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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Vince ihn ausgeblendet. Howards’ Gesicht war ganz vom Schirm verbannt, sein Ton abgeschaltet, Barrons Gesicht war zu sehen.
    Verfickt noch mal, murmelte Barron fast laut. Ausgerechnet jetzt auszunippen! Was … Plötzlich schlug ein Blitz in seinem Gehirn ein, der Barron fast aus dem Sessel haute: Bennie ist vollkommen übergeschnappt! Weiß nicht mehr, was er sagt. Ich kann vielleicht noch mehr erreichen als nur das Geständnis, daß er Hennering ermordet hat. Vielleicht kann ich ihn auf Sendung dazu bringen, einzugestehen, daß er mich übertölpelt hat, daß ich keine Ahnung von der Art der Behandlung hatte. Die Wahrheit! Vielleicht ist er wirklich so verrückt, daß er die Wahrheit zugibt. Aber dazu muß ich alles auf den Tisch legen, ich muß ihm sogar seine Weltuntergangsmaschine wegnehmen, ich muß alle Register ziehen und ihnen alles in ihre fetten kleinen Gesichter dort draußen schleudern, mein Leben, alles. Premiere: zum ersten Mal im Fernsehen – die ganze verfickte Wahrheit!
    „Sagen Sie’s ihnen, Howards“, forderte er, „erzählen Sie dem ganzen Land, was Sie vorhaben. Erzählen Sie ihnen etwas über Teddy Hennering und die Stiftung für Menschliche Unsterblichkeit, erzählen Sie von der Unsterblichkeit im Inneren. Sagen Sie frei heraus wie das ist, ein Mörder zu sein.“
    Er pausierte kurz, dann tippte er das Fußpedal zweimal – nichts geschah. Gelardi schüttelte hinter dem Glas der Kontrollkabine den Kopf. „Nein.“ Barron trat wieder auf das Fußpedal – wieder schüttelte Vince den Kopf. Barron trat mit aller Wucht mit dem Fuß auf. Vince stöhnte lautlos, dann gab er nach, und kurz darauf nahm Howards’ Gesicht drei Viertel des Schirms ein.
    „Sagen Sie es ihnen, sonst werde ich es tun“, sagte Barron, und gab mit dem Fuß das Signal für einen Werbespot in zwei Minuten. Er grinste fast, als Vince die Hände spöttisch zu einem dankbaren Stoßgebet faltete.
    „Hören Sie, Barron, es ist noch nicht zu spät“, winselte Howards, aus dessen Gesicht die Wut gewichen war und das nun nur noch kalkweiß und angstverzerrt aussah. „Noch nicht zu spät, den verblassenden schwarzen Kreis aufzuhalten, der sich unaufhörlich schließt … ich werde nichts sagen, Barron, das schwöre ich Ihnen. Wir beide, wir können ewig leben, Barron, wir können jung sein und stark sein und morgens die Luft riechen, es ist nicht zu spät, ich schwöre es, ich und Sie und Ihre Frau …“
    Barron gab Vince ein Signal, den Schirm zweigeteilt zu belassen, und sagte leise, abgewogen, wobei etwas Härteres als Schmerz, aber etwas Weicheres als Zorn in seinen Augen funkelte: „Meine Frau ist tot, Howards. Sie sprang aus dem dreiundzwanzigsten Stock, aus dem dreiundzwanzigsten Stock. Selbstmord … aber nicht aus meiner Sicht. Aus meiner Sicht haben Sie sie getötet, als hätten Sie sie gestoßen. Haben Sie jetzt Angst, Bennie? Können Sie sich vorstellen, was in meinem Kopf vor sich geht?“
    Unglaublicherweise führte die vollkommene Angst in Benedict Howards’ Gesicht noch einen Quantensprung nach vorne aus. Jetzt war es mehr als Terror, es war abgrundtiefe, paranoide Verzweiflung. Und er konnte nur noch murmeln: „Nein … nein … nein … nein … nein …“, wie ein obszönes, Millionen Jahre altes Kind, zitternde, nasse Lippen sabberten wie ein unglaublich altes Baby. Er wußte es. Er konnte es sich vorstellen.
    Als die Anzeige „90 Sekunden“ verkündete, verlangte Barron nach dem ganzen Schirm, den er auch bekam. „Sprechen wir davon, warum meine Frau sterben mußte“, sagte er mit einer Stimme, die er sorgfältig zu einer künstlichen, kaum beherrschten Ersatzruhe komponierte, was wesentlich wirkungsvoller war als jeder hysterische Ausbruch, was an dieser Stelle hätte sein können.
    „Meine Frau starb, weil Benedict Howards sie unsterblich machte“, sagte er. „Er machte sie unsterblich, und das hat sie umgebracht, ist das nicht ein Witz? Sie konnte nicht mehr leben, nachdem sie herausgefunden hatte … Sara war nicht die einzige, die von ihrer Unsterblichkeit umgebracht wurde – ein armes Kind, dessen Körper von der Stiftung bestrahlt worden war, bis es zu einer einzigen riesigen Krebsgeschwulst wurde, damit sie seine speziellen Drüsen herausnehmen und meiner Frau einpflanzen konnten, mußte ebenfalls sterben. Damit sie ewig leben konnte.
    Aber sie wird nicht ewig leben, sie ist tot. Sie hat sich selbst umgebracht, weil sie nicht mit dem Wissen dessen fertig werden konnte, was man ihr

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