Champion Jack Barron
Howards“, sagte er unverbindlich. „Ich bin nur dazu da, Licht in finstere Machenschaften zu bringen … als würde man feuchte Steine umdrehen, um zu sehen, was darunter krabbelt. Ich bin nicht dazu da, jedem alles zu erzählen, ich stelle nur Fragen, auf deren Antworten Amerika gespannt ist. Die Unterhaltung muß vom anderen Ende der Leitung kommen, von Ihrem Ende, Mr. Howards.
Und da Sie ja, wie gesagt, die Show verfolgt haben, wollen wir hundert Millionen Amerikaner nicht mit Wiederholungen langweilen. Kommen wir gleich zur Itzibitzisache. Da liegt ein Mann sterbend in einem Hospital in Chikago – Tatsache. Sie haben einen Gefrierkomplex in Cicero, nicht wahr? Auch eine harte Tatsache. Mrs. Pulaski hier und ihre Familie wollen einen Platz in diesem Komplex für diesen Mann, für Mr. Lopat. Wenn er nicht einen Platz in diesem Komplex bekommt, dann stirbt er und ist unwiederbringlich tot. Wird er eingefroren, dann hat er dieselbe Chance auf das ewige Leben wie jeder andere auch, der tiefgefroren wird. Sie haben Howard Lopats Leben in Ihrer Hand, Mr. Howards, Sie können sagen, ob er leben oder sterben wird. Sie erkennen sicher schon, Mr. Howards, das alles führt zu einer einzigen Frage, und hundert Millionen Amerikaner wissen, Sie und nur Sie haben die Antwort darauf: Wird Mr. Lopat leben oder sterben?“
Howards Kiefer sank herunter, und einen Herzschlag lang blieb die Zeit stehen; er schien nachzudenken, dann schloß er den Mund wieder. (Hab’ dich direkt auf Messers Schneide, Bennie – das alte Neroschpiel: Daumen hoch, lebt der Vogel, Daumen runter, stirbt der Vogel. Daumen runter, dann bist du vor hundert Millionen Menschen ein Mörder. Daumen hoch, dann öffnest du die Flutschleußen, und der Damm ist offen für jeden Sterblichen, das Volk, Mr. Howards, das ist’s das Volk, freies Einfrieren für jeden auf Kosten von Kaiser Howards … Was immer du auch als nächstes sagen wirst, Bennie, es wird das Falsche sein.)
„Weder Sie noch Mrs. Pulaski verstehen die Situation richtig“, sagte er schließlich. „Ich habe nicht die Macht zu bestimmen, wer eingefroren wird und wer nicht. Die hat niemand. Bestimmend sind dabei rein ökonomische Gesichtspunkte, wie bei der Frage, wer sich einen neuen Cadillac leisten kann und wer weiter in einem alten Ford herumfahren muß. Jeder Gefrorene muß der Stiftung fünfzigtausend Dollar überlassen. Ich versichere Ihnen, wenn Mr. Lopat oder seine Angehörigen die erforderliche Summe aufbringen können, dann wird er seinen Platz bekommen, wenn es das ist, was sie wollen.“
„Mrs. Pulaski?“ fragte Barron und gab Vince ein Signal, den Ton zuzuschalten.
„Fünfzigtausend Dollar!“ erboste sich Mrs. Pulaski. „Ein Mann wie Sie hat keine Ahnung, wieviel Geld das ist – mehr als mein Mann in acht Jahren verdienen kann, und außerdem hat der eine Familie zu versorgen! Die anfallenden Kosten, die Ärzte, die Spezialisten, die lassen sich nicht mal mit Hilfe von Medicare abdecken, und unser ganzes Erspartes, unseres, das meines Vaters und meines Bruders, ist bereits aufgebraucht. Warum machen Sie nicht einfach eine Million oder eine Milliarde draus, was spielt das schon für eine Rolle, wenn gewöhnliche Leute es sich nicht leisten können? Was ist das für ein schäbiges …“ Ihre Stimme schwappte über und versank schließlich in simulierten statischen Störgeräuschen, als Vince sie ausblendete.
„Scheint, als wäre bei Mrs. Pulaskis Verbindung der Wurm drin“, sagte Barron, während Vince die Bilder wieder korrigierte, wobei er Howards’ unbehaglichem Gesicht den halben Schirm gab, zusammen mit dem Barrons, und Mrs. Pulaski zu einer winzigen schwarzweißen Bedeutungslosigkeit herabdrehte, die zu ihnen aufsah. „Aber ich glaube, sie hat alles Wesentliche gesagt. Fünfzigtausend Dollar sind eine Menge Geld, wenn man Lebenshaltungskosten und Steuern berücksichtigt. Sie wissen, ich bekomme eine Menge Kohlen für diese Show, ich verdiene damit eine Menge mehr als viele Leute im Land, und nicht mal ich kann es mir leisten, eine so große Menge Geld einfach wegzuwerfen. Wenn Sie also den Preis für einen Gefriersarg auf fünzig Riesen festlegen, dann heißt das in der Tat, daß Sie neunzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung zu Wurmfutter machen, wenn sie sterben, während ein paar wenige Schwerreiche die Fahrkarte in die Ewigkeit kaufen können. Scheint nicht so ganz in Ordnung zu sein, daß man mit Geld Leben kaufen kann. Vielleicht haben die Leute, die
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