Chancen, Risiken, Folgen 3
Sicher hat Simone welche dabei, doch ich mag sie nicht danach fragen.
Bernhard kommt ins Zimmer, bis auf ein Handtuch um die Körpermitte nackt.
„Irgendwo hab ich Aspirin“, murmelt er und beugt sich über eine Reisetasche, die er unter dem Bett hervorgezogen hat.
Ich glotze das Handtuch an und ertappe mich dabei, dass ich zu dem Gott der Schwerkraft bete, damit es zu Boden fällt, doch zum Glück erhört er mich nicht. Der Frotteestoff bleibt an Ort und Stelle und Bernhard richtet sich mit einem triumphierenden ‚Da ist es ja‘ auf. Sein Blick fällt auf mich und für einen Moment starren wir uns gegenseitig an, bis ich als erster die Wimpern senke.
Von diesem Moment an ist sein Verhalten mir gegenüber anders. Er vermeidet jede Berührung und meist ist er sehr reserviert. Die Unbeschwertheit von gestern ist wie weggeblasen, als wäre sie nie dagewesen, und mein Unwohlsein steigert sich mit jeder Stunde. Egal was ich auch anstelle, sein Verhalten stört mich und ich wünsche mir, dass sich die Vertrautheit zwischen uns wieder einstellt.
Sind andere Menschen zugegen, wie etwa Agnes oder Simone, ist Bernhard wie verwandelt und ganz der Alte, doch kaum sind wir allein, verschließt er sich. Ich traue mich nicht, ihn darauf anzusprechen, und leide still vor mich hin.
„Bernhard? Schläfst du schon?“
Ich liege hellwach in der halbdunklen Kabine und kann einfach keinen Schlaf finden. Bernhard rührt sich, wälzt sich herum und schaut zu mir rüber.
„Was ist denn?“
Seine Stimme klingt mürrisch und mich verlässt fast der Mut, doch ich muss es unbedingt zur Sprache bringen, sonst überstehe ich die kommenden Tage nicht.
„Du bist so anders zu mir. Hab ich dir was getan?“
„Bin ich gar nicht“, knurrt er.
„Oh doch. Du bist distanziert und – es fühlt sich an, als hättest du was gegen mich.“
Klinge ich weinerlich? Ein wenig schon, jedenfalls in meinen Ohren. Bernhard seufzt.
„Versteh mich nicht falsch, aber ich habe den Eindruck, als würdest du ein Abenteuer suchen. Dein Blick heute Morgen. Ich möchte nicht als Spielwiese für neugierige Heteros herhalten.“
Einen Moment lang starre ich ihn an und mein Hals wird ganz eng, als ich erkenne, dass er recht hat. Er reizt mich und ich habe in Bezug auf ihn Gedanken, die für mich ungewöhnlich sind. Nein, nicht ungewöhnlich, einfach nur heiß.
„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so angucken.“
„Du hast es aber getan und deine Absichten waren klar zu erkennen.“
„Hasst du mich jetzt?“
Bernhard schnaubt.
„Das hat nichts mit Hass zu tun. Ich will nur nicht, dass zwischen uns was läuft, so einfach ist das.“
Sekundenlange Stille.
„Du findest mich nicht attraktiv?“
Himmel, wohin führt dieses Gespräch? Ich hätte es eben dabei bewenden lassen sollen, einfach mal die Klappe halten, aber nun ist es zu spät.
„Du bist ein schöner Mann, Cord, und ich gebe zu, dass du mich schon reizt, aber das hat doch keinen Sinn. Hinterher würdest du mich hassen oder behaupten, ich hätte dich verführt.“
Stimmt das? Ich überlege und finde ein Körnchen Wahrheit in seiner Behauptung. Diesmal halte ich den Mund und starre einfach an die Decke, bis mir irgendwann die Augen zufallen.
Am nächsten Tag ist Bernhard wesentlich zugänglicher und eine Prise des alten Wohlbehagens in seiner Nähe kehrt zurück. Die Zeit vergeht wie im Fluge und auch das Verhältnis mit Simone entspannt sich, nachdem sie einen Verehrer gefunden hat. Da Agnes nun im Wege ist, beziehen Bernhard und ich sie in unsere Aktivitäten ein. Ich komme erstaunlich gut mir ihr klar, denn sie entpuppt sich als intelligente Frau, die für jeden Spaß zu haben ist.
Nach dem Abendessen gehen wir erneut in die ‚Schacka-Schacka‘ Bar und lassen den Tag bei ein paar Drinks ausklingen. Diesmal sitzen wir nicht am Tresen, sondern an einem kleinen Tisch, an dem drei Leute Platz finden. Ich nippe an einem Cocktail und gucke den Tanzenden zu, bekomme aber aus dem Augenwinkel mit, dass sich Agnes zu Bernhard beugt und ihm etwas ins Ohr flüstert.
Sofort fühle ich mich ausgeschlossen und ein eifersüchtiger Stich fährt mir in den Magen. Bernhard lacht, dreht sich zu mir und sagt: „Agnes will wissen, ob du über mich Bescheid weißt. Beantwortest du ihr die Frage?“
Ich wende den beiden meine volle Aufmerksamkeit zu.
„Bernhard hat mich eingeweiht und ich bin echt froh darum“, informiere ich Agnes, die das mit einem zufriedenen Kopfnicken zur
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