Chancen, Risiken, Folgen 3
begehrlichen Blick betrachtet“, nuschele ich Bernhard vertrauensselig zu.
Dieser lacht kurz auf, guckt zu meiner Ex hinüber und schüttelt den Kopf.
„Weiber“, murmelt er.
„Also stimmt das nicht?“
Bernhard rührt mit dem Strohhalm in seinem Glas herum, den Blick gesenkt.
„Hör mal, nicht dass du es in den falschen Hals bekommst, aber ich will ehrlich zu dir sein. Ich stehe nicht auf Frauen.“
Ich kichere.
„Nein, sag nicht, du bist schwul.“
„Doch.“ Bernhard hebt den Blick. „Aber ich vergreife mich nicht an Heteros, also keine Sorge. Außerdem bin ich in festen Händen.“
Ich versuche, mit meinem alkoholisierten Gehirn das eben Gesagte zu verarbeiten. Dabei verheddern sich meine Gedanken und ich bin eine Weile sprachlos. Bernhard steht auf Männer, wer hätte das gedacht? So sieht er doch gar nicht aus. Wobei, wie sieht denn ein Schwuler aus? Ich werfe einen Blick auf seine Finger, die lang und schmal sind, aber beim Trinken spreizt er keinen davon ab.
„Wenn du jetzt Bedenken hast, ein Bett mit mir zu teilen, tut es mir leid. Entweder wir machen den Tausch rückgängig oder …“
„Woah! Moment, ich denke doch nur nach“, unterbreche ich meinen Nachbarn. „Ich muss das doch erst mal verarbeiten. Warte bitte mit voreiligen Schlüssen.“
„Okay“, flüstert Bernhard und glotzt wieder in das Glas, als könnte er dort den Sinn des Lebens entdecken.
„Seit wann weißt du es?“, frage ich nach einer Weile.
„Schon immer, seit ich denken kann.“
„Wow! Weiß Agnes davon?“
„Klar.“ Er schaut auf und lächelt mich an. „Sie ist meine beste Freundin und unterstützt mich, wo immer es geht.“
„Ich finde dich mutig.“
Bernhard seufzt.
„Ich finde mich gerade dumm, da ich dich verunsichert habe, gerade wo wir so etwas wie eine Freundschaft geschlossen haben.“
„Mich ehrt, dass du so ehrlich zu mir bist.“ Ich lege eine Hand auf seinen Arm und drücke kurz zu.
„Danke. Dann hoffe ich, dass zwischen uns alles klar ist.“
„Klar“, sage ich im Brustton der Überzeugung.
Ganz so klar ist dann nichts mehr, als wir, uns gegenseitig stützend, die Kabine erreicht haben. Ich kann einfach nicht unbefangen sein, trotz meines angeschlagenen Zustandes, wenn Bernhard sich vor meinen Augen auszieht. Verschämt gucke ich auf den Boden, während ich meine Kleider bis auf die Boxer abstreife, dabei schwanke ich leicht.
„Ich geh als erster ins Bad, okay?“
Ich nicke stumm und lass mich auf die Bettkante plumpsen. Wenig später laufe ich ins Badezimmer und kurz darauf liegen wir nebeneinander auf der Matratze.
„Schlaf schön“, murmelt Bernhard, löscht das Licht und mir fallen gleich die Augen zu.
Gleißendes Sonnenlicht fällt ungehindert durch die Fenster und weckt mich am nächsten Tag. Mein Schädel brummt und ein dichter Pelz bedeckt meine Zunge. Ich wälze mich herum und werde unerwartet mit dem Anblick eines Mannes konfrontiert. Bernhard. Oh Mann, das habe ich ja ganz vergessen.
„Morgen. Hast du auch so einen Kater?“, brummt Bernhard verschlafen.
„Und wie“, antworte ich heiser und versuche ein Lächeln.
„Ich probier’s mal mit einer Dusche.“
Bernhard steigt aus dem Bett und läuft ins Bad. Ich kann seine ganze Kehrseite ungeniert betrachten, was ich auch tue, und mein Blick verweilt auf seinem schmalen Hintern. Attraktiv sieht er schon aus, sehr männlich und muskulös. Dass unter der Bettdecke gerade ein Rohr aufsteigt, ist allerdings merkwürdig, denn ich stehe nicht auf Männer, das wüsste ich doch, oder? Ich denke an Simone und sofort fällt die beginnende Erektion in sich zusammen. Irgendetwas läuft hier falsch.
Die Dusche geht an und das Geräusch des fließenden Wassers bringt meine Blase fast zum Platzen. Ich lausche, warte, doch es dauert an, bis ich es nicht mehr aushalte, aufspringe und ins Bad laufe. Den Blick auf meine Füße gerichtet, hocke ich mich aufs Klobecken, fühle die Erleichterung und gleichzeitig huschen meine Augen hoch. Ich kann kaum etwas erkennen, da Wassertropfen mir die Sicht verstellen, doch die Umrisse von Bernhards Körper genügen, um meine Phantasie anzuregen. Ich werde hart.
Rasch wasche ich mir die Hände und trotte zurück zum Bett, gucke unschlüssig auf das Zelt in meiner Shorts, doch bevor ich eine Entscheidung treffen kann, wird die Brause ausgestellt. Seufzend greife ich nach meiner Jeans, schlüpfe hinein und suche dann in meinem Gepäck nach einer Kopfschmerztablette. Fehlanzeige.
Weitere Kostenlose Bücher