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Champion Jack Barron

Champion Jack Barron

Titel: Champion Jack Barron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norman Spinrad
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Amerikanern “(er zerdehnte diese Worte ganz speziell für einen einzigen Zuschauer, einhundert Millionen, Bennie, zähl sie, 1 000 000), „und das ist Ihre Chance, sie alle wissen zu lassen, was Sie plagt, um ein Stück von der Action abzubekommen, denn um die große Action geht’s, wenn man sich an Champion Jack Barron wendet. Also sagen Sie’s uns, hier und jetzt, live, ohne Zeitverzögerung – was plagt Sie?“
    „Mein … mein Name ist Dolores Pulaski“, sagte die Frau, „und ich versuche schon seit drei Wochen, mit Ihnen zu sprechen, Mr. Barron, aber ich weiß, es ist nicht Ihre Schuld. (Vince gab ihr drei Viertel des Schirms, verbannte Barron in die obere rechte Ecke, vierfarbige Kreuzritter, verdrängt von der gähnenden grauen Notwendigkeit. Genau richtig, dachte Barron.) Ich rufe für meinen Vater an, Harold Lopat. Er … kann nicht selbst sprechen.“ Ihre Lippen zitterten, hart am Rand des Schluchzens.
    Jesus Christus, dachte Barron, hoffentlich hat mir Vince da keine Heulsuse durchgegeben, muß dieses WeibsbikTn bißchen aufpäppeln, sonst fahr’ ich Howards zu sehr an die Karre. „Nur die Ruhe, Mrs. Pulaski“, beruhigte er sie. „Sie sprechen mit Freunden. Wir sind alle auf Ihrer Seite.“
    „Tut mir leid“, sagte die Frau, „es ist nur so schwer …“ Ihre Augen waren furchtsam und hoffnungslos, ihr Kiefer verhärtete sich, ihre Spannung wurde herrlich auf den Schirm übertragen, während sie sich zur Ruhe zwang. „Ich rufe aus dem Kennedy Hospital für Chronische Krankheiten in Chikago an. Mein Vater ist schon seit zehn Wochen hier … Sterben … er wird sterben … Er hat Krebs, Magenkrebs, der sich bereits auf die Lymph … die Lymphgefäße ausgedehnt hat, und die Ärzte sagen alle … wir hatten vier Spezialisten hier … Er stirbt! Er stirbt! Sie sagen, sie können nichts unternehmen. Mein Vater, Mr. Barron, mein Vater … er wird sterben !“
    Sie begann zu schluchzen, dann verschwand sie aus der Kamera, eine bleiche Hand glitt über das Vidphonbild, als sie ihr Vidphon nahm und in den Raum richtete. Flackernd, zitternd und desorientiert glitten Teilansichten des Krankenzimmers über den Bildschirm: Wände, welke Blumen, Transfusionsflaschen, Betten, Decken, das runzlige, vom Tod gezeichnete Gesicht eines alten Mannes und dann ihre Stimme … „Sehen Sie! Sehen Sie ihn sich doch an!“
    Jesses, dachte Barron und verkleinerte ihren Anteil mit seinem Fußpedal auf ein Viertel des Schirms, doch da hatte Vince selbst schon geschaltet und den vierfarbigen Jack Barron auf drei Viertel vergrößert, während in der oberen linken Ecke immer noch verschwommene Bilder vorbeitaumelten: altes Gesicht welke Blumen Finger Vasen Bettpfanne – aufrüttelndes Bild des Todes, nun umgeben vom farbigen, teilnahmsvollen Großen Bruder Jack Barron, Dolores Pulaskis Schluchzen war nur noch ein weit entfernter, piepsender Laut, als Vince sie ausblendete und Barrons Stimme wieder die Kontrolle übernahm.
    „Nur immer mit der Ruhe, Mrs. Pulaski.“ Barron fing den barschen Ton seiner Stimme gerade noch ab. „Wir alle wollen Ihnen helfen, aber Sie müssen ruhig bleiben. Stellen Sie nun das Vidphon wieder direkt vor sich und vergessen Sie nicht, Sie haben alle Zeit der Welt, uns mitzuteilen, was Ihnen so sehr zu schaffen macht. Und wenn Sie die richtigen Worte nicht finden können, ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Entspannen Sie sich. Hundert Millionen Amerikaner sind auf Ihrer Seite und wollen Ihnen helfen.“
    Das Gesicht der Frau tauchte im linken Quadranten wieder auf, ihre Augen waren stumpf, ihre Kiefer herabgesunken, sie bot ein bleichfleischenes Roboterbild dar, aber Barron wußte, sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Nach etwas Ausheulen hat sie nichts mehr in sich, du kannst sie dazu bringen, alles zu sagen, sie wird keine Wellen mehr machen. Er gab Vince mit dem Fuß Signal, ihr wieder drei Viertel zu geben, mindestens bis zum nächsten Werbespot, solange sie sich benahm.
    „Tut mir leid, daß ich so kurz angebunden zu Ihnen war, Mrs. Pulaski“, sagte Jack Barron sanft. „Wir alle verstehen, wie Ihnen zumute sein muß.“
    „Mir tut es auch leid, Mr. Barron“, antwortete sie mit dröhnendem Flüstern (Vince, dachte Barron, wie immer am Ball, verstärkt ihre Stimme). „Ich fühle mich nur so … wissen Sie, so hilflos, und nun, da ich endlich etwas tun kann, da brach eben alles auf einmal hervor, was ich bisher zurückhalten mußte … ich weiß nicht, was ich sagen oder machen

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