Champion Jack Barron
Basiliskenlächeln nähernd, das besagte, ich weiß alles, kenne die nächsten Worte die sie sagen wird warum sie sie sagen wird kenne ihr Inneres besser als sie selbst, und aus ureigensten Gründen, die sie niemals begreifen konnte, schien er sie noch dazu zu provozieren.
„Ich … ich nehme kaum an, Sie haben mich herkommen lassen, um sich mit mir über existentielle Philosophie zu unterhalten“, sagte sie lauernd.
„Philosophie?“ konterte Benedict Howards, und das Wort wurde in seinem Mund zu Scheiße. „Ich werde Ihnen keinen akademischen Berkeleyscheißdreck erzählen, ich spreche von der harten Wirklichkeit – vom Tod, der härtesten Wirklichkeit, die es gibt. Oder kennen Sie eine härtere?
Ich nicht, und ich habe dem Tod schon mitten in sein häßliches Gesicht gesehen, und Sie glauben mir besser, dieser verblassende schwarze Kreis, während das Leben in Röhren und Kanülen wegtropft, ist der häßlichste Anblick, den es gibt. Und genau das wird Ihnen widerfahren, Sara Westerfeld, und Sie können nichts dagegen tun. Nächste Woche oder nächstes Jahr oder sechzig Jahre später, irgendwann einmal werden Sie in diese Grube hinunterschauen, in diese grundlose Grube, und Ihr letzter Gedanke wird sein, daß Sie nun nie mehr denken werden. Haben Sie das in Ihren Philosophievorlesungen in Berkeley gehört, Miss Westerfeld?“
„Worauf wollen Sie hinaus?“ schrie Sara vom Rand des dunklen häßlichen Kraters mit der grundlosen Grube des Nichts der Ausgeburt des Bösen dem geifernden Echsenmann zu, der unaussprechliche Bilder der Furcht über die verfluchten Wände ihres Geistes krabbeln ließ.
„Ich versuche, Sie zu kaufen, Miss Westerfeld“, antwortete er leise. „Und glauben Sie mir, Sie werden verkaufen. Niemand sagt nein zu Benedict Howards. Weil ich mit harter Münze zahle; ich kaufe Sie total, aber ich zahle auch total. Ich zahle mit etwas, das jeder haben will.“
„Sie sind wahnsinnig!“ sagte Sara. „Ich will nichts mit Ihnen zu tun haben, um keinen Preis der Welt.“
„Stellen Sie sich vor, was es heißt, tot zu sein“, zischelte Benedict Howards fast hypnotisierend. „Tot … nichts weiter als ein Haufen wurmzerfressenen Fleisches, das unterirdisch verrottet. Das ist das Ende, Sara, das Ende all Ihrer gottverdammten Prinzipien, das Ende von allem, was Sie je waren oder sein wollten. Sie können den Tod nicht schlagen, Miss Westerfeld, alles, was Sie tun oder getan haben, führt unweigerlich zu einem faulenden Fleischklumpen. Früher oder später. Meistens früher.“
„Warum … warum …“ murmelte Sara. Niemand spricht über so etwas, dachte sie. Man lebt damit, indem man es ignoriert und es vergißt, sonst zerren sie einen mal schreiend von irgendeiner Wand weg. Warum schreist du nicht, wenn du dir selbst zuhörst, Benedict Howards?
„Ich erzähle Ihnen vom Tod, damit Sie das Leben schätzen lernen“, fuhr Howards fort, „Ihr unsterbliches Leben. Denn Sie müssen nicht sterben, Miss Westerfeld, niemals. Ein Platz in einem Gefriersarg gibt Ihnen Sicherheit, wenn Sie sterben – aber Sie müssen niemals richtig sterben. Sie legen sich einfach an einem Tag schlafen und wachen am nächsten wieder auf. Schlägt das dem Tod nicht ein Schnippchen, Miss Westerfeld?“
„Ein Platz in der Gefrieranlage – aber wofür? Soviel Geld habe ich nicht. Außerdem ist es nicht fair – ein paar Leute, die etwas für Sie Brauchbares haben, leben immer weiter, und die anderen müssen einfach so sterben. Das ist so furchtbar an Ihnen und Ihrer Stiftung – die Leute sterben zu Tausenden, während ein paar reiche Bastarde wie Sie das ewige Leben bekommen! Ein öffentliches Gefrierprogramm würde …“
„Wer ist jetzt der gottverdammte Philosoph?“ schnob Benedict Howards wütend. „Sicher, niemand sollte sterben. Aber da ich nicht jeden einfrieren kann, friere ich eben diejenigen ein, die mir auch etwas dafür bieten können. Bin ich ein Monster, weil ich nicht jedem einen Gefallen tun kann? Öffentliche Einfrierung ist Scheiße! Ich habe das einzig verläßliche Gefriersystem, das existiert oder jemals existieren wird; Sie kommen mit mir ins Geschäft, oder Sie werden von den Würmern gefressen. Man fühlt sich verdammt wertvoll, wenn man stirbt, aber deswegen ist man auch nicht weniger tot. Was meinen Sie, können Sie nun noch aufstehen und gehen und mich nie mehr wiedersehen?“
Sich nur ihres Fleisches, ihrer Lippen, ihrer blutvollen Zunge bewußt, als sie die Worte formte,
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