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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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wovor, aber oh, oh, ich habe solche Angst. Macht, das wird er sagen, die Arena, wo alles abgeht, essentieller Marktplatz der Macht, Baby.
    Das wird er sagen, dieser abgewichste Bastard. Zwei von einer Sorte, Jack und Howards. Jack wüßte genau, was er sagen und was er nicht sagen dürfte, um diese verdammte, schleimige Echse binnen fünfzehn Minuten in ein Netz zu verstricken. Jack schon.
    Jack …
    Über den Rasen, einen Pfad an der Seite des Gebäudes hinab, hinein in ein kleineres Vorgebäude mit Fenstern; kalte, pastellblaue Hallen mit roten Plüschteppichen, Walnußtüren, Gerüchen nach Sekretärinnen, Kaffee, sanftes Klicken elektrischer, gedämpfter Schreibmaschinen, menschliche Stimmen – ein Bürogebäude, nicht die Hauptbühne, keine gurgelnden Pumpen, Blutkonserven, chemische Gerüche des Gefriergebäudes mit Lage um Lage gefrorener toter Körper, kalter, aufragender Friedhof (kälter als jeder andere Friedhof) lagen schwer in der Luft des Korridors. Nur ein Bürogebäude, lausige Büros, texanische, industrieentworfene Geschmacklosigkeit des Designs, Benedict Howards’ Bürogebäude.
    Aber das vertiefte ihre Furcht nur noch. Gesichtsloses Gebäude wie fensterloser Gefrierkomplex gesichtsloser Todesgott Howards gesichtslose freundliche Botschaft gesichtsloser freundlicher Botschaftsüberbringer Gesichtslosigkeit von Jacks verdammt realer Welt, der Machtwelt wo Menschen gesichtslose Bilder füreinander sind und nur Bauern auf dem Schachbrett des gesichtslosen Spiels um Leben und Tod.
    Niemals meine Welt, dachte sie. Wie eine Überdosis von niederschmetternder Realität, übles Acid Freak-out, A-Headwelt, überall nur scharfkantige Paranoia. Fühle mich wie weichfleischernes Geschöpf in stählernem Wald, Welt der Messer, der Schwänze wie stählerne Streben.
    Jack … Jack, du Hurensohn, warum bist du nicht hier bei mir? Jack würd’s dir schon geben, Benedict Howards! Warmer, liebender Mut, um die Welt zu erleuchten, Handschuhe, ins Gesicht von Berkeleybullen geschleudert, von Los-Angeles-Bullen, Alabamabullen, Spießern mit ihrem Faustrecht, ich und mein Mann gegen alle, vögeln im Freien, Gefühl seines Körpers neben mir, im Bett, auf einem Ellbogen, am Telefon im Gespräch mit Luke, dabei, die Welt in Ordnung zu bringen, unsere Freunde lauschen alle mit strahlenden Gesichtern der Stimme der Hoffnung in meinem Bett, die das Unmögliche möglich zu machen scheint. Ein Mann, darauf kommt’s an, Benedict Howards, keine umherziehende Echsenkreatur, süßer Mast aus Fleisch, stärker und ausdauernder als stählerne Strebe.
    Oh, Jack, wo hast du es verloren wo ist es wo bist du ich brauche dich jetzt mein Ritter in weicher Fleischrüstung mit deinen Armen um meine Taille, Gesicht nach unten, gegen einen heulenden Mob, und nur deine Stimme als Schwert, unsere Liebe als Schild …
    Sie erschauerte, als der Kahle eine Tür öffnete und sie durch ein verlassenes Vorzimmer führte – eine halbvolle Kaffeetasse stand immer noch auf dem Schreibtisch, als wären alle Zeugen hastig entfernt worden vom schauerlichen Schauplatz der gräßlichen Zusammenkunft von Echse/Mensch, Fleisch/Stahl. Und sie erinnerte sich daran, wie allein sie war, wie vollkommen allein, wie weit entfernt von ihrem Ritter von der rostigen Rüstung – nur der Schmerz der Erinnerung erinnerte sie noch an Jack.
    Und sie erinnerte sich auch an seine letzten Worte, traurige, mutlose Worte, sogar ohne die Wärme des Zorns: „Die Zeit der Kindereien ist vorüber, Baby. Such dir einen hübsch idealistischen Burschen mit einem schön dicken Schwanz, vielleicht wirst du glücklich. Das paßt nicht mehr in meine Welt, paßt nicht mehr zu mir. Ich habe meinen Teil der Action, und ich will kein Verlierer mehr sein, nicht mal für dich, Sara.“ Und er hatte sie nicht mal zum Abschied geküßt.
    Die Kälte der Erinnerung schmiedete eine Art Stahl in ihr. Sie behielt die Erinnerung an Jack in sich, um sich zu wärmen, sein Bild, um zornig zu werden. Als der kahle Mann beiseite trat, betrat sie das Büro. Er hielt ihr die Tür und sagte: „Mr. Howards, dies ist Sara Westerfeld.“
    Und schloß die Tür hinter ihr.
     
    Der Mann hinter dem wuchtigen, kahlen Teakholzschreibtisch (nicht sein Schreibtisch, dachte sie, er benutzt dieses Büro nicht oft, der Tisch ist überhaupt nicht benutzt) sah mehr aus wie jemandes guter Onkel Bill – rosa, altbacken angezogen in einem losen, veralteten kastanienbraunen Anzug mit Westchen aus den Siebzigern – und gar

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