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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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hat er nur was Schlechtes gegessen. Trotzdem, zu dumm, dachte er, als die Anzeige „90 Sekunden“ anzeigte.
    „Was ist los mit Ihnen, Mr. Howards?“ erkundigte Barron sich, „können Sie sich nicht mit der Situation identifizieren? Okay, Mrs. Pulaski, dann helfen wir Mr. Howards eben ein bißchen auf die Sprünge. Bitte richten Sie Ihre Kamera auf Ihren Vater, und lassen Sie sie dort.“
    Vince ist wirklich immer am Ball, dachte Barron, als Vince dem wirbelnden Schwarzweißbild den ganzen Schirm zur Verfügung stellte, wo nun wieder Vasen, Wände und Decken tanzten, bis schließlich das verbrauchte Gesicht des alten Mannes voll zu sehen war, groß wie unter einer Zeitungsschlagzeile, ein langer Gummischlauch ging von einem Nasenloch aus und war mit Heftpflaster an der Stirn festgeklebt, das graue Totenbettfoto war in einem seltsamen Heimvideowinkel aufgenommen, wodurch die blicklosen Augen des alten Mannes direkt auf Howards zu starren schienen, der wieder winzig in der linken unteren Ecke aufgetaucht war und verdammt an den rächenden Geist des Todes erinnerte, der auf ein Insekt herabblickt, das er unter einem feuchten Stein hervorgelockt hat. „60 Sekunden“ strahlte die Anzeige.
    Und Jack Barron, mit einer Einst-im-Mai-Stimme von außerhalb der Kamera, verwandelte Howards Gesicht in eine Maske von Entsetzen und Wahnsinn, als er sagte: „Sehen Sie, Howards, Sie betrachten den Tod. Das sind keine 50 000 Dollar auf Ihrem Kontoauszug, sondern ein lebendes, menschliches Wesen, das im Sterben liegt. Nur zu, betrachten Sie das Gesicht, die Schmerzen, sehen Sie die Krankheit, die es innerlich verzehrt, direkt hinter der Maske? Aber das ist keine Maske, Howards, es ist ein Mensch, ein menschliches Lebenslicht, das im Begriff steht, für immer ausgeblasen zu werden. Im Endeffekt läuft es bei uns allen darauf hinaus, früher oder später ringen wir alle einmal um nur noch einen weiteren Atemzug, einen weiteren Augenblick Leben, bevor das Große Nichts uns umfängt. Und so gehen wir dahin, wegen fünfzigtausend Dollar. Was ist so heilig an fünfzig Riesen, daß man damit das Leben eines Menschen kaufen kann? Wieviel Silberlinge entsprechen 50 000 Dollar, Mr. Howards? Tausend, zweitausend? Einstmals wurde das Leben eines Menschen für dreißig Silberlinge gehandelt, Mr. Howards, nur dreißig, und es handelte sich um Jesus Christus. Wie viele Leben haben Sie in Ihren Gefrierkomplexen, die mehr wert sind als Seines? Glauben Sie, das Leben eines beliebigen Menschen könnte mehr Geld wert sein als das Leben von Jesus Christus?“
    Und nun füllte Gelardi den Schirm mit dem Bild von Benedict Howards in einer extremen Nahaufnahme. Er war kreidebleich, und man konnte jede Pore, jeden Pickel der Haut sehen, das Gesicht eines eingesperrten, wahnsinnigen Fleischfressers, dachte Jack Barron, der nun verkündete: „Vielleicht bekommen wir nach diesem Wort unseres Sponsors ein paar Worte von Benedict Howards zu hören.“
    Jesus H. selbst auf ’nem Fahrrad, dachte Barron freudestrahlend, als der Werbespot begann. An Tagen wie diesem fürchte ich mich vor mir selbst.
     
    „Ooooh, Mann, wie cter scharf drauf ist, mit dir zu sprechen!“ sagte Vince Gelardis Stimme über den Interkomkreis, als der Spot begann. „Hört sich an, als litte er an vollkommener Hydrophobie.“ Barron sah Gelardi grinsen, gab ihm ein Zeichen, worauf die Anzeigentafel bei „90 Sekunden“ zu zählen begann, dann drückte er auf den Knopf des Vidphons Nummer zwei, Benedict Howards’ Gesicht erschien auf dem Schirm, und kurz danach hörte man auch seine Stimme mitten in einer Tirade:
    „… bei allen verdammten Hurensöhnen! Keiner spielt solche Spielchen mit Benedict Howards. Sie rehabilitieren mich augenblicklich wieder, sonst habe ich Sie wegen Verleumdung binnen kürzester Zeit vom Bildschirm weg und im Gefängnis …“
    „Verpissen Sie sich, Howards!“ sagte Barron. „Und bevor Sie Ihr großes Maul wieder aufreißen, möchte ich Sie daran erinnern, daß dieses Gespräch durch die Kontrollkabine geht, es ist keine Privatleitung.“ (Hier warf er Howards einen beruhigenden Wir-spielen-noch-nicht-die-Flinte-ins-Korn-werfen-Blick zu). „Sie wissen genau, worauf das alles hinausläuft, und Sie haben noch genau sechzig Sekunden Zeit, bevor wir wieder auf Sendung sind, um mir Gründe zu nennen, weshalb ich Sie rehabilitieren sollte, aber nicht nur dumme Drohungen. Ich mag Drohungen überhaupt nicht. Ich werde Ihnen nur mal kurz andeuten, was in der

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