, als hätte ein inneres Teleskop plötzlich auf höhere Energiezufuhr geschaltet. Als sie durch die Tür schritt, spürte sie, wie die Decke in Millionen Trümmern explodierte und sie nackt und bloß den schwarzen Marschen der Unendlichkeit aussetzten, die an den Rändern ihres Wesens begannen und sich unmeßbar weit nach außerhalb aufblähten.
    Weit unter ihr, ein schimmernder Arabeskenteppich aus Licht und Straßenlärm, kräuselte sich die elektrische Stadt wie ein nicht enden wollender Strom gallertartigen Protoplasmas, der sich in Kinestopmuster von Brooklyn heranwälzte, das am Fuße des Betonberges, auf dem sie stand, glomm und starrte, wie der Ausläufer des Auges einer Amöbe von der Größe des ganzen Kontinents, die sich über ihre eigene Größe klarzuwerden bemüht.
    Immer noch den Klang der Surfmusik in den Ohren, trat Sara an die Brüstung, beugte sich hinüber, und nun schien es, als stünde sie an der Grenze, an der Grenze zwischen dem lebenden, aufwärts greifenden Organismus des Lichts und den schwarzen Tiefen der Unendlichkeit, die über ihr gähnten.
    Unsterblichkeit – das war elektrisch-scheinender Schleim, der nach den Sternen griff, und sie stand vergiftet am Rande des Abgrunds, balancierte auf Messers Schneide zwischen Leben und Tod, dem Vergänglichen und dem Ewigen, dem Menschlichen und dem Unsterblichen, der geistigen Gesundheit und dem Wahnsinn, der realer als die Gesundheit war, einfacher, ein Pfad zum Einswerden mit der zeitlosen Unendlichkeit, die zur ihren werden konnte, wenn sie den Mut aufbrachte, die Moore bis zu den Ufern des Selbst zu durchqueren und ihr Schicksal in die Hände der alles vergessenden See zu legen.
    Sie wandte sich um, um hinter sich zu sehen, und das blau-grüne Flackern des Zimmers erinnerte sie hämisch an die grünen und schleimtriefenden Dinge, die in ihrem Inneren die gestohlenen Sekrete gemordeter Kinder versprühten und die sie an diesen Ort der Finsternis geführt hatten.
    Und plötzlich schien die Surfmusik von unter ihr zu kommen, wie eine große, unsichtbare See, deren Wogen an das Betongestade der Balustrade rollten, gegen die sie sich nun lehnte, und die sie zu rufen schienen mit der lautlosen Stimme der Ewigkeit, sich ihnen zu überlassen und sich ihnen hinzugeben, um von den tosenden Wassern weggetragen zu werden … fort … fort …
    Fort vom spöttischen Echsengesicht von Benedict Howards, mit seinen kalten Reptilienaugen, die sie aus seiner knochenweißen Wurmhöhle anzustarren schienen … Fort, so versprach das Meer, von den monströsen, tropfenden Dingen in ihr … fort … fort … fort …
    Auf einer Steinsäule, nicht weit entfernt, stand ein Vidphonzweitanschluß, der tote, graue Schirm schien auf sie zuzuspringen. Jack! Jack! Oh Jack!
    JACK JACK JACK … Der Klang seines Namens war ein hart konturierter Schatten vor ihr, und plötzlich ertappte sie ihre Hand beim Wählen seiner Bürovidphonnummer. Jack Jack Jack …
    „Sara …“ Jacks Gesicht war ein kleiner Mond aus knochenweißem Phosphor auf dem Vidphonschirm. „Was, zum Teufel, ist los? Ich gehe in einer halben Stunde auf Sendung.“
    Obwohl er nur

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